

Forschungsprojekte
Die Forschung am Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie konzentriert sich vorwiegend auf die Pluralismusfähigkeit der Religionen, die Beziehungen der Religionen zueinander, ihren dialogischen Austausch und die Möglichkeiten interreligiös angelegter theologischer Reflexion.
Perry Schmidt-Leukel
Strukturen und Muster religiöser Vielfalt
Das Projekt baut auf der Arbeitshypothese auf, dass sich in religiöser Vielfalt bestimmte Strukturen zeigen, die eine fraktale Struktur aufweisen. Diese Strukturmuster sind rekursiv, insofern sie sich auf drei Ebenen religiöser Vielfalt wiederholen: der interreligiösen, intrareligiösen und intrasubjektiven Ebene. Diese These wurde erstmals in den Gifford Lectures des Projektleiters vorgestellt (deutsche Übersetzung: Wahrheit in Vielfalt, Gütersloher Verlagshaus 2019) und breit diskutiert in dem Band: New Paths for Interreligious Theology: Perry Schmidt-Leukel’s Fractal Interpretation of Religious Diversity (Neue Wege interreligiöser Theologie: Perry Schmidt-Leukels fraktale Interpretation religiöser Vielfalt), hg. von P. Knitter und A. Race (Orbis 2019). Sie wird nun in einer ausführlichen Monographie durch einen strukturalistischen Vergleich von Buddhismus und Christentum exemplifiziert werden, der in 2022 erscheinen soll. Das Projekt ist angesiedelt im Exzellenzcluster "Religion und Politik".
Religiöser Pluralismus im Diskurs. Buddhisten und Christen in Myanmar und ihr Umgang mit religiöser Pluralität.
(in Zusammenarbeit mit Hans-Peter Großhans)
DFG-finanziertes Forschungsprojekt.
Madlen Krüger
Religiöser Pluralismus im Diskurs. Buddhisten und Christen in Myanmar und ihr Umgang mit religiöser Pluralität
Das Habilitationsprojekt umfasst eine empirische Studie im Rahmen des DFG-Projekts.
Melanie Barbato
Dialog und Diplomatie. Eine Studie zur Beteiligung des Vatikans und des Ökumenischen Rats der Kirchen an den hinduistisch-christlichen Beziehungen
Das Projekt untersucht anhand von Beispielen des hinduistisch-christlichen Dialogs, wie zwei große religiöse Organisationen mit der Herausforderung umgehen, in ihrer offiziellen Kommunikation eine Brücke zwischen politischen und religiösen Elementen zu schlagen. "Dialog und Diplomatie" wird eine Diskursanalyse zur Beteiligung von Vatikan und Ökumenischem Rat der Kirchen im hinduistisch-christlichen Dialog liefern, einschließlich einer Inhaltsanalyse der offiziellen katholischen und ökumenischen Dokumente.
Mathias Schneider
Buddhistische Interpretationen Jesu. Eine Studie zur regulativen Kraft des interreligiösen Dialogs
Das Dissertationsprojekt untersucht die regulierende Wirkung des Dialogs innerhalb der interreligiösen Begegnung anhand buddhistischer Interpretationen Jesu. Buddhistische Jesusbilder variieren von der Dämonisierung Jesu bis hin zu seiner Akzeptanz als Bodhisattva oder Buddha. Einerseits ist Jesus im Laufe der buddhistisch-christlichen Begegnungsgeschichte scharf kritisiert worden, etwa vom singhalesischen Reformbuddhisten Anagarika Dharmapala oder dem berühmten Zen-Gelehrten D.T. Suzuki. Andererseits haben andere prominente Akteure des buddhistisch-christlichen Dialogs den Weg in den Dialog u.a. über eine wertschätzende Interpretation Jesu gesucht, wie etwa der 14. Dalai Lama, der vietnamesische Mönch und Aktivist Thich Nhat Hanh oder der thailändische Mönch Bhikkhu Buddhadasa.
Die Untersuchung geht davon aus, dass die Konstitution des jeweiligen Jesusbildes prinzipiell von zwei Faktoren bestimmt ist: zum einen durch das begriffliche und doktrinäre Reservoir, auf das eine Religion (in diesem Fall der Buddhismus) bei ihrer Interpretation einer anderen Religion (in diesem Fall das Christentum) zurückgreifen kann; zum anderen durch den konkreten historischen Kontext und die Qualität der Religionsbegegnung, die den Ausschlag für die jeweils gewählte Heterointerpretation geben. Die anhaltende Begegnung mit dem religiös Anderen wirkt im Dialog insofern regulativ, als sie die Dialogpartner zur Reflexion über ihre eigenen Interpretationskategorien und gegebenenfalls zu deren Modifikation nötigt. Dabei wird auch die Frage nicht außer Acht gelassen, wie buddhistische Jesusbilder in der gegenwärtigen christlichen Theologie rezipiert werden, und ob die buddhistische Heterointerpretation eventuell auch auf die christliche Autointerpretation zurückwirkt.
Achim Riggert
Befreiende Vielfalt. Die Religionstheologie und das Konzept des interreligiösen Dialogs von Paul F. Knitter
Der katholische Theologe Paul F. Knitter gehört zu den Pionieren des interreligiösen Dialogs und zu den Mitbegründern einer Pluralistischen Religionstheologie, die er zugleich in eigenständiger Weise weiterentwickelt und profiliert hat. Die Dissertation untersucht in systematisch-theologischer Perspektive den dialogischen und religionstheologischen Ansatz Knitters, seinen (1) biographischen Hintergrund, seine (2) theologische Begründung und Entfaltung und seine (3) praktische Anwendung im christlich-buddhistischen Dialog und christlich-buddhistischer Doppelzugehörigkeit. Auf diesem Weg soll der religionstheologische Ansatz Knitters umfassend rekonstruiert und hinsichtlich seiner Tragfähigkeit für aktuelle religionstheologische Herausforderungen und Fragestellungen evaluiert werden.
Ihsan Altintas
Attitudes Towards Religious Diversity in Islam and Hinduism. A Comparative Study of the Nur Community and the Ramakrishna Mission
The dissertation project compares the (Islamic) Nur Community and the (Hindu) Ramakrishna Mission with a particular focus on their attitude to religious diversity. Both emerged in the 20th century as revivalist movements in their home countries (i.e. Turkey and India) and spread to the West (US, UK, Germany, etc.), now running centers worldwide. Both movements are faith-oriented, text-based (their founder’s writings), have devotees who renounce the world (saṃnyāsins and waqfs), revivalist discourses (mujaddid and avatāra), and the mission of spreading their faith in the diaspora. They take a strong stance against atheism and irreligiosity, have established studies in academia (i.e. Ramakrishna-Vivekananda Studies and Nursi Studies), organize national and international events in the public sphere, and participate in interreligious activities. This study will explore and compare the position of the Nur Community and the Ramakrishna Mission on religious diversity, based on their writings and sociological investigations by means of in-depth interviews with the adherents and key figures of both movements.
German translation:
Einstellungen zur religiösen Vielfalt im Islam und Hinduismus. Eine vergleichende Studie über die Nur-Gemeinschaft und die Ramakrishna Mission
Das Dissertationsprojekt vergleicht die (islamische) Nur-Gemeinschaft und die (hinduistische) Ramakrishna Mission mit besonderem Augenmerk auf ihre Einstellungen zur religiösen Vielfalt. Beide entstanden im 20. Jahrhundert als Erweckungsbewegungen in ihren jeweiligen Herkunftsländern (d. h. in der Türkei und in Indien) und haben sich u.a. durch die weltweite Gründung von Zentren auch im Westen verbreitet (USA, Vereinigtes Königreich, Deutschland usw.). Heute betreiben sie Zentren weltweit. Beide Bewegungen sind glaubensorientiert, textbasiert (die Schriften ihrer Gründer), haben weltentsagende Anhänger (saṃnyāsins und waqfs), Erneuerungsdiskurse (mujaddid und avatāra) und teilen die Mission, ihren jeweiligen Glauben in der Diaspora zu verbreiten. Sie treten entschieden gegen Atheismus und Irreligiosität auf, haben Studien im akademischen Bereich eingerichtet (z. B. Ramakrishna-Vivekananda-Studien und Nursi-Studien), organisieren nationale und internationale Veranstaltungen im öffentlichen Raum und beteiligen sich an interreligiösen Aktivitäten. In dieser Studie werden die Einstellungen der Nur-Gemeinschaft und der Ramakrishna Mission zur religiösen Vielfalt auf der Grundlage von Textanalysen und soziologischer Untersuchungen anhand von ausführlichen Interviews mit den Anhängern und Schlüsselfiguren beider Bewegungen untersucht und verglichen.
Elif Emirahmetoglu
Islam and Eastern Religions
Das Dissertationsprojekt befindet sich zurzeit noch in der Konzeptionsphase. Angestrebt ist eine komparative Untersuchung (von Autoren oder Thematiken) aus dem Islam und einer östlichen Religion mit einer klaren Relevanz für den interreligiösen Dialog.

Perry Schmidt-Leukel
Buddha Mind – Christ Mind. A Christian Commentary on the Bodhicaryāvatāra
Das Bodhicaryāvatāra von Śāntideva (7. oder 8. Jh. n. Chr.) ist eine der einflussreichsten klassischen Darstellungen des Bodhisattva-Ideals im indischen Mahāyāna-Buddhismus. Dieser englischsprachige Kommentar wurde in der Serie „Christian Commentaries on Non-Christian Sacred Texts“ veröffentlicht (Leuven: Peeters – Grand Rapids: Eerdmans; General editor: Catherine Cornille). Neben einer ausführlichen Einleitung, einer detaillierten theologischen Diskussion des Textes und einem systematischen Schlussteil enthält das Buch zugleich eine neue englische Übersetzung des Bodhicaryāvatāra, die von Ernst Steinkellner und Cynthia Peck-Kubaczek angefertigt wurde. Das Projekt ist Teil des Cluster-Projekts Interreligiöse Theologie.
Religious Pluralism and Interreligious Theology
Im ersten Teil präsentiert diese englischsprachige Monographie einen Überblick und eine kritische Analyse pluralistischer Ansätze (im Unterschied zu exklusivistischen und inklusivistischen Ansätzen) im Verständnis religiöser Vielfalt, wie sie zurzeit innerhalb von Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Pluralismus entwickelt werden. Auf dieser Basis skizziert der zweite Teil ein Konzept von Theologie im Sinne einer interreligiösen, kolloquialen Praxis. Teil eins enthält Ergebnisse des Cluster-Projekts Pluralismusfähigkeit der Religionen; Teil zwei enthält die Gifford Lectures 2015.
Buddhist-Christian Relations in Asia
(in Zusammenarbeit mit dem European Network of Buddhist-Christian Studies)
11th conference of the European Network of Buddhist Christian Studies. Internationale Konferenz in St. Ottilien (bei München), 25.-29. Juni 2015, gefördert von DFG, Spalding Trust, Lund Mission, EMW, Missio, Ev. Kirche von Hessen Nassau. Publikation der Konferenzbeiträge im Anschluss an die Konferenz.
Comparative Religion Reconsidered
(in Zusammenarbeit mit Andreas Nehring, Universität Erlangen)
Der gemeinsam herausgegebene Band bietet eine Diskussion der in den letzten Jahrzehnten weit verbreiteten Kritik religionsvergleichender Methodik innerhalb der Religionswissenschaft und stellt Versuche unterschiedlicher Neukonzeptionen und Neubegründungen komparativer Studien vor. Der Band ist aus einer Fachgruppentagung der Sektion „Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie“ der WGTh (Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie) hervorgegangen.
Fabian Völker
Philosophien der Nondualität - Religionshistorische Einordnung und philosophische Kritik der Buddhismusinterpretation David R. Loys
David R. Loy gehört zu den derzeit renommiertesten buddhistischen Denkern mit westlichem Hintergrund. Mit seiner an unterschiedliche religiöse Traditionen anknüpfenden Philosophie der Nondualität beansprucht Loy eine interreligiöse Grundlage, auf der er zugleich eine auf die konkreten Herausforderungen der Gegenwart abzielende Sozial- und Umweltethik etabliert. Neben einer chronologischen Einführung in das Leben und Werk Loys bietet das Buch nicht nur eine umfassende systematische Analyse seines Denkens, sondern zugleich auch eine Einführung in die Bewegung des sozial-engagierten Buddhismus sowie die von Loy behandelten Diskursfelder der Mystik, Transpersonalen Psychologie, Psychohistorie, Tiefenökologie und buddhistischen Wirtschaftslehre.