"Die Chance ist da. Das müssen wir ausprobieren"

qubeto entwickelt ein neuartiges Analyseverfahren und eine Alternative zum Mikroskop

"Die Chance ist da. Das müssen wir ausprobieren"

qubeto entwickelt ein neuartiges Analyseverfahren und eine Alternative zum Mikroskop

Wie verändert sich das Verhalten von kleinen Tieren – Insekten, Würmern oder Larven – durch Stoffe oder Einflüsse von außen? Um das zu messen und zu analysieren, nutzt die biologische Forschung üblicherweise Mikroskop und Zähler per Hand. Das Startup qubeto entwickelt ein Verfahren weiter, das den gesamten Prozess automatisiert, präziser, schneller und damit kostengünstiger macht.

Der FIMTable, den qubeto entwickelt hat, funktioniert wie ein großer Touchscreen, auf dem sich die kleinen Tiere bewegen und durch entsprechende Impulse Bildsignale erzeugen. Diese werden unter Zuhilfenahme der eigens entwickelten und maßgeschneiderten Software FIMTrack gezählt, dargestellt und ausgewertet. Die Bilder selbst zeigen die Tiere weiß oder farbig vor schwarzem Hintergrund. „Dieser hohe Kontrast und die Tatsache, dass die Bilder nahezu frei von jeglichen Störfaktoren sind, machen ihre besondere Qualität aus“, sagt der Biologe Dr. Matthias Kiel, neben Dr. Dimitri Berh und den Mentoren Luis Garcia, Prof. Christian Klämbt und Prof. Benjamin Risse einer der qubeto-Gründer.

Die Idee selbst entstand bereits 2012 und war, so Dimitri Berh, „eigentlich ein Zufallstreffer“. „Es wurden Erfahrungen aus dem Bereich der Human-Computer Interaction genutzt und in einen biologischen Kontext übertragen.“ Ausschlaggebend war eine interdisziplinäre Forschungskooperation zwischen dem Institut für Neurobiologie und dem Institut für angewandte Informatik. Matthias Kiel kam 2013 im Rahmen seiner Masterarbeit dazu.

„Es ist wichtig, eine gemeinsame Sprache zu finden“, sagt Matthias Kiel über die Zusammenarbeit zwischen Informatik und Biologie. Als Biologe kennt er die Anwenderseite und auch die entsprechenden Vorbehalte und Fragen. Damit ist er prädestiniert, die qubeto-Produkte so zu kommunizieren, dass sie in der pharmazeutischen oder medizinischen Forschung ankommen. Denn genau dort sehen die Gründer das größte Marktpotenzial. Die Forschung an Insekten werde immer wichtiger, um Versuche an Wirbeltieren zu vermeiden. Ein wichtiger „Pilotkunde“ ist für qubeto Prof. Dr. Christian Klämbt, der am Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie an Fruchtfliegenlarven die Funktionen des Gehirns erforscht. „Was er braucht, das brauchen wahrscheinlich auch andere“, sagt Matthias Kiel. Als Mentor des Startups öffne Prof. Klämbt zugleich wertvolle Kontakte zu anderen Laboren.

Mit der EXIST-Förderung 2019 konnte qubeto die Hard- und Software zur Marktreife bringen. Die Weiterförderung durch das Start-up transfer.NRW Programm finanziert in der Folge die Entwicklung von zusätzlichen Modulen für den FIMTisch sowie den Aufbau von Unternehmens- und Vertriebsstrukturen. „Im Rahmen der Promotion hört man als Wissenschaftler meistens dort auf, wo man nachweisen kann, dass etwas funktioniert“, sagt Dimitri Berh über den Rollenwechsel hin zum Gründer. Das patentierte Verfahren verspreche mehr. „Es ist bereits viel Zeit und Energie in die Erforschung des Projekts geflossen, jetzt will ich wissen, wie weit das Ganze noch gehen kann.“ In einem kleinen Team eigene Ideen zu verwirklichen, fasziniert das gesamte Team von qubeto. „Die Chance ist da. Das müssen wir nutzen.“

"Es ist schön zu sehen, dass der Weg von einer wissenschaftlichen Idee zu einem Produkt möglich ist und Initiativen aus dem universitären Umfeld gefördert werden, um diesen oft nicht einfachen Weg zu beschreiten. Ich danke der Universität Münster, dass sie sich stets eingesetzt hat und das Projekt immer unterstützt hat. Dem enthusiastischen Team von qubeto wünsche ich allen Erfolg und freue mich auch weiter unterstützend wirken zu können."
Prof. Dr. Christian Klämbt

Drei Fragen an qubeto

Welche Unterstützung war bei der Gründung besonders wichtig für euch?
Unsere Mentoren haben uns sehr stark unterstützt. Vor allem in schlechten Zeiten und schwierigen Phasen sind sie wichtig. Denn sie sind nicht in unserem Alltag involviert und behalten dadurch immer das große Ziel im Blick. Das macht sie als Gesprächspartner und Mutmacher so wertvoll.

Welche Rolle spielen die Förderprogramme wie EXIST?
Sie geben uns natürlich eine finanzielle Freiheit und nehmen den Druck, direkt am Markt erfolgreich sein zu müssen. Wichtig bei EXIST war für uns, dass es hier auch Mittel für Coaching und Beratung gibt. Denn als Nicht-BWLer lernen wir vieles auf die harte Tour: Buchhaltung, Rechnungslegung, Lizenzen … da ist es wichtig, sich Unterstützung holen zu können.

Wie wichtig sind Kontakte zu anderen Gründern und Gründerinnen?
In Münster entwickelt sich erst langsam eine kleine Startup-Szene rund um das Digital Hub münsterLAND, das Innovationslabor Münsterland und das neu entstehende Gründungszentrum der WWU. Wir haben Kontakt zu anderen EXIST-Teams, es hilft sehr, andere Gründer zu treffen.

Informationen zum Gründerteam

Gründerteam
• Dr. Dimitri Berh
• Dr. Matthias Kiel
• Luis Garcia Rodriguez
• Prof. Dr. Christian Klämbt
• Prof. Dr. Benjamin Risse

Förderungen
• BMWi EXIST-Gründerstipendium 2019
• Start-up transfer.NRW 2020