Trauer um Papst Franziskus
Mit eurer Trauer seid ihr nicht allein – solche Stimmen höre ich vielfach seit Ostermontag aus der christlichen Ökumene anlässlich des Todes von Papst Franziskus. Hohe Wertschätzung wird dem Papst zuteil, weil er das gemeinsame Evangelium glaubwürdig in Wort und Tat verkündigt hat. Der Papst ist eine christliche Stimme, die weltweit gehört wird. Konkurrenzgefühle sind in diesem Zusammenhang nicht angemessen. Die kirchliche Lehre mag zwar in einzelnen Themenbereichen trennen, der Dienst für die Menschen in der Welt eint jedoch. Diese tiefe Überzeugung ist in der Ökumenischen Bewegung stets präsent.
Nicht vergessen werden viele evangelische Geschwister, dass Papst Franziskus 2015 bei seinem Besuch der deutschsprachigen Lutherischen Gemeinde von Rom den Verantwortlichen einen Abendmahlskelch als Gastgeschenk überreichte. Auf die Frage einer evangelischen Frau, ob er es erlaube, dass sie mit ihrem Mann an der Eucharistie teilnehme, sagte er: „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter!“ 2016 hat Papst Franziskus in Lund an den Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum teilgenommen und mit einer schwedischen Bischöfin den Friedensgruß geteilt.

Die Kirchenleitungen der christlichen Konfessionen hat er zu Beginn der Weltsynode 2023 zum Taizé-Gebet eingeladen. Viele sind gekommen und haben sich mit ihm unter das Franziskus-Kreuz gestellt. Bei der Weltsynode 2024 hat er in einer ökumenischen Vesper der Märtyrerinnen und Märtyrer in allen Kirchen gedacht. An den runden Tischen in der Synodenaula saßen auch Christinnen und Christen anderer Konfessionen. In Aufnahme von Anliegen von Johannes Paul II. suchte Papst Franziskus nach einem Weg, die Ausübung seines Dienstamtes mit Formen synodaler Beratung in der gesamten Ökumene zu verbinden.
Mit den ökumenischen Dialogen auf theologischer Ebene war Papst Franziskus wenig vertraut. Er mochte jedoch die liturgischen Feiern insbesondere in der ihm aus Argentinien vertrauten freikirchlich-evangelischen Tradition. Bis zuletzt hoffte er darauf, dass die Orthodoxe Kirche in Russland sich für den Frieden einsetzt.
Ich habe zu Beginn der Eucharistiefeier am späten Vormittag des Ostermontag im Dom zu Münster erfahren, dass Papst Franziskus verstorben ist. Ludger Bornemann, ein in der Ökumene im Heiligen Land erfahrener Priester, hat vor dem Taufgedächtnis davon Kunde gegeben. Seine Gedanken kann ich von Herzen teilen: Die Lebenswende ist auch bei Franziskus in der Taufe geschehen. Die eine Taufe ist das sakramentale Band, das alle Christinnen und Christen verbindet.
Dorothea Sattler