Forschendes Lernen im Fach Geographie

Forschendes Lernen zeichnet sich von anderen Lernformen dadurch aus, dass die Lernenden den Prozess eines Forschungsvorhabens […] in seinen wesentlichen Phasen – von der Entwicklung der Fragen und Hypothesen über die Wahl und Ausführung der Methoden bis zur Prüfung und Darstellung der Ergebnisse in selbstständiger Arbeit oder in aktiver Mitarbeit in einem übergreifenden Projekt – (mit)gestalten, erfahren und reflektieren (Huber 2009).

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Das Forschende Lernen wird an der Universität Münster im Kontext des Praxissemesters als konzeptionell-methodische Leitidee für einen verstärkten Theorie-Praxis-Bezug verstanden. Ausgehend von theoretischen Vorüberlegungen und konkreten schulpraktischen Erfahrungen sollen die Studierenden die Fähigkeit entwickeln, selbstständig individuell bedeutsame Fragestellungen zu entwickeln und diesen theoriegeleitet und systematisch nachzugehen. Im Vordergrund steht dabei die theoriegeleitete Reflexion von (Schul-) Praxis.

Grundlegende Merkmale des Forschenden Lernens sind

  • die selbstständige Entwicklung einer Fragestellung durch die Lernenden, ausgehend von Beobachtungen, individuellem Interesse und Diskussion
  • die selbstständige Wahl und Entwicklung eines Untersuchungsplans zur Beantwortung der Fragestellung
  • die Berücksichtigung wissenschaftlicher Kriterien bei der Bearbeitung der Fragestellung, der mit Stringenz bis zu einem Ergebnis nachgegangen wird
  • die Reflexion der Vorgehensweise sowie die kritische Prüfung der Ergebnisse und ihrer Aussagekraft
  • die klare und nachvollziehbare Darstellung der Untersuchung, der Ergebnisse und ihrer Bedeutung

Welche Potentiale bietet das Forschende Lernen?

Langfristig zielt das Forschende Lernen im Rahmen des Praxissemesters auf die Herausbildung einer überdauernden reflexiv-forschenden Grundhaltung bei den Studierenden als Teil ihrer individuellen Professionsentwicklung ab.
Ausgegangen wird von einem Lehrkräftebild, nach dem diejenigen Lehrpersonen als professionell gelten, die ihren Beruf in einer forschenden Grundhaltung ausüben und dabei praktisches Handeln auf Theorien gründen.

Das Praxissemester bietet Gelegenheit zur Entwicklung einer reflexiv-forschenden Grundhaltung, indem die Studierenden

  • ihre im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten für die Analyse und Gestaltung von Unterricht nutzen und auf diese Weise theoretische Wissensbestände mit der Schulpraxis verknüpfen
  • Theorieansätze und Praxiserfahrungen zueinander in Beziehung setzen und dadurch im Rahmen von Studienprojekten und Unterrichtsvorhaben Potentiale und Grenzen von Theorien erkennen und reflektieren
  • Fragen an den Unterricht stellen und diesen im Rahmen der Studienprojekte und Unterrichtsvorhaben nachgehen. Im Zuge eines kontinuierlichen theoriebasierten Hinterfragens üben die Studierenden damit eine forschend-fragende Grundhaltung gegenüber unterrichtlicher Praxis ein
  • individuelle Fähigkeiten und Einstellungen auf den Prüfstand stellen sowie eigene Handlungsweisen selbstkritisch überprüfen und damit einer unreflektierten Nutzung von Erfahrungswissen und Handlungsroutinen entgegenwirken. Damit sind Anknüpfungspunkte für einen Unterricht gegeben, der sich durch reflektiertes berufliches Handeln kontinuierlich weiterentwickeln kann.

Der Zyklus des Forschenden Lernens – ein Beispiel aus dem Fach Geographie

Die einzelnen Phasen des Forschenden Lernens, die die Studierenden im Rahmen ihrer Studienprojekte durchlaufen, orientieren sich am Forschungszyklus, wie er in der empirischen Sozial- bzw. Bildungsforschung gebräuchlich ist.

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Zur Veranschaulichung der einzelnen Phasen dient das Projekt einer Studierenden zum Thema Förderung der Fähigkeit der symbolischen Dekodierung von Karten. Das Praxisbeispiel finden Sie hier in der PDF Datei.