Das Selbstverständnis und die Gegnerpolemik des Völkerapostels Paulus vor dem Hintergrund antiker Triumphzugspraxis

Prof. Dr. Adrian Wypadlo

Problemskizze

Die sogenannte Apostolatsapologie (2 Kor 2,14-7,4) stellt den theologischen Hauptteil des zweiten Teils der paulinischen Korintherkorrespondenz dar. Paulus eröffnet die der Selbstverteidigung und der Gegnerpolemik dienenden Ausführungen in 2 Kor 2,14 mit einer in der Forschung stark umstrittenen Triumphzugsmetapher, mit der er sich als einen Beteiligten im Triumphzug Christi definiert. Die Wahl dieser Metapher fungiert bei Paulus als ein Topos zur Inkulturation des Evangeliums angesichts der Tatsache, dass Korinth – die Colonia Laus Iulia Corinthiensis – ein beliebter Altersruhesitz römischer Veteranen und folglich stark militärisch geprägt war (vgl. Plutarch Vita Caesaris 57,8).


Ziele

Zur Eruierung des aus der Triumphzugsmetapher sprechenden Selbstverständnisses sind zunächst alle von griechischen und lateinischen Schriftstellern berichteten Triumphzüge zu analysieren. Ein Schwerpunkt bilden solche Triumphzugsbeschreibungen, die das von Paulus gebrauchte Verb qriambeu,ein (thriambeuein – „im Triumphzug aufführen“) aufweisen. In einem zweiten Schritt sind die diversen architektonischen Triumphbögen, insbesondere aus der römischen Prinzipatszeit, darauf hin zu befragen, was die dort zu sehenden Triumphzugsdarstellungen zur Lösung der mit 2 Kor 2,14 vorliegenden Crux Interpretum und damit zur Eruierung des aus der paulinischen Apostolatsapologie sprechenden Selbstverständnisses beitragen können.