Caroline Rothauge ist Privatdozentin mit der Lehrbefugnis für das Fach Neuere und Neueste Geschichte. Sie hat „Angewandte Kulturwissenschaften“ an der Universität Lüneburg studiert, wurde an der Justus-Liebig-Universität Gießen im Fach Neuere Geschichte promoviert und habilitierte sich an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

In ihrer Habilitation „Zeiten in Deutschland 1879–1919. Konzepte, Kodizes, Konflikte“ (erschienen 2023 bei Ferdinand Schöningh/Brill) hat Caroline Rothauge untersucht, ob Vorstellungen von ‚Zeit‘ und ihre Nutzung im Deutschen Kaiserreich um 1900 einheitlicher wurden und wie damit einhergehende Normen vermittelt bzw. angefochten worden sind. Ein zentrales Ergebnis ihrer Untersuchung ist, dass temporale Standardisierungsbestrebungen zwar Konjunktur hatten – sei es auf politisch-gesetzgeberischer Ebene, im Rahmen innerbetrieblicher und technischer Abläufe oder in der Ratgeberliteratur. Allerdings mündete dieser Definitions- und Regulierungswillen paradoxerweise in einer weiteren Pluralisierung von Zeiten, kollektiver wie individueller Formen des Zeitgebrauchs und einem sich fortwährend wandelnden Zeitwissen.

Aufgrund vieler bestehender Desiderate forscht Caroline Rothauge weiterhin zur Zeit(en)-Geschichte, nun allerdings mit einem Untersuchungszeitraum, der sich vom 19. über das 20. bis ins 21. Jahrhundert erstreckt. Daneben widmet sie sich genereller der Erforschung von Standards. Grundlegend dafür ist die Beobachtung, dass sich seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in europäischen und nordamerikanischen Gesellschaften sowie in imperialen Kontexten eine Konjunktur verschiedenster Standardisierungsbestrebungen ausmachen lässt: darunter von Maßen und Gewichten, Sprache und des Zählens oder von ethischen Grundsätzen. Jene Bemühungen sollten aber nicht als reibungslos verlaufende Top-down-Prozesse verstanden werden, trafen sie doch immer wieder auf Vorbehalte, Verständnisschwierigkeiten, tradierte Gewohnheiten und strukturelle Umsetzungsprobleme.

In diesem Sinne zeigen Caroline Rothauges Untersuchungsgegenstände das Spannungsverhältnis zwischen Einheit und Vielfalt im Recht und anderen Normierungsprozessen nicht nur auf, sondern sind maßgeblich daran beteiligt (gewesen), diese Dynamiken mit hervorzubringen.