Die Teilnehmenden am Psalmen-Workshop
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Workshop: Aktuelle Probleme der Psalmen- und Psalterexegese in den Gruppen Ps 35–41 und Ps 113–118

Ein Bericht

Unter dem Titel „Aktuelle Probleme der Psalmen- und Psalterexegese in den Gruppen Ps 35–41 und Ps 113–118“ fand vom 16.02.–18.02.2023 ein Psalmen-Workshop in Münster statt, der im Rahmen des Projekts C3-18 des Exzellenzclusters Religion und Politik der WWU Münster von Prof. Dr. Johannes Schnocks (Projektleitung, Professur für Zeit und Religionsgeschichte des Alten Testaments, Institut für Biblische Exegese und Theologie, Universität Münster) und Katharina Fockenbrock (Projektmitarbeiterin EXC Universität Münster) ausgerichtet wurde.

Im kleinen Kreis von 12 Teilnehmenden wurden die besonderen Herausforderungen dieser Psalmengruppen in Bezug auf redaktionelle und kompositionelle Überlegungen vorgestellt und diskutiert. Dabei wurde auch nach Möglichkeiten gesucht, wie methodisch adäquat mit diesen Herausforderungen umgegangen werden kann.

Am ersten Tag des Workshops wurde zu den Pss 35–41 gearbeitet. Der Vortrag von Prof. Dr. Johannes Schnocks eröffnete den Workshop und setzte sich vor allem mit redaktionsgeschichtlichen Konsequenzen auseinander, die sich aus den Vernetzungen von Ps 40 und Ps 70 in ihrem jeweiligen Umfeld ergeben. Darauf folgte der Vortrag von Margarethe Kelm (Universität Rostock) mit einem Schwerpunkt auf Ps 39. Es konnte unter anderem gezeigt werden, dass redaktionelle Techniken neu zu bedenken sind und zum Beispiel kunstvoll gebaute Psalmen auch als Produkte von Rezeptionsprozessen verstanden werden müssen.

Der Vormittag des zweiten Workshoptages legte den Schwerpunkt auf die Pss 113–118 und begann mit dem Vortrag von Prof. Dr. Judith Gärtner (Universität Rostock), die eine kompositions- und redaktionskritische Analyse der Psalmengruppe vorstellte. Wie Differenzen in den Handschriften und die liturgische Verwendung dieser Psalmengruppe, die kompositorischen Fragen beeinflussen und wertvolle Hinweise geben können, hat Prof. Dr. Clemens Leonhard (Universität Münster) in seinem Vortrag auf der Basis früher rabbinischer Quellen sehr eindrücklich gezeigt. Beide Vorträge lieferten interessante Schlaglichter auf die Frage nach der literarischen Genese der Gruppe Ps 113–118.

Am Nachmittag führte Dipl. Theol. Ludger Hiepel M.A. (Universität Münster) die Teilnehmenden über den über 200 Jahre alten jüdischen Friedhof an der Einsteinstraße und stellte anhand der Gestaltung der Grabsteine und ihrer hebräischen und deutschen Inschriften einige Biographien sowie die Geschichte des Friedhofs und der jüdischen Gemeinde vor. Anschließend verwies Prof. Dr. Friedhelm Hartenstein (LMU München) in seinem Vortrag über die Verwendung von Verben des Meditierens in einigen Psalmen auf Konzepte des „inneren Selbst“ und seiner Transformationen, die auch für die kompositorischen Kontexte der Psalmen von Bedeutung sind. Daran schloss sich der Vortrag von PD Dr. Kathrin Liess (LMU München) an. Sie stellte einen neu erschienenen Psalmenkommentar vor und diskutierte daran den methodischen und hermeneutischen Umgang mit den Psalmen und die Herausforderungen, die das Erstellen eines Psalmen-Kommentars mit sich bringt.

Die Abschlussdiskussion am letzten Workshoptag machte sehr deutlich, dass auch durch neue Anfragen und Erkenntnisse im Bereich der Redaktions- und Kompositionskritik in der Psalmenforschung noch erhebliche methodische Probleme gelöst werden müssen. Gleichzeitig stellt die Materialitätsfrage und der Umgang damit weiterhin ein Problem der Psalmenforschung dar. Daneben wurde auch die Benutzung und Erstellung von Kommentarwerken diskutiert.

Katharina Fockenbrock, Mag. Theol.

Fotos

Katharina Fockenbrock, Mag. Theol.
Katharina Fockenbrock, Mag. Theol.
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  • Prof. Dr. Johannes Schnocks und Katharina Fockenbrock, Mag. Theol.
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  • Prof. Dr. Johannes Schnocks
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  • Margarethe Kelm
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  • Prof. Dr. Judith Gärtner
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  • Prof. Dr. Clemens Leonhard
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  • Die Teilnehmenden des Psalmen-Workshops
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  • Prof. Dr. Friedhelm Hartenstein und die Teilnehmenden
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  • PD Dr. Kathrin Liess
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