Das Forschungs- und Editionsprojekt „Prähistorische Bronzefunde“ veranstaltete ein internationales Kolloquium zum Thema:

 „Bronzen im Spannungsfeld zwischen praktischer Nutzung

und symbolischer Bedeutung“


Am 9. und 10. Oktober 2008 veranstaltete das Forschungs- und Editionsprojekt „Prähistorische Bronzefunde“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ein internationales Kolloquium zum Thema „Bronzen im Spannungsfeld zwischen praktischer Nutzung und symbolischer Bedeutung“. Anwesend waren Referenten und Gäste aus der Türkei, Rumänien, der Tschechischen Republik, Österreich, Kroatien, Italien, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien.

Im Verlauf der beiden Kolloquiumstage wurde diskutiert, inwieweit die drei sich ggf. überschneidenden bzw. auch einander ablösenden Funktionsbereiche der Bronzen beobachtet und nachgewiesen werden können, d. h. die praktische Nutzung, die Verwendung als Prunk- oder Prestigeobjekt und die Verwendung im Kult und/oder als Votivgabe.

Das Spektrum der im Kolloquium angesprochenen Aspekte war sehr breit. Zunächst wurde der kritische Übergang vom Neolithikum zu den Metallzeiten behandelt, wobei das Aufkommen des Metalls und die frühe Waffennutzung im Vordergrund standen. Weitere Überlegungen galten dem Zusammenhang von Materialeigenschaften und Funktionabilität der Objekte; hierbei wurde die Frage diskutiert, inwieweit die Bronzeschwerter, die häufig unsichtbare, aber erhebliche Fertigungs-mängel aufweisen, für einen Einsatz im Kampf überhaupt nutzbar waren. Auch das Gold wurde berücksichtigt, aus dem zahlreiche qualitativ hochwertige bronzezeitliche Objekt gefertigt sind. Die größte Sektion widmete sich der Diskussion einzelner Fundgruppen, wobei neben besonderen Schutzwaffenformen wie Helmen und Schilden auch die nordischen Beile als Waffen bzw. Geräte, die bronzezeitlichen Pferdezäumungen und spezifische Schmuckformen wie die Brillenfibeln und die Stachelscheiben untersucht wurden. Von dort ausgehend wurden auch Materialgruppen übergreifende Fragestellungen angesprochen. Dies betrifft zum einen die Motivik der Verzierungen auf den Metallgegenständen: neben den karpatischen Wellenbandmotiven der frühen und mittleren Bronzezeit wurde auch die religionsgeschichtlich bedeutsame sog. Vogelsonnenbarke der Spätbronzezeit besprochen. Auch die sog. Hortfunde wurden besprochen, deren Deutung von Verwahrfunden zu kriegerischen Zeiten zu Votivgaben an numinose Wesen und Gottheiten reicht. Schließlich wurde die Bedeutung von Metall- und speziell Prestigeobjekten in affinen Kulturwissenschaften angesprochen, wobei die vorgestellten Beispiele des (unter den damaligen technischen Voraussetzungen kaum vorstellbaren) Gusses von Monumentalfiguren aus reinem Kupfer im bronzezeitlichen Zweistromland ebenso wie der modernen afrikanischen Gelbgießer ein deutliches Schlaglicht auf noch offenstehende Fragen der Bronzezeitforschung warfen. Dies wurde auch in der Abschlussdiskussion deutlich, in der auch über das Projekt hinausführende Fragen diskutiert wurden.




Tagungsprogramm:
Das Tagungsprogramm finden sie hier.

Tagungsband:

Die Publikation der Tagungsergebnisse ist im Rahmen eines Bandes der Reihe „Prähistorische Bronzefunde“ 2011 erschienen:

PBF Band XX, 13: U. Dietz/A. Jockenhövel (Hrsg.), Bronzen im Spannungsfeld zwischen praktischer Nutzung und symbolischer Bedeutung. Beiträge zum internationalen Kolloquium am 9. und 10. Oktober 2008 in Münster (2011).

Initiatoren:
Albrecht Jockenhövel, Prähistorische Bronzefunde, Arbeitsstelle Münster
Ute Luise Dietz, Prähistorische Bronzefunde, Arbeitsstelle Frankfurt