„Schon die Bibel kennt Sieben-Tage-Woche“
Internationaler Workshop über Modelle von Zeit in den Schöpfungserzählungen der Bibel
Mit Modellen von Zeit in biblischen und außerbiblischen Texten zur Schöpfung aus alttestamentarischer Zeit befassen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Münster und Paris in einer Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Die Sieben-Tage-Woche, heute in fast allen Kulturen eine gebräuchliche Zeiteinteilung, ist schon im Alten Testament verankert und dort in auffälliger Weise mit der Schöpfungserzählung verknüpft“, erläutern die Organisatoren der Tagung, Theologe Prof. Dr. Reinhard Achenbach und Dr. Nikola Moustakis vom Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM).
Der Workshop geht der Frage nach, ob es eine Korrelation zwischen der Einteilung von Zeit und den Vorstellungen von Schöpfung in den biblischen und außerbiblischen Texten gibt. So ist die erste Erzählung der Bibel in sieben Tagen strukturiert, endet jedoch mit einer Anspielung auf die Liturgie des Sabbats, wie Prof. Achenbach darlegt. „Hier liegen zwei Konzeptionen von Zeit vor: ein eindimensionales, lineares Zeitmodell während der ersten sechs Tage und ein kreisförmiges Zeitmodell mit der Feier derselben Liturgie an jedem siebten Tag.“
Anfang und Ende, Leben und Tod
Die Teilnehmer der Konferenz fragen zum einen, welchen Einfluss die Schöpfungsgeschichte und ihre Interpretation auf spätere Traditionen der Bibel hatte. Zum anderen wird untersucht, wie ein narratologischer Zugang, verbunden mit philologisch-linguistischen Textanalysen, Zeitstrukturen in Texten sichtbar machen kann. Weiterhin soll der Aspekt des „Anfangs“ und des „Endes“ im Sinne einer erzählten Chronologie in den Blick genommen werden – wozu auch die Thematik von Leben und Tod und ihre Zeitbezüge gehören.
Die Tagung mit dem Titel „Schöpfung und Zeit – Création et temps“ findet vom 19. bis 21. Mai im Raum JO 101 im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Johannisstraße 4, ab 9.00 Uhr statt. Sie versammelt Wissenschaftler des Exzellenzclusters und des Kooperationspartners École des Langues et Civilisations de l’Orient Ancien (ELCOA) vom Institut Catholique de Paris. Das Angebot soll vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Prof. Achenbach vom Vorstand des Exzellenzclusters leitet das Forschungsprojekt C2-1 „Religionspolitik im antiken Perserreich. Kulturvergleichende und rechtsgeschichtliche Studien zur Situation der Juden in der multireligiösen Gesellschaft der Achämeniden“. (exc/mit/vvm)