Veranstaltungen im Sommersemester 2015


Proseminar

MARKUS GOLDBECK, M.A.

081948 Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: „Erdrutsch“, „Nach dem Boom“ und vom „Kollektiv zum Individuum“? Deutsche Geschichte seit 1970 – Entwicklung und Deutung

Mo 14-18

Eric Hobsbawm charakterisierte das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts als „Erdrutsch“, der auf ein „Goldenes Zeitalter“ folgte, für andere war es die Zeit „nach dem Boom“, aber auch eine Epoche, die sich „vom Kollektiv zum Individuum“ orientierte. Diese Deutungsversuche zeigen, dass insbesondere für die 1970er Jahre – oft recht kulturpessimistisch – die krisenhaften Elemente betont wurden. Sie verweisen aber auch auf eine Zeit der fortgesetzten Umbrüche der politischen Kultur, der Lebensstile aber auch der Politik, wie sie sich in Bundesrepublik und DDR seit den 1960er Jahren angekündigt hatte. Das Proseminar möchte das letzte Drittel des 20. Jahrhundert in deutsch-deutscher Perspektive erkunden und in den politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Dimensionen ausloten. Dazu werden die Entwicklungen in beiden deutschen Staaten parallel aber auch in ihren Verflechtungen beleuchtet. Die Betrachtungen zu diesem Thema werden nicht 1989/90 abbrechen, sondern bis 1998/2000 weitergeführt. Im Seminar werden die Studierenden mit den grundlegenden Methoden, Techniken und Hilfsmitteln der Neueren und Neuesten Geschichte vertraut gemacht. Für einen Leistungsnachweis sind neben einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme das Halten eines Referats, das Bestehen einer Klausur sowie das Verfassen einer Hausarbeit erforderlich.

Literatur: Werner Faulstich (Hg.): Die Kultur der siebziger Jahre, München 2004; Edgar Wolfrum: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 2006; Anselm Doering-Manteuffel, Lutz Raphael: Nach dem Boom : Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008; Konrad H. Jarausch (Hg.): Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008; Rödder, Andreas: Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung, München 2009; Thränhardt, Dietrich: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a.M. 2009; Conze, Eckart: Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis in die Gegenwart, München 2009; Ansorg, Leonore (Hg.): "Das Land ist still - noch!" Herrschaftswandel und politische Gegnerschaft in der DDR (1971–1989), Köln [u.a.] 2009; Weber, Hermann: Die DDR 1945-1989, (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte; Bd. 20), München 52012. Schroeder, Klaus: Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR 1949–1990, Köln, Weimar, Wien 32013.

Kurs

DR. RÜDIGER SCHMIDT

081967 Kurs: Revolutionen in Europa: 1789 – 1830 – 1848/49

Mo, 18-20h, Raum: F 33, Beginn: zweite Vorlesungswoche

Das Zeitalter der Moderne, das in Frankreich mit dem epochalen Umbruch von 1789 eingeleitet wurde, war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts keinesfalls nur ein Zeitalter der Revolutionen, sondern die Signaturen der Epoche waren ebenso durch Reformbemühungen, restaurative Strömungen und Phänomenen nachholender Modernisierung, schließlich auch durch den Beginn der industriellen Revolution geprägt. Die revolutionären Zäsuren verbanden sich darüber hinaus mit einem „Bruch des gesellschaftlichen Bewußtseins“ (Koselleck), der sich nicht nur als Folge, sondern mindestens genauso als Voraussetzung für die gravierenden Umbrüche in den Bereichen des kulturellen Lebens, der veränderten Kommunikationserfahrung und dem tiefgreifenden Wandel der Wertesysteme bewerten lässt. Der Kurs thematisiert die politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Strömungen des Zeitalters zwischen 1789 und 1848/49, das von einer erheblichen Dynamik und revolutionärem Konfliktpotential geprägt war.

Literatur zur Einführung: Andreas Fahrmeier, Revolutionen und Reformen. Europa 1789-1850, München 2010. Susanne Lachenicht, Die Französische Revolution, Darmstadt 2012. Frank Lorenz Müller, Die Revolution von 1848/49, Darmstadt 42012 . Wolfram Siemann, Die deutsche Revolution von 1848/49, Frankfurt a.M. 71997. Hans-Ulrich Thamer, Die Französische Revolution, München 42013.

Oberseminar

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING / DR. SABINE KITTEL

082800 Oberseminar: Die Stasi 1945-2000: Herrschafts- und Repressionsinstrument in, außerhalb und nach der DDR

Di, 16-18h 

Das Ministerium für Staatssicherheit regt bis heute die Fantasie vieler Menschen an: Eine „flächendeckende Präsenz“ in der DDR entsprach in diesen Vorstellungen die Unterwanderung der Bundesrepublik, in der die Stasi die Strippen gezogen habe. Die Veranstaltung macht sich zur Aufgabe, diesen teils überschäumenden Projektionen entgegen zuarbeiten und ein historisch kontextualisiertes Bild von dem Repressionsinstrument zu erarbeiten, welches konstitutiv für die SED-Diktatur war. Nach einer generellen Einführung in die Geschichte von Geheimdiensten und politischer Polizei wird es darum gehen, nicht nur das Wirken in der DDR, sondern auch die Auslandsaktivitäten bzw. die Aufarbeitung nach dem Ende der SED-Diktatur zu analysieren.

Literatur zur ersten Orientierung: Jens Gieseke, Die Stasi 1945-1990, München 2011.

Hauptseminare

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING

082121 Hauptseminar: Von „soziale Fragen“ und „Dritten Wegen“: Konzeptionen von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert

Di, 14-16h 

Spätestens mit der 2008 einsetzenden Währungskrise, die vor allem eine Bankenkrise ist, hat sich ein bundesrepublikanischer Traum ausgeträumt: die Idee nämlich, dass in der sogenannten sozialen Marktwirtschaft ein Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit gefunden sei, der diesen Interessengegensatz dauerhaft gelöst habe. Nachmoderne neue soziale Bewegungen wie Occupy Money und andere greifen Themen auf, die –völlig anders adressiert – auch das 18. und 19. Jahrhundert bereits umgetrieben haben: Wer soll wieviel von dem bekommen und besitzen, was eine Volkswirtschaft produziert? Aus dem breiten Spektrum von Überlegungen will das Seminar in einem ideen-, politik- und wirtschaftsgeschichtlichen Zugriff insbesondere den Konzeptionen nachgehen, die „Dritte Wege“ und damit Alternativen zum Bestehenden formulierten. Wer dabei mitmachen will, dieses im Moment wenig beachtete Feld neu aufzurollen, ist herzlich eingeladen, sollte sich aber auf ein hohes Lesepensum einstellen.

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING

082117 Hauptseminar: BRDDR: Historische Perspektiven auf die deutsch-deutsche Vereinigungsgesellschaft

Mo, 14-16

1990 trat die damalige DDR der Bundesrepublik bei, so die Formulierung der zwischen-teilstaatlichen Vereinbarungen. Das Seminar nimmt das 25jährige Jubiläum zum Anlass, den Weg zur Wiedervereinigung, den Vereinigungsprozess selbst wie auch die Vereinigungsgesellschaft der 1990er in den Blick zu nehmen. Warum brach die DDR zusammen? Wie ‚funktionierte’ die Wiedervereinigung im internationalen und nationalen Kontext? Wuchs tatsächlich zusammen, was zusammengehörte? Um diese und andere Fragen zu beantworten, werden wir auf dem Hintergrund des politikhistorischen Rahmens zentrale Institutionen (Treuhand, Stasiunterlagenbehörde), wichtige Debatten (Ossi-Wessi) wie auch die geschichtspolitischen Verwerfungen dieser Jahre analysieren. Zur Vorbereitung empfiehlt es sich, die entsprechenden Kapitel in einer der in den vergangenen Jahren so zahlreich erschienenen Deutschen Geschichten des 20. Jahrhunderts zu lesen. Nur als Beispiele: Ulrich Herbert, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München 2014; Andreas Rödder, Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung, München 2009, und viele mehr.

Übungen:

PROF. DR. THOMAS GROßBÖLTING

082891 Übung : Von Liebe, Hass und Trauer – eine Erkundung der Emotionengeschichte

Mo, 16-18h, Raum: F153, Beginn: 13.04.2015

Haben Gefühle eine Geschichte? Liebten oder hassten die Menschen im 19. Jahrhundert anders als wir? Was bedeuten Ruhm und Trauer heute, was vor 100 Jahren, was vor 200 Jahren? Diese und andere Fragen beschäftigen aktuell viele aktive Historikerinnen und Historiker, dass auf dem Historikertag in Göttingen die Emotionengeschichte als der neue Megatrend galt. Dabei können die heutigen Bemühungen auf vielfältige frühere Arbeiten zurückgreifen: Die Geschichte der Ehe, die Ökonomie des Schenkens, Ehrbegriffe und Anständigkeit. Die Übung will die theoretischen Prämissen, die methodischen Zugriffe wie auch die Themen dieses Forschungsfelds einmal abschreiten, und nicht zuletzt durch vielfältige Lektüren auch zu eigenen Forschungs- und Qualifikationsarbeiten anregen.

Einführende Literatur unter anderem: Jan Plamper, Geschichte und Gefühl: Grundlagen der Emotionsgeschichte, Berlin 2012; Ute Frevert, The Moral Economy of Trust: Modern Trajectories, London 2014.

DR. RÜDIGER SCHMIDT

082633 Lektüre-Übung: Otto von Bismarck – Gedanken und Erinnerungen

Mi, 16-18h, Raum: Krummer Timpen 5, ULB 101, Beginn: erste Vorlesungswoche

Otto von Bismarcks Lebenserinnerungen, deren ersten beiden Bände 1898 erschienen sind, nehmen seit jeher einen besonderen Rang in der politischen Memoirenliteratur ein. Der Versuch einer Lebensbilanz geriet dem demissionierten Reichskanzler zur Streitschrift, ja zur Abrechnung, in der sich der Rückblick auf ein jahrzehnteslanges politisches Wirken u.a. mit einer pointierten Polemik gegen die Politik der nachbismarckschen Ära verband. Neben der quellenkritischen Lektüre der ‚Gedanken und Erinnerungen’ ist beabsichtigt, am Beispiel des Lebens und politischen Wirkens Otto v. Bismarcks Grundlinien der preussisch-deutschen Innen- und Aussenpolitik von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis an die Wende zum 20. Jahrhundert herauszuarbeiten.

Literatur: Otto von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen, München 2007/Verlag Herbig (zur Anschaffung empfohlen); Lothar Gall, Bismarck. Der weiße Revolutionär, Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1980 (mehrere Auflagen); Otto Pflanze, Bismarck, Bd. 1: Der Reichsgründer, Bd. 2: Der Reichskanzler, München 2008.

PROF. DR. FRANZ-WERNER KERSTING / DR. CHRISTOPH LORKE

082519 Übung: Keine Mitte ohne Rand? Randgruppen und Außenseiter in Deutschland im 20. Jahrhundert

Mo, 16-18h Beginn: 13. April 2015

Die Ausschreibung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten läuft 2014/15 unter dem Rahmenthema „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“. Weniger die „großen Männer“ interessieren bei einer solchen Fokussierung historischer Zeitverläufe, sondern die am – wie auch immer definierten – Rand der Gesellschaft stehenden Individuen und Gruppen. Eine „breite“ gesellschaftliche Mitte definiert sich auch über das „oben“, „unten“ und „(dr)außen“. Anhand ausgewählter Beispiele – Insassen „totaler Institutionen“ (Heilanstalten, Heime, Gefängnisse), Obdachlose, Altersrentner, „Gammler“ bzw. „Hippies“, Homosexuelle und Migranten – soll den Erfahrungen und Selbst- wie Fremdbildern sozialer Randgruppen und Außenseiter in den verschiedenen Abschnitten der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts nachgespürt werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf mediale visuelle Quellen gelegt: Wie wird das „Anderssein“ in Zeitung, Film und Fernsehen aufgegriffen und verarbeitet? Wo sind Brüche, wo langfristige Kontinuitäten bei der Vergegenwärtigung sozialer Abweichung zu finden?

Arbeitstechnisch soll sich in jeder Sitzung ein einführendes Überblicks-/Kurzreferat mit der gemeinsamen Diskussion ausgewählter schriftlicher und visueller Quellen verbinden. Ein Leistungsnachweis kann durch einen Essay erworben werden. Die Veranstaltung wird über „Learnweb“ online begleitet.

Empfohlene Literatur zur Einführung: Elias, Norbert/Scotson, John Lloyd: Etablierte und Außenseiter, Frankfurt a. M. 1990; Frölich, Matthias (Hg.): Quellen zur Geschichte der Heimerziehung in Westfalen 1945-1980, Paderborn u.a. 2011; Fürstenberg, Friedrich: Randgruppen in der modernen Gesellschaft, in: Soziale Welt 16 (1965), S. 236-245; Jäger, Jens: Fotografie und Geschichte, Frankfurt a.M. 2009; Kersting, Franz-Werner: Visual History. Anstaltspsychiatrie der 50er und 60er Jahre im Spiegel von Filmdokumenten aus Westfalen, in: Westfälisches Ärzteblatt 03/2013, S. 56-58 (=Teil I), 04/2013, S. 47-48 (=Teil II); Lingelbach, Gabriele/Stoll, Jan: Die 1970er Jahre als Umbruchphase der bundesrepublikanischen disabilty history? Eine Mikrostudie zu Selbstadvokation und Anstaltskritik Jugendlicher mit Behinderung, in: Moving the Soical 50 (2013), S. 25-52; Lorke, Christoph: Von Anstand und Liederlichkeit. Armut und ihre Wahrnehmung in der DDR (1961-1989), in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 10 (2013), S. 199-218; Paul, Gerhard: BilderMACHT: Studien zur Visual History des 20. und 21. Jahrhunderts, Göttingen 2013; ders.: Visual History, Version: 3.0, in: Docupedia Zeitgeschichte, 13.3.2014 [http://docupedia.de/zg/Visual_History_Version_3.0_Gerhard_Paul]; Rudloff, Wilfried: Im Schatten des Wirtschaftswunders. Soziale Probleme, Randgruppen und Subkulturen 1949 bis 1973, in: Schlemmer, Thomas/Woller, Hans (Hg.), Bayern im Bund, Bd. 2: Gesellschaft im Wandel, München 2002, S. 347-467; Siegfried, Detlef: Time is on my side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen 2006.

DR. CHRISTOPH LORKE

082629 Übung: Lektüreübung: Autobiographien als Quellen: Erinnerungen an „1989“ in Selbstzeugnissen von Politikern

Mo, 12-14h, Beginn: 13. April 2015

Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 wird das letzte und gleichsam kürzeste Kapitel der DDR-Geschichte eingeläutet. Keine elf Monate später ist die DDR Geschichte. In den folgenden Jahren entstand eine rege Publizistik führender ost- wie westdeutscher sowie internationaler Politiker, die bis heute anhält. Diese Veröffentlichungen dien(t)en dazu, die individuellen Sichtweisen auf den Untergang der zweiten deutschen Diktatur der gesamtdeutschen Öffentlichkeit kundzutun. Als kommunikative Akte der Selbstaussage fungieren sie allen voran als (Selbst-)Vergewisserung und nachträgliche Rechtfertigung politischen Handelns. Außerdem bieten diese Schriften für die geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit der „friedlichen Revolution“ und der Schaffung der deutschen Einheit neue, freilich subjektiv gefärbte Einsichten, erwähnen sie doch auch weniger bekannte Konfliktlinien, persönliche Einflussnahmen und individuelle Handlungsspielräume. Anhand ausgewählter Beispiele – in der Übung sollen die Erinnerungen von Hans-Dietrich Genscher, Michail Gorbatschow, Kurt Hager, Erich Honecker, Helmut Kohl, Egon Krenz, Günter Mittag, Francois Mitterand, Ronald Reagan, Günter Schabowski, Margaret Thatcher und Markus Wolf vorgestellt und diskutiert werden – wird den unterschiedlichen Inszenierungs-und Erinnerungsmodi maßgeblich politisch Beteiligter nachgespürt. Für einen Studiennachweis ist das Halten eines Impulsreferates, für einen Leistungsnachweis ist zudem das Verfassen eines Essays erforderlich.

Empfohlene Literatur zur Einführung: Alheit, Peter/Bettina Dausien: Die biographische Konstruktion der Wirklichkeit. Überlegungen zur Biographizität des Sozialen, in: Erika M. Hoerning (Hrsg.): Biographische Sozialisation, Stuttgart 2000 (= Der Mensch als soziales und personales Wesen, Bd. 17), S. 257-283; Depkat, Volker: Autobiographie und die soziale Konstruktion von Wirklichkeit, in: Geschichte und Gesellschaft 29 (2003), S. 441-476; Etzemüller, Thomas: Biographien. Lesen – erforschen – erzählen. Frankfurt am Main 2012; Hahn, Alois: Biographie und Lebenslauf, in: ders. (Hrsg.), Konstruktionen des Selbst, der Welt und der Geschichte. Aufsätze zur Kultursoziologie, Frankfurt am Main 2000; Klein, Christian (Hrsg.): Handbuch Biographik. Methoden, Traditionen, Theorien, Stuttgart 2009.

JAN H. ISSINGER, M.A. / NIKLAS LENHARD-SCHRAMM, M.A.

082432 Übung: Nationalismus im Zeitalter der Extreme

Blockveranstaltung: Mi, 22.07.15, 10–18h; Do, 23.07.15, 10–18h; Fr, 24.07.15, 10–18h, Raum F 102, Einführungssitzung: Fr, 9.04.15, 14–16h

Der Nationalismus zählt zweifellos zu den mächtigsten Weltanschauungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Seine große Wirkung führt die geschichtswissenschaftliche Forschung nicht zuletzt auf das charakteristische Zusammenspiel »Partizipation und Aggression« (Dieter Langewiesche) zurück, das den Nationalismus in besonderem Maße auszeichnet. In der Übung steht die chauvinistische und destruktive Seite des Nationalismus im Vordergrund, ohne jedoch seine integrierenden Momente aus den Augen zu lassen. Ausgehend vom Deutschen Kaiserreich sollen die Ursachen, Entwicklung und Folgen des »Radikalnationalismus« bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs beleuchtet, seine wesentlichen Merkmale in den Blick genommen und nach seiner sozialen Trägerschaft gefragt werden. Besonderes Interesse liegt dabei auf dem Verhältnis zwischen dem Nationalismus und den Aspekten »Krieg«, »Militarismus«, »Feindbildern« sowie »Antisemitismus«. Die Übung findet vom 22.–24. Juli 2015 als Blockseminar statt (jeweils 10–18 Uhr). Für die Teilnahme ist der Besuch der einführenden Sitzung am 9. April, 14–16 Uhr, erforderlich, in der der Veranstaltungsplan besprochen wird (alle Raumangaben unter HISLSF). Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt. Anmeldung unter: niklas_schramm@gmx.de erforderlich.

Literatur zur Einführung: CHRISTIAN JANSEN / HENNING BORGGRÄFE, Nation – Nationalität – Nationalismus. Frankfurt am Main 2007; PETER WALKENHORST, Volk – Nation – Rasse. Radikaler Nationalismus im Deutschen Kaiserreich 1890–1914. Göttingen 2007; SVEN O. MÜLLER, Die Nation als Waffe und Vorstellung. Nationalismus in Deutschland und Großbritannien im Ersten Weltkrieg. Göttingen 2002; HANS-ULRICH WEHLER, Radikalnationalismus und Nationalsozialismus.