Stellung gegen Rassismus beziehen
„Rassismus und Menschenfeindlichkeit“ lautete das Thema des siebten Diversity Brown Bag Meetings an der Katholisch-Theologischen Fakultät. In seinem Gastvortrag ging Prof. Dr. Gert Pickel, Professor für Kirchen- und Religionssoziologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig, besonders auf antimuslimischen Rassismus ein. Dr. Égide Pèlerin Muziazia vom Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie in Münster berichtete über seine persönlichen Erfahrungen.

Die Diversity Brown Bag Meetings werden seit 2024 von der Kommission für Gleichstellung und Diversity ausgerichtet. Zur siebten Veranstaltung Ende Oktober 2025 kamen wieder Menschen aus allen Statusgruppen der Fakultät in der Mittagspause zusammen, um sich über das Thema „Rassismus und Menschenfeindlichkeit“ zu informieren und auszutauschen.
Nach einer Begrüßung von Ludger Hiepel, Mitglied der Kommission für Gleichstellung und Diversity, berichtete Égide Pèlerin Muziazia eindrücklich über seine alltäglichen Erfahrungen mit Rassismus. Er war im Sommersemester 2025 Lehrstuhlvertreter am Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie und stellte heraus, dass rassistische Diskriminierungen nicht nur von Einzelpersonen ausgehen, sondern dass auch auf struktureller Ebene, wie im Kontakt mit Behörden, Rassismus besteht.
Égide Pèlerin Muziazia studierte Philosophie an der Université Catholique Saint Augustin de Kinshasa in Kongo und später Theologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München und an der PTH St. Augustin in Köln. 2011 wurde er zum Priester geweiht und 2021 an der der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Münster promoviert. Seit 2022 ist Égide Pèlerin Muziazia Lehrbeauftragter am Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie in Münster. Bis Juni 2025 war er Pfarrer in der Pfarrei St. Vitus in Emmerich am Rhein.
Rassismus in allen Bildungsschichten sehr stark verbreitet
In seinem Vortrag über Rassismus ging Gert Pickel besonders auf antimuslimischen Rassismus ein. Er erklärte die Unterschiede zwischen Stereotypen, Vorurteilen und rassistischem Verhalten. Rassismus bezeichnete er als die Vorstellung, dass bestimmte Gruppen von Menschen durch die Zuschreibung von „Anderheit“ aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion weniger wert seien als die Eigengruppe. Dabei zeigte er auf, dass antimuslimischer Rassismus in Deutschland in allen Bildungsschichten sehr stark verbreitet ist und besonders in Institutionen deutlich wird.

Um Rassismus entgegenzuwirken, sei es unter anderem wichtig, diesen Begriff und die damit verbundenen Diskriminierungen auch zu benennen und sich damit das Problem einzugestehen. Auch „Allyship“ sei in dem Zusammenhang wichtig. Damit ist gemeint, dass auch Menschen, die selbst nicht rassistische Diskriminierung erfahren, (öffentlich) Stellung gegen Rassismus beziehen.
Seit 2009 ist Gert Pickel Professor für Kirchen- und Religionssoziologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig. Zusätzlich ist er auch Beauftragter gegen Antisemitismus an der Universität und seit 2013 auch Mitglied im Vorstand des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität.
Vorträge und Folien im Learnweb
Im frei zugänglichen Learnwebkurs „Diversity Brown Bag Meetings“ sind die Vortragsfolien in Kürze für alle Interessierten einzusehen. Dort sind auch die Folien der anderen Diversity Brown Bag Meetings zu finden. Ebenfalls wird der Vortrag von Égide Muziazia und Gerd Pickel demnächst auch im TheoPodcast zum Nachhören verfügbar sein.
Brown Bag Meetings
Als Brown Bag Meetings (engl. brown bag, dt. braune Tüte) werden informelle Trainings- oder Informationsveranstaltungen in der Mittagspause bezeichnet, bei denen die Zuhörenden ihre mitgebrachten Speisen und Getränke einnehmen können. Kaffee und Tee stehen bereit. Die Brown Bag Meetings dauern circa 90 Minuten.
Die Veranstaltungsreihe Diversity Brown Bag Meeting wurde mit dem Diversity-Preis 2024 der Universität Münster ausgezeichnet. Sie sind eine über mehrere Semester laufende Vortragsreihe, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Diversität, Gleichstellung und Teilhalbe an unserer Fakultät auseinandersetzt. Das Ziel dieser Reihe ist es, für Diskriminierungen sensibel zu werden, Diversity-Kompetenzen auszubauen, auf dem Weg zu inklusiven Strukturen voranzuschreiten und für unsere Fakultät eine dezentrale Diversity-Strategie zu entwickeln. Ein wichtiges Anliegen dabei ist, dass sich an diesem Prozess Menschen aus allen Statusgruppen der Fakultät beteiligen können.
