Transformationen paganer Religion in der Kaiserzeit

Workshop zum Wandel antiker Kulte im religions- und sozialgeschichtlichen Kontext

Plakat des Workshops „Transformationen paganer Religion in der Kaiserzeit“

Plakat

Mit Transformationsprozessen der paganen Religion in der römischen Kaiserzeit (1. bis 3. Jahrhundert nach Christus) befasst sich ein Workshop des Habilitandenkollegs des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Gastgeber der Veranstaltung sind Archäologe Dr. Michael Blömer vom Habilitandenkolleg und Althistoriker Dr. Benedikt Eckhardt aus Bremen, der dem Kolleg bis Ende 2014 angehörte. Die Tagung „Transformationen paganer Religion in der Kaiserzeit. Konzepte – Organisationsformen – Rechtliche Grundlagen“ findet am 19. und 20. Februar im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters an der Johannisstraße 4 statt.

„Während der Kaiserzeit kulminierten religiöse Transformationsprozesse“, so die Veranstalter. „Am augenfälligsten manifestierte sich dies in der Ausbreitung des Christentums, doch die Entwicklung vollzog sich im Kontext wesentlicher Veränderungen auch der nicht-christlichen Religion.“ Zu denken sei etwa an Kritik und Aufgabe des Tieropfers in neupythagoräischen und anderen Kreisen, an die steigende Bedeutung persönlicher Initiation, aber auch an die Verbreitung magischer Praktiken. Ein markantes Phänomen auf der Organisationsebene ist den Wissenschaftlern zufolge ferner die Verbreitung translokaler Kulte, die losgelöst von einem spezifischen lokalen Kontext reichsweit Anhänger fanden, ohne dabei notwendigerweise den Charakter eines städtischen Kultes anzunehmen.

Um diese Kulte, die die Forschung oft für sich genommen analysiert, in einen religions- und sozialgeschichtlichen Kontext zu stellen, werden die Teilnehmer des Workshops auf einer breiteren Grundlage neue Organisationsformen des Religiösen erörtern. Sie folgen dieser Fragestellung komplementär zu archäologischen und ikonographischen Untersuchungen. „In der Kaiserzeit lassen sich noch weitere Entwicklungen benennen“, erläutern die Wissenschaftler. „Das Vereinswesen, dessen primäre Ausdrucksformen auch in der Kaiserzeit religiöser Art waren, erlebte in vielen Städten eine Blütezeit.“ Parallel zur Verbreitung überregional gleichförmiger „Gruppenreligionen“ fänden sich immer häufiger Entwicklungen, die Religion als persönliche Angelegenheit auffassten und aus Organisationskontexten wie Stadt und Verein herauslösten. Zu denken sei etwa an die Rolle „Heiliger Männer“, die gerade nicht einer Gruppe angehörten. Der Workshop geht den Fragen nach, wie sich diese scheinbar widersprüchlichen Prozesse zueinander verhielten und ob sie auf den Wandel religiöser Vorstellungen reagierten oder ihn erst ermöglichten. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftler, an welcher Stelle diese Prozesse möglicherweise durch staatliches Handeln beeinflusst wurden.

Dr. Michael Blömer forscht am Exzellenzcluster im Projekt B2-20 Mediale Repräsentation und „religiöser Markt“: Sichtbarkeit, Selbstdarstellung und Rezeption syrischer Kulte im Westen des Imperium Romanum. Dr. Benedikt Eckhardt forschte bis Ende 2014 im Projekt C2-12 Mitgliedschaft und Zugehörigkeit: Verein, Stadt und Reichsreligion in der Antike und ist seitdem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen. (exc/bhe/vvm)

Workshop „Transformationen paganer Religion in der Kaiserzeit. Konzepte – Organisationsformen – Rechtliche Grundlagen“, 19. und 20.02.2015
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Raum JO 101
Johannisstraße 4
48143 Münster

Programm

Donnerstag, 19. Februar

18:15-18:30 Einführung Michael Blömer, Münster, und Benedikt Eckhardt, Bremen
18:30 Migranten und Netzwerke: Religiöser Pluralismus in der Römischen Mittelmeerwelt Andreas Bendlin, Toronto

Freitag, 20. Februar

09:30-09:45 Begrüßung
09:45-10:30 Pagan Sacrifice: Historiography and Development in Roman Times and Late Antiquity Jan N. Bremmer, Groningen
10:30-11:15 Götterbilder: Zerstörung, Bewahrung kulturellen Erbes, das neue Christusbild Christoph Auffarth, Bremen
11:30-12:15 Republikanische Heiligtümer im Kaiserzeitlichen Rom Marlies Arnhold, Bonn
12:15-13:00 Global Gods? Mobility and Exchange of Egyptian Deities in the Roman World Miguel John Versluys, Leiden
14:45-15:30 Zu ikonographischen Austauschprozessen translokaler Kulte in der römischen Kaiserzeit Michael Blömer, Münster
15:45-16:30 Mystai und Mysteria im kaiserzeitlichen Westkleinasien Benedikt Eckhardt, Bremen, und Andrew Lepke, Münster
16:30-17:15 Im Dialog mit der Gottheit: Tendenzen der Orakelpraxis in Kaiserzeit und Spätantike Klaus Zimmermann, Münster
17:30-18:00 Abschlussdiskussion