Profil

  • Religionswissenschaft wird auf sehr unterschiedliche Weise betrieben. Im Seminar für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie liegt ein besonderer Schwerpunkt der Forschung auf dem Studium kognitiver und existentieller Aspekte, d.h. der sinnvermittelnden und herausfordernden Funktion in den Botschaften/Lehren/Praktiken der Religionen. Daher bewegt sich die Arbeit des Seminars im interdisziplinären Grenzgebiet von Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und (nicht ausschließlich christlicher) Theologie.

  • Die von Religionen ausgehende existentielle Herausforderung betrifft nicht allein ihre eigenen Anhänger. Unter den Bedingungen der Gegenwart begegnen sich unterschiedliche Religionen in einem sehr viel breiteren und intensiveren Ausmaß als je zuvor in der Geschichte. In dieser Situation sind Religionen herausgefordert, wechselseitig zueinander Stellung zu nehmen und eine konsistente Deutung religiöser Vielfalt zu entwickeln. Dies impliziert einerseits ein nicht zu unterschätzendes Konfliktpotential, andererseits aber auch die Möglichkeit einer konstruktiven Veränderung in Selbst- und Frendwahrnehmung der Religionen. Das Studium der Religionsbegegnung sowie ihrer im breiteren Sinne „theologischen“ Implikationen bilden daher einen weiteren Schwerpunkt des Seminars.

  • Aus christlicher Sicht wurden andere Religionen in der Vergangenheit häufig unter missionarischer Perspektive wahrgenommen, d.h. sie wurden studiert um sie letztlich zugusten des Christentums zu überwinden. Mit der Umwandlung der vormaligen „Missionswissenschaft“ in „Interkulturelle Theologie“ verbanden einige Pioniere dieses Prozesses (z.B. H.-J. Margull, R. Friedli) das Ziel, der Existenz nicht-christlicher Religionen sowie der konkreten Gestalt ihrer Lehre und Praxis theologisch in einer Weise Rechnung zu tragen, die nicht länger deren Substitution durch das Christentum anzielt, sondern von der Möglichkeit wechselseitiger Veränderung und Bereicherung ausgeht. Dieser Vorstellung wird jedoch durch den Begriff „Interkulturelle Theologie“ nur unzureichend Ausdruck verliehen; sie lässt sich angemessener durch das Konzept einer „Interreligiösen Theologie“ formulieren. Bereits 1987 schrieb daher Richard Friedli (Lexikon Missionstheologischer Grundbegriffe, 182): „Die christliche interkulturelle Theologie öffnet sich so auf eine wachsende interreligiöse Theologie...“. Christliche, wie auch nicht-christliche, Schritte in Richtung einer interreligiösen Theologie bilden den dritten Schwerpunkt in der Arbeit des Seminars.

  • Da die aus der Religionsbegegnung resultierenden Fragen zugleich von hoher gesellschaftspolitischer Relevanz sind, ist das Seminar am Cluster of Excellence „Religion and Politics in Pre-Modern and Modern Cultures“ beteiligt, an dem Prof. Schmidt-Leukel als „Principal Investigator“ mitarbeitet.