Auf dem Balkon der Romagna
Wie ist es zu erklären, dass Auferstehung ein Thema vieler neutestamentlicher Schriften darstellt, aber kaum auf christlichen Grabinschriften der ersten Jahrhunderte zu finden ist? (Christina Gousopoulos, Toronto) – Welches Licht wirft die ‚Conceptual Metapher Theory‘ auf die Schriften des Origenes? (Lavinia Cerioni, Aarhus) – Welche Funktion haben Parabeln im Lukasevangelium und warum interessiert sich der lukanische Petrus für deren Adressaten? (Wolfgang Grünstäudl, Münster) – Warum und gegen wen setzen Frauen Gewalt in zeitgenössischen Papyri des Neuen Testaments ein? (Aliyah El Mansy, Marburg) – Wie wird othering ägyptischer Mönche betrieben? (Blossom Stefaniw, Oslo)
Dieser bunte Blumenstrauß an Fragen sowie viele weitere Themen wurden auf der internationalen und interdisziplinär angelegten Tagung des Italian Centre for Advanced Studies on Religions (CISSR) vom 21.-23.09.2023 diskutiert. Tagungsort waren Räumlichkeiten der Universität Bologna, die sich in einer pittoresken mittelalterlichen Festung im Bergdörfchen Bertinoro, dem „Balkon der Romagna“, befinden und über 80 Teilnehmenden aus Europa und Nordamerika eine inspirierende Umgebung für Austausch und Diskussion boten. Inhaltlich konzentriert sich die jährlich stattfindende Veranstaltung auf das frühe Christentum, beschränkt sich jedoch nicht auf dieses. Vielmehr werden die Geschichte des Judentums und der griechisch-römische, zeitgeschichtliche Kontext des frühen Christentums einbezogen. Dies gelingt u. a. durch die Integration unterschiedlicher wissenschaftlicher Perspektiven wie etwa diejenigen der Exegese, Archäologie, Papyrologie, Religionsanthropologie, Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Abwechslungsreich und lebendig ist die Tagung nicht zuletzt durch die umfangreiche Beteiligung vieler junger Wissenschaftler:innen.
In diesem Jahr nahmen Prof. Dr. Wolfgang Grünstäudl und Julia Pape (beide Professur für Theologie des Neuen Testaments und Biblische Didaktik) an der CISSR-Tagung teil, wobei sie einen direkten Einblick in die vielfältigen vorgestellten Forschungsprojekte gewinnen sowie die internationalen Kontakte des IBET ausbauen konnten.