Professionelles Pflegehandeln orientiert sich nicht ausschließlich an den Einschränkungen unter denen Patientinnen und Patienten leiden, sondern verfolgt im Kern einen ganzheitlichen und salutogenetischen Ansatz. So kann es beispielsweise sein, dass Patientinnen und Patienten mit identischen medizinischen Diagnosen (z.B. aus der Chirurgie oder der Inneren Medizin) vollständig unterschiedliche Pflegebedarfe aufweisen. Vor diesem Hintergrund wird heute aus pflegewissenschaftlicher Perspektive beispielsweise nicht mehr von der „chirurgischen Pflege“ oder „internistischen Pflege“ gesprochen.

Auch wenn solche Unterscheidungen im Kontext des Pflegeberufs heute nicht mehr getroffen werden, so kann dennoch davon ausgegangen werden, dass sich pflegeberufliche Situationen je nach Institution (z. B. Krankenhaus, Pflegeheim, mobile Pflege, Rehaklinik, psychiatrische Pflege oder Palliativpflege) und/oder Abteilung innerhalb der Institution unterschiedlich konstituieren. Diese lassen sich wiederum einem oder auch mehreren der übergeordneten Sektoren ambulant, stationär und/oder teilstationär zuordnen.

In den unterschiedlichen pflegeberuflichen Settings zeigen sich jeweils unterschiedliche Pflegebedarfe, die in Bezug auf das Pflegehandeln relevant sind. Personalverantwortliche Personen sollten um die Settingspezifik Ihrer Einrichtung wissen, denn so kann potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern das zukünftige Aufgabenfeld im Rahmen des Online-Recruitings besser dargestellt werden. Die Settingspezifik kann damit zu einem Unternehmensmerkmal avancieren, das unter Umständen im Recruiting-Prozess ausschlaggebend sein kann.

Zu Beginn des Schulungsangebots für Personalverantwortliche wird in einem ersten Baustein dieses Thema adressiert. In diesem Zusammenhang werden wesentliche Merkmale und Besonderheiten der unterschiedlichen pflegeberuflichen Kontexte gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestimmt. Dabei kommen auch empirische Studienergebnisse zum Einsatz, die im Rahmen dieses Projekts bundesweit erhoben wurden.
Verantwortlich für diesen Schwerpunktbereich sind Prof. Dr. Ulrike Weyland und Meike Nienkötter. In die empirische Studie zur Erfassung der settingspezifischen Besonderheiten ist zudem Dr. Wilhelm Koschel eingebunden.