Raphael Hülsbömer beim Actus Academicus

© arn

Raphael Hülsbömer wird am kommenden Freitag den Promotionsvortrag beim Actus Academicus der Katholisch-Theologischen Fakultät halten. Der Festakt für die diesjährigen Absolventinnen und Absolventen findet ab 16 Uhr in der Aula der Katholischen Hochschulgemeinde (Frauenstraße 3-6) statt.

Unter dem Titel „Wächter der Kirche“ nimmt Hülsbömer einen besonders brisanten und wichtigen Fall in den Blick: die Wahl und Einsetzung Konrad von Preysings zum Berliner Bischof im Jahr 1935. Preysing entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem der entschiedensten Gegner des Nationalsozialismus im deutschen Episkopat und zum wichtigsten Ansprechpartner des Heiligen Stuhls in Deutschland. Hülsbömer wird zeigen, wie der Heilige Stuhl im Vorfeld der Bischofsernennung seinen Wunschkandidaten durchsetzte und welche Interessen er verfolgte.

Ausgehend von diesem Beispiel wird Hülsbömer auch allgemeine Ergebnisse seiner Dissertation vorstellen, die Prof. Hubert Wolf als Erst- und der Kirchenrechtler Prof. Thomas Schüller als Zweitgutachter betreut haben. Die Arbeit trägt den Titel „Eugenio Pacelli im Spiegel der Bischofseinsetzungen in Deutschland von 1919 bis 1939“ und wurde mit der Bestnote ausgezeichnet. Hülsbömer wertete ungefähr 17.000 Seiten Quellen in den vatikanischen Archiven aus, um sämtliche 31 Bischofseinsetzungen seines Untersuchungszeitraums minutiös zu rekonstruieren. Viele davon hat er als erster Wissenschaftler aufgearbeitet.

Nach dem Ende der Monarchien im Jahr 1918 wurden die zwischen Staat und Kirche ausgehandelten Verfahren der Bischofswahl neu geregelt. Während dem Kirchenrecht zufolge der Papst die Bischöfe frei ernennen konnte, hatten in Deutschland die Domkapitel und die Regierungen oft ein wichtiges Wort mitzureden. Hülsbömer geht unter anderem auf die Kriterienkataloge für Bischofskandidaten, die Entwicklung der Verfahren, das Verhältnis von Staat und Kirche und das Informantennetz des Vatikans ein. Im Fokus der Arbeit steht Eugenio Pacelli, der als Nuntius in Deutschland und Kardinalstaatssekretär entscheidenden Einfluss auf die Bischofseinsetzungen ausübte, bevor er 1939 zum Papst gewählt wurde und den Namen Pius XII. annahm.

Raphael Hülsbömer ist derzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Faulhaber-Projekt, hat aber auch Erfahrungen als Mitarbeiter am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und im Pacelli-Projekt gesammelt. Die fast 1.600 Seiten umfassende Dissertation wird voraussichtlich im Verlag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt (wbg) veröffentlicht.