Figurationen von Macht in Byzanz

Tagung und Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Byzantinistik in Münster

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Prof. Dr. Michael Grünbart

Zum 50-jährigen Bestehen des Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik der Uni Münster lädt Institutsdirektor Prof. Dr. Michael Grünbart, Byzantinist am Exzellenzcluster „Religion und Politik“, zu einer Tagung und einer Ausstellung ein. Die Konferenz befasst sich vom 14. bis 16. Januar 2015 mit dem Thema „Figurationen von Macht im byzantinischen Mittelalter“. Die Ausstellung „Gold und Blei – Norm und Wert im byzantinischen Alltag“ ist vom 16. Januar bis zum 15. März jeweils dienstags bis sonntags von 14 bis 16 Uhr im Archäologischen Museum zu sehen.

Die internationale Konferenz befasst sich mit der Frage, wie sich weltliche und geistliche Macht im byzantinischen Reich darstellte, und ob es zu Konkurrenzen zwischen den beiden Mächten oder Überschneidungen bei der Verwendung von Machtsymbolen kam, wie Prof. Grünbart erläutert. „Was sind Archetypen für Macht, was steht für Macht und was wurde als Macht anerkannt“, erläutert der Byzantinist die Leitfragen der Tagung. So werde beleuchtet, in welchem Gewand Macht auftrat, in welchen Objekten oder durch welche Objekte sich Macht manifestierte, wie sie greifbar wurde und wie sie sich äußerte. Ergründet werden soll ebenfalls, wie sich Macht in der Erinnerung hielt und welche konkreten Strategien gegen ihr Vergessen gepflegt wurden.

Byzantinist Prof. Dr. Bernard Stolte aus dem niederländischen Groningen wird einen öffentlichen Abendvortrag zum Thema „Recht und Macht: Bemerkungen zu handschriftlichen Zeugen“ halten. Er ist am 14. Januar um 18.15 Uhr zu hören. Die Tagung findet in Münster im Liudgerhaus, Überwasserkirchplatz 3, statt.

Plakat der Ausstellung „Gold und Blei – Norm und Wert im byzantinischen Alltag“

Plakat der Ausstellung

Die Ausstellung „Gold und Blei – Norm und Wert im byzantinischen Alltag“ im Archäologischen Museum der WWU, Domplatz 20-22, macht anhand ausgewählter Objekte sichtbar, auf welchen Ordnungen und Werten der byzantinische Alltag basierte. Zu den Exponaten gehören eine Tonlampe aus dem 6. Jahrhundert nach Christus mit einer Darstellung der von Konstantin dem Großen (gestorben 337) erbauten Grabeskirche, ein Schutzamulett aus dem 4. Jahrhundert nach Christus und die erste Christusdarstellung auf einer vom byzantinischen Kaiser Justinian II. (685-695 und 705-711) geprägten Münze. Zur Eröffnung der Ausstellung am 15. Januar 2015 um 18 Uhr gibt Prof. Grünbart eine Einführung.

Anlass für die Veranstaltungen ist neben dem 50-jährigen Bestehen der Byzantinistik auch der 50. Todestag des Institutsgründers Prof. Dr. Joachim Scharf. Er trat 1964 die erste Professur für Byzantinistik in Münster an. Zur Zeit seiner Berufung beschäftigte sich Prof. Scharf, der sich 1960 bei dem Historiker Prof. Dr. Percy Ernst Schramm in Göttingen habilitiert hatte, mit Fragen der Gewaltenlehre in Byzanz, insbesondere im Umfeld des Patriarchen Photios, sowie mit ikonographischen Fragen in der Kaiserdarstellung. „Nur kurz konnte er seine Tätigkeit in Münster entfalten, da er am 28. Juli 1965 auf einer Exkursion in Trier plötzlich verstarb“, sagt Prof. Grünbart. „Ihm ist es zu verdanken, dass die Bibliothek des Byzantinisten Franz Dölger (1891-1968) erworben werden konnte, die den Standort Münster nach wie vor auszeichnet.“

Prof. Dr. Michael Grünbart leitet am Exzellenzcluster das Projekt B2-8 Moses und David: Ambige Typologien für Patriarchen und Kaiser in Byzanz. Eine Anmeldung zur Tagung ist bis zum 10. Januar bei Birgit Decker (byz.neograez@uni-muenster.de) möglich. (exc/han/vvm)


Tagung „Figurationen von Macht im byzantinischen Mittelalter“, 14. bis 16. Januar 2015
Liudgerhaus
Überwasserkirchplatz 3
48143 Münster

Öffentlicher Vortrag „Recht und Macht: Bemerkungen zu handschriftlichen Zeugen“, 14. 2015, 18.15 Uhr
Referent: Byzantinist Prof. Dr. Bernard Stolte, Groningen
Liudgerhaus
Überwasserkirchplatz 3
48143 Münster

Ausstellung „Gold und Blei – Norm und Wert im byzantinischen Alltag“
16. Januar bis 15. März 2015
geöffnet dienstags bis sonntags, 14 bis 16 Uhr
Archäologisches Museum der Universität Münster
Domplatz 20-22
48143 Münster

Programm der Tagung

Mittwoch, 14. Januar: Macht und Territorium

15:30-16:15 Vergessene Strategien der Kirchen von Rom und Konstantinopel im Kampf um den Vorrang, oder: Wie russisch ist die Krim? Rainer Stichel, Münster
16:15-17:00 The Power of Castration Display'd: Eunuchs and the Macedonian Dynasty Shaun Tougher, Cardiff
18:15-19:45 Recht und Macht: Bemerkungen zu handschriftlichen Zeugen (Öffentlicher Abendvortrag) Bernard Stolte, Groningen

Donnerstag, 15. Januar: Die Macht des Wortes

09:00-09:45 Ho basileus basilikon ti basilikos epoiesen. Herrscherbuße als Legitimations– und Machtinstrument Lutz Rickelt, Münster
09:45-10:30 Die Macht der Rhetorik – Rhetorik der Macht? Überlegungen zum Schicksal der drei Redegattungen in Byzanz Alexander Riehle, Wien
11:00-11:45 Die Macht der Poeten: zu den liturgischen Kanones des Joseph Hymnographos Paraskevi Toma, Münster
11:45-12:30 Das Leben des hl. Baras: literarische Verfahren im Dienste eines mächtigen Klosters? Luigi D’Amelia, Rom – Münster
14:00-14:45 Dionysios Areopagites und die Sakralisierung der Macht Georgios Makris, Münster
14:45-15:30 gʷa–si–la–wa – Ursprünge und Transformation eines Herrschertitels Ilia Edisherov, Münster
16:00-16:45 Networks of Learning in Byzantine East and Latin West – oder: Was lernen wir voneinander? Sita Steckel / Michael Grünbart, Münster
18:00 Eröffnung der Ausstellung “Gold und Blei – Norm und Wert im byzantinischen Alltag” im Archäologischen Museum der WWU Münster, Domplatz 20-22 Einführung: Michael Grünbart, Münster

Freitag, 16. Januar: Herrscherbilder

09:00-09:45 Der Kaiser im Zweikampf Martin Vučetić, Mainz
09:45-10:30 Der Kaiser als Philanthrop Dionysios Stathakopoulos, London
11:00-11:45 Zeichen kaiserlicher Macht und Politik auf den Münzen des byzantinischen Reiches Alena Tenchova, München
11:45-12:30 Der Kaiser und das Wasser – Topos und Realität Michael Grünbart, Münster
12:30 Zusammenfassung und Verabschiedung