laufende Editionsprojekte Fachbereich Geschichte/Philosophie


Neuedition und Übersetzung der Chronik von Morea

Die  “Chronik von Morea”  ist eine anonyme, in unverfälschter mittelgriechischer Volkssprache original abgefasste umfangreiche Verserzählung aus dem Anfang des 14. Jhs. Sie behandelt die Eroberung nach 1204 der Peloponnes durch fränkische Barone sowie die Herrschaft dort der Familie Villehardouin. Die Chronik erweist sich als mehrschichtige Fälschung, ursprünglich als das Werk eines im fränkischen Griechenland lebenden lateinischen Prälaten, dem es entgegen der herrschenden Meinung nicht um eine Auseinandersetzung mit den orthodoxen Griechen, sondern, in der Tradition volkssprachlicher Eroberungschroniken des Westens, um die nachträgliche Legitimierung der Herrschaft der Villehardouins ging.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Georgios Makris
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Rosenstraße 9
48143 Münster
Tel. + 49 (0) 251 83 - 25110
makris@uni-muenster.de

Edition und Übersetzung der Schrift des Prokopios von Kaisareia
“Über die Bauten Kaiser Justinians” (De aedificiis)

Die Editionen der Schrift des Prokopios von Kaisareia “Über die Bauten Kaiser Justinians” (De aedificiis) zwischen 1603 (durch den Humanisten David Höschel) und 1913 (durch Jakob Haury in der Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana, bis heute maßgeblich) geben eine Version des Textes wieder, die vom Original weit entfernt ist, ja es gezielt und vielfach verfälscht. Die Neuedition basiert auf zahlreichen, bisher wenig berücksichtigten bzw. überhaupt nicht zur Kenntnis genommenen Überlieferungsträgern (z.B. Codex Guelf. Gudianus graecus 70 [4257]).

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Georgios Makris
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Rosenstraße 9
48143 Münster
Tel. + 49 (0) 251 83 - 25110
makris@uni-muenster.de

Nachrichten aus dem Hinterland von Konstantinopel -
Die Briefesammlung des Mönchs Hierotheos (12. Jh.)

Der Mönch Hierotheos ist eine bisher unbekannte Persönlichkeit in der byzantinischen Geistesgeschichte der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Er hinterließ 175 Briefe, die in einer einzigen, heute in Bukarest aufbewahrten Handschrift überliefert sind. Die Korrespondenz des Hierotheos, die zu den größten Sammlungen der Komnenenzeit zählt,wirft Licht auf die Mönchsgemeinschaften im Hinterland Konstantinopels. Nicht nur Netzwerke und Beziehungen zwischen den einzelnen Klöstern werden sichtbar, sondern auch Kontakte in die Metropole lassen sich durch diese Quelle nachzeichnen. Aus den Briefen können viele Nachrichten gefiltert werden, die das Wissen um das Alltags- und Geistesleben im Hinterland Konstantinopels bereichern.Im Rahmen des Vorhabens werden die Briefe zum ersten Mal auf Grundlage der Bukarester Handschrift (Acad. Roum. Gr. 508; 13. Jh.) ediert und kommentiert.

Lit.: Michael Grünbart, Nachrichten aus dem Hinterland Konstantinopels: Die Briefsammlung des Mönchs Hierotheos (12. Jahrhundert). In: Byzantinische Zeitschrift 100 (2007) 57–70

Ansprechpartner:
Prof. Michael Grünbart
Institut für Byzantinistik und Neogräzistik
Rosenstraße 9
48143 Münster
Tel.: +49 251 83-25112
gruenbart@uni-muenster.de

Edition nordwestgriechischer Inschriften aus den Museen von
Thyrreion und Agrinion

Die antike Geschichte Nordwest-Griechenlands ist in den literarischen Quellen nur schlecht bezeugt. Umso wichtiger ist der inschriftliche Befund. Die letzte Edition der nordwestgriechischen Inschriften durch Günther Klaffenbach erfolgte in zwei Faszikeln in den Jahren 1932 (Aitolien: IG IX 12,1) und 1957 (Akarnanien: IG IX 12,2) und beruht auf zwei Griechenlandreisen desselben Forschers aus den Jahren 1926 bzw. 1933/1934. Seitdem sind nur geringe Teile der neugefundenen Inschriften publiziert worden. In einem deutschgriechisch-italienischen Editionsprojekt wird daher dieser wichtige Inschriftenbestand erschlossen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Funke (Münster), Dr. Lazaros Kolonas (Patras) und Prof. Dr. Claudia Antonetti (Venedig) und in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Inscriptiones Graecae der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften werden diese Inschriften, die in den Museen in Agrinion und Thyrreion magaziniert sind, ediert.
Die Edition beruht auf einer systematischen Aufnahme des Gesamtbestandes des in den beiden griechischen Museen aufbewahrten Inschriftenmaterials, das im Rahmen des Editionsprojektes in mehrjährigen Forschungskampagnen bereits vollständig gesichtet und dokumentiert worden ist.

Beteiligte Wissenschaftler:

* Münster: Prof. Dr. Peter Funke; Prof. Dr. Klaus Freitag; Dr. Matthias Haake; Katharina Knäpper; Sebastian Scharff
* Venedig: Prof. Dr. Claudia Antonetti; Dr. Damiana Baldassara; Dr. Edoardo Cavalli; Francesca Crema
* Patras: Dr. Lazaros Kolonas
* Berlin: Prof. Dr. Klaus Hallof; Dr. Daniela Summa

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter Funke
Seminar für Alte Geschichte / Institut für Epigraphik
Arbeitsstelle Historische Landeskunde des Antiken Griechenland (HiLAnG)
Domplatz 20-22
48143 Münster

Inscriptiones Graecae (IG)

„…[M]an darf gewiß sein, daß sich gegenüber der wachsenden Vielzahl von Sonderpublikationen das Bedürfnis nach wenigen großen, zusammenfassenden Editionen, an die sich jeder Vertreter der Altertumswissenschaft ohne langes Suchen und Fragen wenden kann, wieder durchsetzen wird.“ (Günther Klaffenbach, Griechische Epigraphik, Göttingen 21966, S. 20)

Aufgabe und Ziel der Inscriptiones Graecae (IG) bestehen darin, sämtliche bekannten griechischen Inschriften des griechischen Festlandes und der ägäischen Inseln bis zum Ende der Antike zu edieren. Dieser Aufgabe gehen die IG als langfristig angelegtes und kontinuierlich aktualisiertes Editionsprojekt seit nunmehr fast zweihundert Jahren nach 1815 initiierte der klassische Philologe August Boeckh bei der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften die Herausgabe einer Inschriftensammlung sämtlicher griechischer Inschriften, des Corpus Inscriptionum Graecarum (CIG).Dieses Unternehmen wurde mit Erweiterungen und Ergänzungen bis 1902 fortgeführt. In jenem Jahr erfolgte die Neuorganisation des Projekts durch den seinerzeitigen Projektleiter Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, der auch für die Umbenennung in den bis heute gültigen Reihentitel Inscriptiones Graecae (IG) verantwortlich war. Seither sind die IG dem Prinzip der Autopsie verpflichtet: Alle Inschriften sollen vor Ort am Stein gelesen und aufgenommen werden. So ist über die Jahrzehnte hinweg ein Archiv entstanden, das neben Nachzeichnungen, Photographien und Abschriften der Inschriften fast 70.000 Abklatsche enthält, welche die Größe und Form der Buchstaben exakt widergeben und selbst stark verwitterte Inschriften entzifferbar machen. Damit stellen die IG das größte epigraphische Archiv in Deutschland dar. Bisher sind 51 Einzelbände erschienen, teilweise bereits in zweiter und dritter Auflage, in denen rund 50.000 Inschriften erfasst worden sind.
Aktuelle Projekte sind u.a. die Edition der Inschriften von der Insel Kos, eine grundlegend überarbeitete und erweiterte Neuauflage der attischen Inschriften aus der Zeit nach 403 v.Chr. sowie ein Corpus der Inschriften Mittelgriechenlands. Darüber hinaus wird im Rahmen des Berliner Exzellenzclusters „TOPOI“ ein Corpus aller attischen Fluchtafeln (defixiones) erstellt.
Seit 2007 ist Prof. Dr. Peter Funke (Universität Münster) Projektleiter der IG. Die Arbeitsstelle der IG an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wird seit 1990 von Prof. Dr. Klaus Hallof geleitet.

Arbeitsstellenleiter: Prof. Dr. Klaus Hallof
Mitarbeiter: Dr. Jaime Curbera; Renate Heinrich; Dr. Daniela Summa

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter Funke
Seminar für Alte Geschichte / Institut für Epigraphik
Domplatz 20-22
48143 Münster

Inscriptiones Graecae auf der Seite der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Übersicht über die aktuell vorliegenden Bände:
Vol I Suppl.: Inscriptiones Atticae anno Euclidis vetustiores [Editio prima].
Supplementa (1978); Hrsg. v. Kirchhoff, Adolf

Vol I: Inscriptiones Atticae Euclidis anno anteriores [Editio altera] (1967)
Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich

Vol I: Inscriptiones Atticae Euclides anno anteriores [Editio tertia]
Fasc 1: Decreta et tabulae magistratuum (1981)
Fasc 2: Dedicationes. Catalogi. Termini. Tituli Sepulcrales. Varia. Tituli Attici extra Atticam reperti. Addenda (1993); Hrsg. v. Lewis, David M. / Jeffery, Lilian H.
Fasc 3: Indices (1998); Hrsg. v. Lewis, David M. / Erxleben, Eberhard / Hallof, Klaus

Vol II: Inscriptiones Atticae aetatis quae est inter Euclidis annum et Augusti tempora
Hrsg. v. Koehler, Ulrich

Vol III: Inscriptiones Atticae aetatis Romanae; Hrsg. v. Dittenberger, Wilhelm

Vol II/III: Inscriptiones Atticae Euclidis anno posteriores [Editio altera]
Hrsg. v. Kirchner, Johannes

Vol IV: Inscriptiones Argolidis [Editio altera]
Fasc 1: Inscriptiones Epidauri (1977); Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich
Fasc 2: Inscriptiones Aeginae insulae (2007); Hrsg. v. Hallof, Klaus

Vol V: Inscriptiones Laconiae Messeniae Arcadiae
Fasc 1: Inscriptiones Laconiae et Messeniae (1967); Hrsg. v. Kolbe, Walther
Fasc 2: Inscriptiones Arcadiae (1967); Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich

Vol VII: Inscriptiones Megaridis et Boeotiae (1978); Hrsg. v. Dittenberger, Wilhelm

Vol IX: Inscriptiones Graeciae septentrionalis voluminibus VII et VIII non comprehensae
Pars I: Inscriptiones Phocidis, Locridis, Aetoliae, Arcananiae, insularum maris Ionii (1978)
Hrsg. v. Dittenberger, Wilhelm
Pars 1: Pars I: Inscriptiones Phocidis, Locridis, Aetoliae, Acarnaniae insularum Maris Ionii [Editio altera]
Fasc 1: Inscriptiones Aetoliae (1972); Hrsg. v. Klaffenbach, Günther
Fasc II: Inscriptiones Acarnaniae (1957); Hrsg. v. Klaffenbach, Guentherus
Fasc 3: Inscriptiones Locridis occidentalis (1968); Hrsg. v. Klaffenbach, Günther
Fasc 4: Inscriptiones insularum maris Ionii (2001); Hrsg. v. Hallof, Klaus
Pars II: Inscriptiones Thessaliae (1967); Hrsg. v. Kern, Otto

Vol X: Inscriptiones Epiri, Macedoniae, Thraciae, Scythiae
Pars II Inscriptiones Macedoniae
Fasc 1: Inscriptiones Thessalonicae et viciniae (1972); Hrsg. v. Edson, Charles
Fasc 2: Inscriptiones Macedoniae septentrionalis
Sectio prima: Inscriptiones Lyncestidis, Heracleae, Pelagoniae, Derriopi, Lychnidi (1999)
Hrsg. v. Papazoglu, Fanula / Milin, Milena / Ricl, Marijana

Vol XI: Inscriptiones Deli
Fasc 2: Inscriptiones Deli liberae. Tabulae archontum. Tabulae hieropoeorum annorum 314-250 (1961); Hrsg. v. Dürrbach, Felix
Fasc 3: Tabulae quinque (1978)
Fasc 4: Inscriptiones Deli liberae. Decreta. Foedera. Catalogi. Dedicationes. Varia (1961)
Hrsg. v. Roussel, Pierre

Vol XII: Inscriptiones insularum maris Aegaei praeter Delum
Fasc 1: Inscriptiones Rhodi Chalces Carpathi cum Saro Casi (1978)
Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich
Fasc 2: Inscriptiones Lesbi Nesi Tenedi (1978); Hrsg. v. Paton, William R.
Fasc 3: Inscriptiones Symes Teutlussae Teli Nisyri Astypalaeae Anaphes Therae et Therasiae Pholegandri Meli Cimoli (1978); Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich
Fasc 3, Suppl.: Supplementa (1978); Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich
Fasc 4: Inscriptiones Coi, Calymni, insularum Milesiarum
Hrsg. v. Bosnakis, Dimitris / Hallof, Klaus / Rigsby, Kent J.
Fasc 5: Inscriptiones Cycladum; Hrsg. v. Hiller von Gaertringen, Friedrich
Fasc 6: Inscriptiones Chii et Sami cum Corassiis Icariaque
Fasc 7: Inscriptiones Amorgi et insularum vicinarum (1967)
Hrsg. v. Delamarre, Jules / Hiller von Gaertringen, Friedrich
Fasc 8: Inscriptiones insularum maris Thracici (1967); Hrsg. v. Fredrich, Carl
Fasc 9: Inscriptiones Euboeae insulae (1967); Hrsg. v. Ziebarth, Erich
Suppl.: Supplementum (1978)

DFG-Projekt: 'Die syrische Vita Barsauma: Edition, Übersetzung und Analyse'

Die Vita des syrischen Asketen Barsauma, der in verschiedene kirchen- und religionspolitische Auseinandersetzungen der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts verwickelt war und auf seinen Reisen durch den östlichen Mittelmeerraum (u.a.) in intensiven Kontakt mit Kaiserin Eudokia, Theodosius II. und Marcian trat, ist zwar seit fast 100 Jahren aufgrund von durch François Nau in Auszügen und Paraphrasen publizierten Ausschnitten dreier in der British Library liegender Handschriften skizzenhaft bekannt, aber nie ediert worden. Zahlreiche weitere Manuskripte, insbesondere eine grundlegende Damaszener Handschrift des 12. Jh.s, die als einzige den vollständigen Text mit Episoden aus seinem Leben, im besonderen den von ihm durch Gott bewirkten Wundern aufweist, konnten aber bei Vorarbeiten einer editio princeps und Übersetzung der in Syrisch erhaltenen ‘Vita Barsauma’ bereits erschlossen werden. Die ‘Vita’ stellt, wie Daniel Caner unlängst formulierte, ein „hagiographical masterpiece“ dar. Darüber hinaus ist sie von höchstem historischen Interesse: In ungewöhnlicher Dichte schildert der Text ein Klima religiöser Konfrontation zwischen den verschiedenen Religionsgruppen in Palästina, insbesondere auch gewaltsame Aktionen Barsaumas sowohl gegen die jüdische Bevölkerungsgruppe und ihre Synagogen wie auch gegen pagane Tempel und Kulte. Doch auch Barsaumas schwieriges Verhältnis zu staatlichen und kirchlichen Autoritäten wird in zahlreichen bemerkenswerten Facetten beleuchtet. Durch eine textkritische Veröffentlichung und Übersetzung sowie eine Klärung der Autorschaft, zeitlichen Entstehung und Textgeschichte soll eine Auseinandersetzung mit diesem für die Geschichte und religiösen Verhältnisse des oströmischen Reiches in der Spätantike bedeutenden Text erstmals ermöglicht und durch eine Monographie wie auch einen Tagungsband die literarisch, religionspolitisch, topographisch, historisch, sozioökonomisch u.a. relevanten Fragen, für welche die Vita vielfältiges Material liefert, erschlossen werden.
Das Editions- und Kommentierungsprojekt wird über drei Jahre von der DFG finanziert; für seine Durchführung konnte der renommierte Syrologe Dr. Andrew Palmer als Mitarbeiter gewonnen werden.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Johannes Hahn
Seminar für Alte Geschichte
Domplatz 20-22
48143 Münster
Tel.: +49 251 83-24360 / - 24362
hahnj@uni-muenster.de

Prof. Volker Menze, PhD
Central European University / Közép-európai Egyetem
Nador utca 9, Fakultätsturm, Raum 402
1051 Budapest, Ungarn
Tel.: +36 1 327-3000 x 2069
vomenze@uni-muenster.de

DFG-Projekt: 'Der Platonismus in der Antike. Grundlagen – System – Entwicklung'

Schon der antike Platonismus ist gekennzeichnet durch eine gewaltige Masse an Texten, die über einen engen Kreis von Fachleuten hinaus kaum bekannt sind. Angesichts der enormen Bedeutung dieser geistigen Grundbewegung Europas ist dies ein Nachteil und es droht die Einsicht in die geistigen Wurzeln verloren zu gehen.


Der Platonismus hat sich zum Ziel gesetzt, die großen Textmengen auch einem nicht-fachlichen Publikum zugänglich zu machen, ohne dabei auf aktuelles, wissenschaftliches Niveau zu verzichten. Zu diesem Zweck sollen alle Gebiete, die zum Verständnis des antiken Platonismus in seinen systematischen Grundlagen und seiner historischen Entfaltung wesentlich sind, in systematischer Folge aufbereitet werden. In einer auf acht Bände angelegten Reihe werden die geschichtliche Wurzel (Band 1), der hellenistische Rahmen  des kaiserzeitlichen Platonismus (Band 2), der Platonismus im 2. und 3. Jh. n. Chr. (Band 3), Physik (Band 4 und 5), Seelenlehre (Band 6), Theologie (Band 7) und Ethik (Band 8) behandelt.

Doch auch in sich sind die einzelnen Bände darauf angelegt, das jeweilige Thema systematisch, aber auch in seiner historischen Dimension zu präsentieren. Zu diesem Zweck ist jeder Teil in ‚Bausteine’ unterteilt, die jeweils einzelne Facetten zum Thema eines Bandes beitragen. Jeder Baustein ist bei Bedarf abermals in weiter differenzierende Unterbausteine gegliedert.

Jede dieser Interpretationseinheiten wird durch einen repräsentativ ausgewählten, textkritisch bearbeiteten Originaltext eröffnet. Die Texte zusammen mit möglichst textnahen Übersetzungen bilden jeweils den ersten Teil eines Bandes. Im zweiten Teil finden sich dann Kommentare, die den jeweiligen Texten zugeordnet sind. Hier soll ohne Vernachlässigung des aktuellen Forschungsstandes eine inhaltliche Erschließung des Textes geleistet werden, die einem weiteren Publikum zugänglich ist. Jeder Band erhebt den Anspruch, dem Leser über das jeweilige einen repräsentativen Überblick zu verschaffen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christian Pietsch
Institut für Klassische Philologie
Domplatz 20-22
48143 Münster
Tel.: +49 (0) 251 83-2 45 52
pietschc@uni-muenster.de

Die Urkunden der Abtei Cluny als Datenbank im Internet
Cartae cluniacenses electronicae (CCE)

Das Projekt:
Die Urkundensammlung der Abtei Cluny liegt in einer Edition des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor. Die sechs Bände mit über 5.500 Urkunden aus einem Zeitraum vom 9. bis 13. Jahrhundert enthalten keine Register (Personen, Orte, Sachbegriffe, etc.). Außerdem folgt die Ausgabe nicht den Kriterien einer historisch-kritischen Edition.

Recueil des chartes de l'abbaye de Cluny, hg. von Auguste Bernard und Alexandre Bruel (Collection de documents inédits sur l'histoire de France - Première série. Histoire politique) 6 Bde., Paris 1876-1903

Die Retro-Digitalisierung der Urkundentexte sowie ihre Bereitstellung in einer Datenbank im Internet verfolgt deshalb einen kombinierten Ansatz. Die elektronisch recherchierbaren Urkundentexte sind mit den digitalen Abbildungen der Edition verknüpft.
Darüber hinaus verweisen bei zahlreichen Urkunden interne und externe Links auf die Volltexte anderer Editionen. Das gilt vor allem für die etwa 500 Papst- und Königsurkunden im "Bullarium Cluniacense" und in der "Bibliotheca Cluniacensis" sowie in der digitalen MGH. Zusätzlich sollen Identifizierungen und inhaltliche Strukturierung, z. B. durch die philologische Namenlemmatisierung, eine gezielte Recherche in dem umfangreichen Material ermöglichen.
Die Datenbank entwickelt sich dadurch von der einfachen Textquelle zu einer Art von Metasource. Sie bildet eine wichtige Ergänzung zu dem vom Institut für Frühmittelalterforschung im Internet angebotenen "Arbeitsplatz Clunyforschung".

Bedeutung:
Durch ihr Alter, die hohe Überlieferungsdichte und die Bezüge zu Klöstern des von Cluny gebildeten Klosterverbandes zu Königen und Päpsten zählt die Urkundensammlung des "Recueil" zu den bedeutendsten im westeuropäischen Raum und überflügelt sogar die reichen Urkundenbestände aus St. Gallen und Fulda. Das Material ermöglicht Forschungen unter verschiedenen, auch interdisziplinär ausgerichteten Fragestellungen:
♦   Zur Geschichte des mittelalterlichen Mönchtums:
—   Geschichte des bedeutendsten Reformklosters des MA
—   Ausbreitung des cluniacensischen Verbandes in Italien, Spanien, England
—   Ansätze institutioneller Verwaltung des Verbandes
—   Soziale und liturgische Funktion von Stiftungen
—   Bezug zum laikalen Umfeld der Region
♦   Zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region Burgund
—   Auf- und Ausbau von Grundherrschaften (Klöster, Burgen)
—   Zusammenhang von Flurformen und Besitzverhältnissen
—   Infrastruktur und Bewirtschaftungsarten
—   Familienstruktur, Erbrecht
♦   Zur sprachhistorischen und onomasiologischen Forschung:
—   Untersuchung unterschiedlicher Schreibsprachräume mit mittellateinischen,
   vulgärlateinischen und altfranzösischen Elementen.

Arbeitsschritte:
Erster Schritt (abgeschlossen):
In einer ersten Phase wurden Fragen der Organisation des öffentlichen Zugangs, der technischen Standards für die Datenformate usw. gelöst. Die Urkundentexte und weitere Informationen aus der Edition sind im XML-Format in einer MySQL-Datenbank organisiert, die Verknüpfungen mit anderen Datenbanken ermöglicht. Für die Internetpräsentation wurden Abfragemodule in PHP programmiert, die den inzwischen als Standard geltenden Möglichkeiten der Textrecherche etwa der Library of Latin Texts (LLT) bzw. Cetedoc Library of Christian Latin Texts (CLCLT) entsprechen.
Ergebnis im Internet:
—   Suche nach Texten und Wortformen in der CCE-Datenbank.
—   Verknüpfung der Ergebnisse mit der Edition.
—   http://fruehmittelalter.uni-muenster.de/cce

Weitere Schritte:
—   Verknüpfung der Recherche mit den 70.000 Personennamen der Urkunden.
   Gruppierung nach namenphilologischen Lemmata, nach Funktionen
   (wie Aussteller oder Zeugen) und Amtstiteln.
—   Verknüpfung der Recherche mit den 17.000 Ortsnamen aus Frankreich, Spanien,
   Italien und England.
   Ortsnamen-Identifizierung und regionale Zuordnung der Urkunden.
—   Corrigenda oder Addenda und Literaturnachträge.
—   Korrektur und Ergänzung der Urkundendatierungen:
   Viele Urkunden des "Recueil" sind nicht datiert;
   die in der alten Edition gegebenen Hilfswerte werden
   in differenziertere, systematische Zeitraster eingepasst.

Zusammenarbeit mit: Centre Georges Chevrier der Faculté de Droit (Université de Bourgogne, Dijon/Frankreich); Departamento de Historia Medieval (Universidad de Valladolid / Spanien).

Gefördert durch DFG und DAAD (PROCOPE, Acciones integradas).
Dr. Maria Hillebrandt
Dr. Franz Neiske
Institut für Frühmittelalterforschung
Salzstraße 41
48143 Münster

Das "Manuel d’histoire de Philippe de Valois":
Eine Kaisergeschichte für Könige

Im Manuel d’histoire de Philippe de Valois liegt eine französischsprachige Kaiserchronik vor,die etwa um 1328 für den ersten Valois-König verfasst worden ist. Von der historiographiegeschichtlichen Forschung sind französische Kaiserchroniken immer als Problem- bzw. Sonderfall wahrgenommen worden: Immerhin rühmten sich Frankreichs Könige stets, dem Kaiser nicht untertan zu sein. Umso aufschlussreicher ist daher die Beobachtung, dass der Manuel in eine Branche des französischen Tierepos inseriert worden ist, wo er ebenfalls der historischen Unterweisung eines Königs – des Löwen nämlich – dient. Aus textgeschichtlicher Perspektive ist dabei bemerkenswert, dass die betreffenden Textzeugen bislang noch gar nicht wahrgenommen worden sind.

E d i t o r i s c h e   A u f g a b e n
● vollständige Erfassung der bislang unbeachteten Gruppe von Textzeugen
● stemmatische Einordnung

Ansprechpartner:
Dr. Georg Jostkleigrewe
SFB 496/A9 (Projekt Kintzinger)
Salzstr. 41
48143 Münster
Tel.: +49 251/83-27945
gjost_01@uni-muenster.de

Die Textgeschichte der Anciennes Chroniques de Flandre.
Historiographische Praxis zwischen französischer Identität
und flandrischem Geschichtsbewusstsein

Auf der Grundlage lateinischer Chroniken (Flandria generosa et al.) ist im nordfranzösischflandrischen Raum die Chronikfamilie der sogenannten (Anciennes) Chroniques de Flandre entstanden. Diese Chroniken sind pro-französisch ausgerichtet und enthalten auch viele Nachrichten über das französische Königreich (im engeren Sinne). In der Forschung ist daher umstritten, ob die Texte überhaupt als flandrische Chroniken anzusprechen sind. Die gründliche Aufarbeitung von Textgeschichte und Vorlagenverarbeitung kann neue Einsichten für die inhaltliche Interpretation der Werke eröffnen. Diese lassen sich so als Ausdruck des pro-französischen, aber genuin flandrischen Parteistandpunktes der sogenannten Leliaerts begreifen.

E d i t o r i s c h e   A u f g a b e n
● Vervollständigung der bisherigen Kenntnisse zu den Vorlagen des Werkes: Untersuchung des Umfangs der Benutzung einer unerkannten französischsprachigen Vorlage
● Neubewertung des Stemmas: Annahme dreier verschiedener Rezensionen (statt, wie bisher, zweier Rezensionen)
Perspektive

Zurzeit ist die Publikation der diesbezüglichen Forschungsergebnisse
nur in Aufsatzform möglich. Dabei sollen Vorschläge zur Ergänzung bzw.
Neubewertung der jeweiligen Textstemmata zur Diskussion gestellt werden.
Eine spätere (Neu-)Edition der Anciennes Chroniques de Flandre (vielleicht in
Zusammenarbeit mit französischen Forschungseinrichtungen) ist aufgrund
der politischen und historiographiegeschichtlichen Bedeutung der Chronik
sinnvoll, im Moment aber nicht durchzuführen.

Ansprechpartner:
Dr. Georg Jostkleigrewe
SFB 496/A9 (Projekt Kintzinger)
Salzstr. 41
48143 Münster
0251/83-27945
gjost_01@uni-muenster.de

Die Nürnberger Clarissenchronik (Ende 15. Jahrhundert)

Die Ende des 15. Jahrhunderts entstandene Konventschronik der Nürnberger Clarissen ist bisher wenig beachtet worden und noch unediert geblieben. Sowohl Anlage und Aufbau der Chronik als auch ihre Überlieferungsgeschichte sind ungewöhnlich und werfen eine Fülle interessanter Fragen auf, wie etwa nach ihrem Entstehungsprozess und nach der Funktion dieser Chronik für den Nürnberger Konvent. Die außergewöhnliche Überlieferungslage ermöglicht vor allem, den Entstehungsprozess in vielen Facetten nachzuvollziehen, da die Konventschronik in drei Fassungen überliefert ist: Eine lateinische Fassung, bei der es sich vermutlich um ein Autograph des Humanisten und Ordenschronisten Nikolaus Glassberger handelt (Nürnberg, Staatsarchiv, Kloster St. Klara, Akten und Bände Nr. 2), eine deutsche Übersetzung dieser lateinischen Fassung durch die Nürnberger Clarissen als Konzepthandschrift (Nürnberg, Staatsarchiv, Kloster St. Klara, Akten und Bände Nr. 1) und eine Reinschrift der Deutschen Fassung (München, Bayerisches Nationalmuseum Bibl.  1191). Für die Edition wurde exemplarisch ein Ausschnitt ausgewählt, der die Reform des Münchner Clarissenklosters durch die Nürnbergerinnen behandelt. Dieser Ausschnitt lässt einerseits gut erkennen, wie die Schwestern ihre Geschichte formten, andererseits berührt sein Inhalt einen für das Selbstverständnis des Nürnberger Clarissenklosters zentralen Aspekt: Nämlich die eigene Reformtätigkeit während der Observanzbewegung. Die verschiedenen Fassungen machen die intensive Beschäftigung der Nürnberger Clarissen mit ‚ihrer Geschichte‘, mit der Ordnung des Stoffes, der Begrifflichkeit und ihrer Aussageintention deutlich.

Studentische Arbeitsgruppe, Historisches Seminar der WWU
Bearbeiterinnen und Bearbeiter: Almut Breitenbach, Anna Durwen, Tobias Enseleit, Christina Heinz, Hanne Grießmann, Lena Vosding, Jessica Wessels, Jens Wortmann

Ansprechpartner:
Dr. des. Almut Breitenbach
DFG Verbundprojekt Schriftlichkeit
in süddeutschen Frauenklöstern
Salzstraße 41  
48143 Münster
Tel.:  +49 251 83-27931  
abrei_01@uni-muenster.de
   

Prof. Dr. Eva Schlotheuber
Institut für Geschichtswissenschaften
Universitätsstr. 1
40225 Düsseldorf
Tel.: +49 0211 81-12938
schlotheuber@phil.uni-duesseldorf.de

Editionsprojekt: Paris de’ Grassi († 1528), Werke

Diarium Romane Curie – Ceremoniale Romane Curie (Redaktion des Ceremoniale von Agostino Patrizi) – Tractatus de consecratione electorum in episcopos – Tractatus quo ordine papa equitat ad aliquam ecclesiam religionis gratia sive ad alium locum per urbem in solemnitate non pontificali – Tractatus de creatione cardinalium – Instructio ‘De ceremoniis ad cardinales episcopos spectantibus’ - De tonis sive tenoribus orationum et aliorum omnium que intra totum annum solemniter cantanda sunt – Tractatus de oratoribus Romane Curie – Tractatus de funeribus et exequiis in Romana curia peragendis Brevis ordo Romanus – De ceremoniis papalibus

Paris de’ Grassi, päpstlicher Zeremonienmeister von 1504 bis 1528, ist der Verfasser eines Kurientagebuches, das die bekannten Aufzeichnungen seines Vorgängers Johannes Burckard fortsetzt, und zahlreicher monographischer Traktate zu Einzelthemen des kurialen Zeremoniells. Darüber hinaus bearbeitete er die vorhandenen Ritensammlungen, namentlich das ‘Ceremoniale Romanae Curiae’ des Agostino Patrizi (1488), und prägte so deren kurieninterne Rezeption. Sein systematischer Ansatz zur Kodifikation des römischen Zeremoniells muß im Kontext der umfassenden Reformbestrebungen gedeutet werden, die in der Zeit zwischen der Rückkehr der Kurie aus Avignon sowie der Überwindung des Konzialiarismus und der protestantischen Reformation unternommen wurden, um die Autorität des Papstes wiederherzustellen und den Charakter Roms als Zentralort der Christenheit zu propagieren.
Von den Schriften des Zeremonienmeisters liegen bisher nur Auszüge in – zum Teil älteren – Editionen vor, und die besonders interessanten Zeremonialtraktate sind überhaupt noch nicht gedruckt. Eine kommentierte Ausgabe des Gesamtwerkes ist nicht nur im Hinblick auf allgemeine kirchengeschichtliche Fragestellungen, sondern besonders auch für die aktuellen Forschungen zur symbolischen Kommunikation im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit ein wichtiges Desiderat. Von den meisten Texten de’Grassis haben sich die Originale in der Vatikanbibliothek erhalten, die editorische Herausforderung besteht daher weniger in der klassischen Textkritik, als in der Dokumentation der zahlreichen, für de’Grassi charakteristischen, redaktionellen Überarbeitungsstufen der einzelnen Dokumente, in der Erfassung der ausgeprägten Intertextualität und in der Erstellung von Personenregistern.
Unter Leitung von Nikolaus Staubach wurde in Münster bereits eine umfassende Sichtung des überlieferten Materials vorgenommen. Mehrere Aufsätze von Nikolaus Staubach sowie eine im September 2005 abgehaltene internationale Tagung des Münsterschen DFG-Graduiertenkollegs ‘Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter’ mit dem Titel ‘Liturgie und Zeremoniell am Papsthof der Renaissance’ dokumentieren die Arbeit an diesem umfangreichen Quellenkomplex. Einen wesentlichen Beitrag zur Würdigung des Gesamtwerkes de’Grassis hat besonders Jörg Bölling schon mit seiner Dissertation ‘Das Papstzeremoniell der Renaissance. Texte – Musik – Performanz’ geleistet. Weiter ist die kommentierte Edition eines ersten der monographischen Traktakte, des ‘Tractatus de oratoribus’ über den Empfang der Gesandten an der römischen Kurie abgeschlossen (Bearbeitung durch Philipp Stenzig) und soll demnächst im Druck erscheinen, der ‘Tractatus de funeribus’ über die kurialen Trauer- und Bestattungsriten wird gegenwärtig von Nikolaus Staubach bearbeitet.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Nikolaus Staubach
Institut für Frühmittelalterforschung
Salzstraße 41
48143 Münster
staubach@uni-muenster.de

Die Chroniken des Hermann Zelion gen. Brandis (1612-1676) zur Geschichte von Stadt und Saline Werl. Edition – Kommentar – Kontext

Hermann Brandis (1612-1676), Bürgermeister der Kleinstadt Werl im kurkölnischen Herzogtum Westfalen, hinterließ eine Vielzahl historiografischer Schriften, in denen das Alter seiner Heimatstadt und die Privilegien des Werler Patriziats, der so genannten Erbsälzer, ausführlich hergeleitet und begründet wurden. Während seine kurze „Historie der Stadt Werl“ im Jahr 1857 von Johann Suibert Seibertz ediert wurde, liegen die übrigen Schriften des Brandis bislang nicht im Druck vor. Eine der wichtigsten und die zugleich umfangreichste seiner Chroniken, der „Gründtliche Bericht und Deduction-Schrifft das Saltzwerck zu Werle betreffent“, steht im Mittelpunkt des aktuellen Editionsvorhabens, das im Rahmen eines mehrsemestriges Projektseminars im April 2010 begonnen wurde. Ziel ist es, den Text auf Grundlage einer vierbändigen Handschrift aus dem Jahr 1671, die im Stadtarchiv Werl aufbewahrt wird, zu transkribieren, zu kommentieren und in den historischen Kontext einzuordnen. Doch geht es nicht nur darum, das chronikalische Werk der Forschung verfügbar zu machen. Da die Arbeit an eine Lehrveranstaltung angebunden ist, bietet sie zugleich den beteiligten Studierenden die Möglichkeit, sich im Umgang mit archivalischen Quellen der Frühen Neuzeit zu üben und durch die Beschäftigung mit Themen der Stadtgeschichte, der Historiografiegeschichte und der Erinnerungskultur praktische Forschungserfahrung zu sammeln.

Ansprechpartner:
Dr. Michael Hecht
Westfälische Wilhelms-Universität
Historisches Seminar
Domplatz 20-22
48143 Münster
www.uni-muenster.de/Geschichte/hist-sem/LG-G/Organisation/Hecht/index.html

Die Edition von Bartholomäus Anglicus, De proprietatibus rerum

Die Enzyklopädie De proprietatibus rerum des Franziskaners Bartholomäus Anglicus aus der Zeit um 1240 bildete mit ihrer lateinischen Version vom 13. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts eines der Hauptwerke der abendländischen Wissensliteratur und wurde im 14. und 15. Jahrhundert als Gesamtwerk auch in verschiedene europäische Volkssprachen übersetzt. Mit ihrer Anlage in 19 Büchern stellt sie geradezu den Musterfall einer Naturenzyklopädie dar, die alle Bereiche der Schöpfung umfasst und den Schöpfer, mit dem sie beginnt, einschließt: Der Betrachtung der unkörperlichen Welt in drei Büchern über Gott, die Engel und das geistige Leben des Menschen folgt die des naturhaft körperlichen Lebens in den Büchern 4-7. Das achte Buch sucht den Neuansatz beim Makrokosmos und behandelt die Himmelskörper, das neunte die vom Lauf der Gestirne abhängige Zeit. Die Gliederung vom zehnten bis zum 18. Buch orientiert sich an den Elementen, indem die Bücher 10-13 die Elemente als einzelne in den Blick nehmen, die Bücher 14-18 die Erde mit ihren Erscheinungsformen und Lebewesen beschreiben. Das 19. Buch, das deutlich als Appendix erkennbar ist, gilt den Akzidenzien.
An der dringend erforderlichen Edition des lateinischen Textes zusammen mit der französischen Übersetzung des Jean Corbechon aus dem Jahr 1372 (Livre des propriétés des choses) wird in breiter internationaler Kooperation seit 1999 gearbeitet. Die Verantwortung für den lateinischen Text liegt in Münster, wo im Rahmen des Projektes D ‚Enzyklopädie’ (Leitung: Dr. Christel Meier-Staubach) des SFB 231 Arbeiten zur Enzyklopädik des Mittelalters und speziell zur Überlieferungsgeschichte von De proprietatibus rerum durchgeführt wurden. Das Editionsvorhaben beläuft sich auf acht Bände. Nach einer ersten Förderungsphase durch die DFG (1.7.2004 – 30.6.2006) sind bereits zwei Bände (Bde. I und VI) erschienen, die restlichen sechs Bände sollen in zwei weiteren Phasen bis 2014 entstehen.
Als Bearbeiterin vorgesehen ist Dr. Iolanda Ventura, die bereits die erschienenen Bände I und IV der Edition erfolgreich zum Abschluss geführt hat.

Ansprechpartner:      
 
Prof.em. Dr. Christel Meier-Staubach
Exzellenzcluster Religion & Politik
R. 350
Domplatz 20-22
48143 Münster
Tel.: +49 251 83 23236

Petra Korte, Anna Stenmans
Tel.: +19 251 51050825
Klikki.Petra@gmx.de
anna.stenmans@uni-muenster.de

Jaroslav Thun (1864-1929) - ein böhmischer Adliger in der ausgehenden Habsburgermonarchie und der Ersten Tschechoslowakei

Jaroslav Thun gehörte der böhmischen Hocharistokratie an. Sein Leben verbrachte er als Gutsverwalter und Politiker zwischen den mährischen und böhmischen Landsitzen in Kwassitz [Kvasice] und Tetschen [Děčín], den politischen Landeszentren in Brünn und Prag sowie der Hauptstadt Wien.Thuns ausführliches Tagebuch und die Korrespondenz mit seinem Bruder Friedrich Thun, dem langjährigen Statthalter von Böhmen und Ministerpräsidenten Zisleithaniens, geben Einblick in Thuns Lebenswelten und Anschauungen.
Speziell werden in dem Forschungsprojekt Thuns Studienzeit in Prag, seine anschließenden Aufenthalte in Galizien, während denen er mit polnischen Adligen verkehrte und Freundschaften schloss (Jerzy Mycielski), sowie seine Tätigkeit als Gutsverwalter und Politiker im mährischen Landtag und im Wiener Reichsrat untersucht.
Gefragt wird nach Thuns politischen Vorstellungen und Ansichten und seiner Wahrnehmung des deutschen-tschechischen Konflikts und der nationalen Frage in der Habsburgermonarchie. Einen weiteren zu behandelnden Aspekt stellen Thuns Kontakte zu tschechischen Politikern dar. Speziell erforscht wird Thuns Reaktion auf die Gründung der Tschechoslowakei und die Bodenreform. Neben diesen vorwiegend politischen Gesichtspunkten stehen auch Thuns Privat- und Familienleben und seine religiöse Einstellung im Blickpunkt.

Ansprechpartner:
Dr. Stefan Lehr
Historisches Seminar
Abteilung für Osteuropäische Geschichte
Domplatz 20-22
48143 Münster
Tel.: +49 251 83-24120
stlehr@uni-muenster.de

Edition der deutschen Übersetzung von Gottfried Wilhelm Leibniz
'De Jure Suprematus ac Legationis'

Die im Sommer 1677 von Leibniz fertig gestellte Schrift De Jure Suprematus ac Legationis war eine Arbeit, die der Philosoph in Hannover im Auftrag seines Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg verfasst hatte. Die Abhandlung, die Leibniz unter dem Pseudonym Caesarinus Fürstenerius publizierte, sollte den Nachweis erbringen, dass die altfürstlichen Häuser der Reiches ebenso das Recht zur diplomatischen Beschickung der europäischen Friedenskongresse hatten wie die Kurfürsten, die Republiken und die Monarchen auch. Es ging also um Ansprüche auf die volle Teilhabe am Völkerrechtsverkehr von Seiten jener Akteure, deren Souveränität (noch) umstritten war. Zwar hatte die mehrfach wieder aufgelegt Schrift keinen unmittelbaren politischen Erfolg. Unter den Gelehrten galt sie allerdings schon bald als einer der kenntnisreichsten und subtilsten Traktate zur klassischen Diplomatie im Zeitalter des Barock. Die Hochschätzung des Traktats zeigt sich auch daran, dass es der Hallenser Jurist und Zeremonialexperte Johann Ehrenfried Zschackwitz (1669-1744) 1717 ins Deutsche übersetzte. Zur geplanten Drucklegung der Übersetzung ist es aber nicht mehr gekommen.

Die Edition von Zschackwitzens Übersetzung erfüllt eine doppelten Nutzen: Zum einen macht sie eine der zentrale Quellen zur Diplomatiegeschichte der Frühneuzeit für die Forschung zugänglich. Die Geschichte der Diplomatie ist derzeit eines der wichtigsten Gegenstände der Politikgeschichte im Zeichen des Kulturalismus. Die Rezeption des Caesarinus Fürstenerius wurde indes durch das komplexe Niveau des lateinischen Originals erschwert. Zum anderen trägt die Übersetzung aus der Hand eines Zeitgenossen dazu bei, den Quellenwert der Edition noch zu erhöhen. Die spezifische Semantik völkerrechtlichen Denkens im 17. und 18. Jahrhundert kommt so voll zur Geltung.

Die Edition soll im Jahr 2010 abgeschlossen sein und im Verlag Duncker & Humblot erscheinen. Edition und Kommentar werden von Sarah Henning und André Krischer besorgt.

Ansprechpartner:
Dr. André Krischer
Leibnizprojekt,
Hittofstrasse 17
48149 Münster
Tel.: +49 251-83-28320,
krischer@uni-muenster.de

Leibniz-Akademieausgabe
"Gottfried Wilhelm Leibniz. Sämtliche Schriften und Briefe"

Die Leibniz-Forschungsstelle ediert - neben drei weiteren Arbeitsstellen in Hannover, Potsdam und Berlin - den handschriftlich überlieferten Nachlass von Leibniz (1646-1716) in chronologischer Folge im Rahmen der Leibniz-Akademieausgabe “Gottfried Wilhelm Leibniz. Sämtliche Schriften und Briefe”, gemeinsam herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Ihr obliegt die Edition der philosophischen Reihen II (Philosophischer Briefwechsel) und VI (Philosophische Schriften). Die Leibniz-Forschungsstelle wurde 1956 als Institut der Universität Münster gegründet. Seit 1988 ist sie ein Forschungsvorhaben der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und wird aus dem Akademienprogramm der “Union der deutschen Akademien der Wissenschaften” finanziert. Insgesamt sind bisher zehn Bände erschienen, acht der Reihe VI (für den Zeitraum 1663-1690 und 1703-05) und zwei der Reihe II (für den Zeitraum 1663-1694). Davon wurden sechs Bände von der Göttinger Akademie betreut. Der zweite Band des Philosophischen Briefwechsels (für den Zeitraum 1686-1694) ist gerade (Februar 2009) erschienen. Der dritte Briefband (für den Zeitraum 1695-1700) ist in Bearbeitung.

Ansprechpartner:
PD Dr. Stephan Meier-Oeser (Leiter der Edition)   
Dr. Herma Kliege-Biller
Leibniz-Forschungsstelle
Robert-Koch-Str. 40
48149 Münster
Tel.: +49 251 83-329 20
Leibnizf@uni-muenster.de

Edition Giordano Brunos im Rahmen der neuen deutschen Giordano-Bruno-Ausgabe

Im Jahr 1998 wurde in Berlin, im Zusammenhang mit dem Italienzentrum der FU-Berlin und dem Istituto Italiano per gli Studi Bruniani (Neapel), die Deutsche Bruno Forschungsgruppe mit der Zielsetzung gegründet, zunächst das italienische Oeuvre des Nolaners in einer neuen deutschen Übersetzung zugänglich zu machen. Dies erwies sich nicht nur wegen der unbestrittenen Bedeutung als sinnvoll, die das Werk des italienischen Philosophen für die Genese der neuzeitlichen Philosophie besitzt, sondern vor allem auch wegen der Tatsache, dass die letzte deutsche Gesamtübertragung nahezu 100 Jahre zurückliegt und sowohl ihre Übertragung in das Deutsche als auch ihr wissenschaftliches Erscheinungsbild nicht mehr den Ansprüchen der weit vorangeschrittenen Forschung in diesem Bereich entsprechen. Seit Oktober 2001 gibt die Deutsche Bruno Forschungsgruppe unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Leinkauf, Universität Münster, und mit Unterstützung der Fritz Thyssen-Stiftung die italienischen Schriften des Giordano Bruno unter der Projektbezeichnung ‚Neue kritische deutsche Giordano Bruno-Ausgabe heraus. Mit Mitteln der Stiftung konnten in den Jahren 2001 bis 2003 zwei Mitarbeiterstellen finanziert, Vorbereitungstreffen durchgeführt sowie bei allen bislang erschienenen Bänden die Drucklegung unterstützt werden. Es ist hierbei von unschätzbarer Bedeutung, dass uns die Herausgeber der Les Belles Lettres-Ausgabe (Alain Segonds, Nuccio Ordine) in Verbindung mit dem Istituto Italiano per gli Studi Filosofici (Neapel) den kritischen italienischen Text zur Verfügung gestellt haben, den Giovanni Aquilecchia in jahrzehntelanger Arbeit erstellt hatte. Die auf dieser Textbasis im Entstehenbegriffene zweisprachige, jeweils mit einem Glossar versehene Ausgabe versteht sich nicht nur als nationalsprachliche Komplement zu anderen zeitgleich entstehenden Übersetzungen und Kommentierungen Giordano Brunos, insbesondere der renommierten Les Belles Lettres-Ausgabe und den italienischen Ausgaben bei Mondadori und UTET, sondern sie positioniert sich im Unterschied zu diesen Editionen vor allem durch ihren Anspruch, für jeden Band einen ausführlichen kritischen philosophischen Kommentar zu liefern, der sich mit der Forschungsliteratur auf neuestem Stand auseinandersetzt sowie in den Einleitungsteilen eine werkspezifische Wirkungsgeschichte nachzuzeichnen. Hierzu konnte der mit großem Gewinn für die Sache der Felix Meiner-Verlag (Hamburg) gewonnen werden, der die Entstehung des Projektes von verlegerischer Seite aus seitdem kompetent begleitet.

Bislang sind erschienen: Bd. 3, De la causa, principio et uno - Über die Ursache, das Prinzip und das Eine, Italienisch-Deutsch, Übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Thomas Leinkauf, Felix Meiner Verlag Hamburg 2007, Bd. 4, De l’infinito, universo et mondi, Über das Unendliche, das Universum und die Welten, Italienisch-Deutsch, Übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Angela Bönker-Vallon, Felix Meiner Verlag Hamburg 2007 und Bd.6, Cabala del cavallo pegaseo - Die Kabbala des pegaseischen Pferdes, Italienisch-Deutsch, Auf der Grundlage der Übersetzung von Kai Neubauer bearbeitet, kommentiert und herausgegeben von Sergius Kodera, Felix Meiner Verlag Hamburg 2009.

In Vorbereitung bzw. kurz vor der Drucklegung befinden sich Bd. 5, Spaccio della bestia trionfante und Bd. 2, La cena delle ceneri. Die Fertigstellung des italienischen Oeuvres von
Giordano Bruno ist für das Jahr 2010 projektiert. Eine Weiterführung des Projektes, die dann das lateinische Werk betreffen würde, ist bereits in den Grundlinien konzipiert.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Leinkauf
Philosophisches Seminar
Domplatz 23
48143 Münster
Tel.: +49 (0) 251 83-2 5421

Karl Marx: Edition zweier Studienausgaben

I. – Karl Marx: Ökonomisch-Philosophische Manuskripte
(Dieses Projekt ist 2009 abgeschlossen worden.)

II. – Karl Marx: Das Kapital (1867)
(vorgesehener Abschluss dieses Projekts: 2011)

Neben der 1859 erschienenen Schrift Zur Kritik der politischen Ökonomie ist der erste Band von Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals, welches 1867 in erster und 1872 in zweiter Auflage erschien, der einzige von Marx selbst veröffentlichte Text aus seinem umfangreichen Projekt einer Kritik der kapitalistischen Gesellschaftsformation. In dieser Studienausgabe, die 2011 in der Philosophischen Bibliothek des Verlags Felix Meiner (Hamburg) erscheinen soll, werden der Text der ersten Auflage des Kapital sowie als Beilage folgende Texte veröffentlicht: das von Marx umgearbeitete erste Kapitel der zweiten Auflage und das Nachwort zur zweiten Auflage von Das Kapital sowie die Schrift Zur Kritik der politischen Ökonomie.
Versehen mit einem Stellenkommentar, einem Glossar und einer Auswahlbibliografie wird der einleitende Kommentar dieses Hauptwerk von Karl Marx vor allem unter der Perspektive der dialektischen Methode und als Beitrag zur Philosophie darstellen.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Quante
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Philosophisches Seminar
Domplatz 23
48143 Münster
Tel.:0049 (0)251 / 83 - 24468

Studienausgabe zum Linkshegelianismus und Vormärz

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Quante
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Philosophisches Seminar
Domplatz 23
48143 Münster
Tel.:0049 (0)251 / 83 - 24468

Violoncellomusik des 19. Jahrhunderts
Neu- und Ersteditionen ausgewählter Kompositionen für Violoncello

Trotz der Fülle der im 19. Jahrhundert publizierten Werke für Violoncello (und Klavier) ist nur ein Bruchteil des Repertoires heute noch im Gedächtnis der musikalischen Praxis und Ausbildung verankert. Aufgrund der oft seltenen und zudem nach historisch-kritischen Editions-Maßstäben in der Regel unzureichenden alten Publikationen ist das Ausheben, Edieren und Zugänglichmachen von diesen mittlerweile unbekannten Werken der Celloliteratur nur umso wünschenswerter. Hinzu tritt eine bei prominenten Werken – wie etwa den Sonaten Beethovens – sich stets neu konturierende Quellenlandschaft, die die kritische Prüfung des tradierten "Urtextes" verlangt. Die im Rahmen von Einzelausgaben vorgenommenen Editionen werden sämtlich durch renommierte Verlage betreut sowie von Vortragskonzerten und Editionsseminaren flankiert, um sowohl den Prozess der Edition als auch die Bedeutung des Repertoires für Musiker und Musikwissenschaftler zu erhellen.

- abgeschlossen: Ludwig van Beethoven: Sonaten für Violoncello und Klavier op. 5, 17, 69 und 102, hrsg. von Christiane Wiesenfeldt, Wien (Urtext Edition) 2008.

- in Vorbereitung: Carl Reinecke: Sonaten für Violoncello und Klavier op. 42, 89 und 238,  hrsg. von Christiane Wiesenfeldt, Wien (Urtext Edition) 2010 [Dr. i. Vorb.].

- in Planung: Gesamt-Edition der Violoncello-Werke David Poppers


Ansprechpartnerin:
Dr. Christiane Wiesenfeldt
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik
Schlossplatz 6
D - 48149 Münster
Tel.: 0049 (0)251 - 83 244 87
Tel. Sekretariat (Frau Klein): 0049 (0)251 - 83 244 44
Fax: 0049 (0)251 - 83 244 50
Mail: wiesenfeldt@uni-muenster.de
Web: www.uni-muenster.de/Musikwissenschaft

»Missae de Beata Virgine«
Ersteditionen ausgewählter Marienmessen des 16. Jahrhunderts

Das Habilitationsprojekt »Majestas Mariae« als musikgeschichtliches Phänomen. Studien zu marianischen Choralordinarien des 16. Jahrhunderts untersucht am Beispiel einer großen, bislang unerforschten Gruppe marianischer Choralordinarien, in welcher Form die Marienverehrung Einfluss auf die mehrstimmige Musik des 16. Jahrhunderts genommen hat. Die Konzentration auf das Repertoire der Missae de Beata Virgine bietet sich nicht nur aufgrund ihrer repräsentativen, im Zusammenhang musikalisch institutionalisierter Gattungen der Zeit geradezu singulären Verbreitung an. Vielmehr legen ihre, der Messengeschichte eigentümlich zuwiderlaufenden antizyklischen Formanlagen nahe, kanonbildende Aspekte weniger in musikalisch immanenten Bedingungsgefügen und Einflusskategorien als dem frömmigkeitsgeschichtlichen Horizont zu vermuten, in dem sich diese Werke entfalteten. Zu untersuchen und interpretieren sind entsprechend gleichermaßen musik- wie theologiegeschichtliche Hintergründe, die die Entstehung, Ausprägung und Konsolidierung der Missa de Beata Virgine in kirchlich-funktionalen, höfisch-reputativen und nicht zuletzt immanent artifiziellen Kontexten begünstigt haben. Um das bislang weitgehend unedierte Repertoire zumindest ansatzweise zugänglich zu machen, ist nach Abschluss der Studie (vorauss. August 2010) eine  Auswahledition der Werke in Planung.

- abgeschlossen: Vorwort / Preface für: Rocco Rodio e la Messa »De Beata Virgine« (1562), hrsg. von Giovanni Domenico Dinaccio, Mascalucia (Edizioni Musicali Novecento) 2008.

- in Planung: Ersteditionen ausgewählter »Missae de Beata Virgine« (optimalerweise gemeinsam mit entsprechenden CD-Aufnahmen der Werke)

Ansprechpartnerin:
Dr. Christiane Wiesenfeldt
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik
Schlossplatz 6
D - 48149 Münster
Tel.: 0049 (0)251 - 83 244 87
Tel. Sekretariat (Frau Klein): 0049 (0)251 - 83 244 44
Fax: 0049 (0)251 - 83 244 50
Mail: wiesenfeldt@uni-muenster.de
Web: www.uni-muenster.de/Musikwissenschaft

"Ausgewählte Werke" von Christian Thomasius
(Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 1993ff.)

Ansprechpartner:
Prof. Dr.Dr. h.c. Werner Schneiders
Dr. des. Kay Zenker
Arbeitsstelle für Aufklärungsforschung
Domplatz 23
48143 Münster
zenker@uni-muenster.de

Reihe "Thomasiani"
(Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 2007ff.)

Ansprechpartner:
Prof. Dr.Dr. h.c. Werner Schneiders
Dr. des. Kay Zenker
Arbeitsstelle für Aufklärungsforschung
Domplatz 23
48143 Münster
zenker@uni-muenster.de

"Gesammelte Werke" von Christian Wolff
(Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 1962ff.)

Beteiligte Wissenschaftler:
Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Schneiders
Prof. Dr. Dr. h.c. Jean École (Nizza)
Prof. Dr. Hans Werner Arndt (†, Mannheim)
Prof. Dr. Robert Theis (Luxemburg)
Dr. Sonia Carboncini-Gavanelli (Caselle di Selvazzano)

Ansprechpartner:
Prof. Dr.Dr. h.c. Werner Schneiders
Dr. des. Kay Zenker
Arbeitsstelle für Aufklärungsforschung
Domplatz 23
48143 Münster
zenker@uni-muenster.de

Edition der Hofordnungen Herzog Karls des Kühnen von Burgund (1467-1477)

Ansprechpartner:
Dr. Torsten Hiltmann
DFG-Projekt "Die 'anderen' Könige"
Historisches Seminar
Domplatz 20-22 // Zi. 113
48143 Münster
hiltmann@uni-muenster.de

Edition der Maiores Rationes Prelatorum des Simon de Beaulieu und anderer Materialien des französischen Bettelordensstreits

Die zwischen Anklage- und Streitschrift angesiedelten Maiores Rationes Prelatorum aus der Feder des Simon de Beaulieu, Erzbischof von Bourges († 1297), gehören in den Kontext der heftigen Konflikte zwischen Klerus und Bettelorden im Frankreich des 13. Jahrhunderts, in denen um Gebühren und Gläubige sowie um Prestige und Vorrang gestritten wurde. Die mit polemisch-oratorischen, poetischen, theologischen und juristischen Mitteln geführten Debatten der 1250er bis 1280er Jahren bilden einen wichtigen Hintergrund für aufkommende Diskurse religiöser Diversität und divergente ekklesiologische Vorstellungen sowie Entwürfe politischer Theorie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Die Edition der wichtigsten unedierten juristischen Schrift des Streites aus den späten 1280er Jahren (nach der einzigen Handschrift Paris BNF Ms Lat. 3120) zielt darauf, die Dimensionen der multimedialen, verschiedene Argumentationsstränge verbindenden Debatte genauer zu klären und sie in ein Modell spätmittelalterlicher Öffentlichkeiten einzuordnen. Die Einordnung des kanonistisch argumentierenden Traktats wird von der Edition mehrerer Kleintexte (Gesandtschaftsberichte, Predigten, Aktenmaterial) gestützt, die offenbar komplementäre Argumentationsstrategien verfolgen.

 

Ansprechpartnerin:
Junior-Prof. Dr. Sita Steckel,
WWU, Historisches Seminar,
48143 Münster
sita.steckel@uni-muenster.de