Das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum beleuchten
„Wahrheit und Konkurrenz“ lautet der Titel einer Abendveranstaltung am Dienstag, 30. September, die sich mit der jüdischen Dimension des Christentums 60 Jahre nach „Nostra Aetate“ befasst. Sie findet von 18.30 bis 21 Uhr in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster statt.
„Nostra Aetate“ ist der Titel der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Haltung der katholischen Kirche zu nichtchristlichen Religionen. Sie wurde 1965 verabschiedet und erkennt positive Elemente in Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus an, verurteilt Antisemitismus und fordert Dialog auf Augenhöhe.
„So fraglos die Erklärung eine epochale Neubestimmung des Verhältnisses von Katholischer Kirche und Judentum war, so klar sind heute die Grenzen des Dokuments erkennbar. Sechzig Jahre später und angesichts eines global zunehmenden Antisemitismus müssen sich katholische Kirche und Theologie die Frage stellen, wie ernst sie das Judentum genommen haben und heute nehmen?“, schreibt die Akademie Franz Hitze Haus in der Ankündigung.
Um hier neue Schritte zu gehen, müssten Wahrheitsansprüche beider Religionen reflektiert und ins Verhältnis gesetzt werden. Der Abend will aus jüdischer, biblisch-exegetischer, fundamentaltheologischer Sicht dieses Verhältnis darstellen und diskutieren.
Organisiert wird die Veranstaltung von Dr. Johannes Sabel, Direktor der Akademie Franz Hitze Haus, Maria Kröger, stellvertretende Direktorin der Akademie, Prof. Dr. Johannes Schnocks, Institut für Biblische Exegese und Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster.
Weitere Informationen sind im Veranstaltungsflyer zu finden.

Hintergrund zu „Nostra Aetate“
Bis ins 20. Jahrhundert wurde das Judentum aus christlicher Sicht als „verblendet“, „minderwertig“ und „überholt“ beschrieben und verstanden. Christlicher Antijudaismus war nicht die Ausnahme, sondern der theologische und kirchliche Normalfall. Eine Veränderung dieser Sichtweise wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil mit der Erklärung „Nostra Aetate – Über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ 1965 eingeleitet.
Das „gemeinsame Erbe“ und das „geistliche Band“ von Judentum und Christentum wurden betont, ebenso die weiterbestehende Liebe Gottes zu den Juden und der unwiderrufliche Bund Gottes mit Abraham. Vor dem Hintergrund der Shoah sprach sich die Kirche deutlich gegen jede Form des Antijudaismus und Antisemitismus aus.