SFB 496


Projekt C5: Macht und Ritual im Zeitalter der Französischen Revolution

Das Forschungsprojekt problematisiert die Rolle symbolischer Zeichensysteme für die Stabilisierung politischer Macht in einer polarisierten politisch-sozialen Ordnung im Zeitalter des Directoire und Empire (1795-1815). Hierbei sollen nicht nur Erkenntnisse über Herrschaftsmechanismen im nachrevolutionären Frankreich im Besonderen, sondern zudem über die Bedeutung symbolischer Kommunikation für die Legitimation von Herrschaft in der Moderne im Allgemeinen gewonnen werden.

Die Untersuchungen in der dritten Förderphase konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte:

Erstens werden die Bemühungen um Integration und Konsensstiftung in der französischen Gesellschaft nach dem Ende der Schreckensherrschaft bis zur Errichtung des Empire auf der Ebene von Propaganda und symbolischer Repräsentation untersucht. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem zunehmend problematischen Spannungsverhältnis zwischen erwünschter Zustimmung und Elementen des Zwangs und der Repression. (Bearbeiterin Christina Schröer)

Zweitens sollen Phänomene der Imagination und Inszenierung nationaler Macht am Beispiel der Grande Nation untersucht werden. Die zunehmende Ideologisierung des Konzeptes im Empire verband sich mit einer Transformation des revolutionären Symbolvorrats im Dienste einer auf die Bedürfnisse einer expansiven Außen- und Militärpolitik gerichteten Symbolpolitik. (Bearbeiter Rüdiger Schmidt)

Drittens wird mit der Untersuchung der napoleonischen Kunstpolitik ein Praxisfeld der staatlichen Symbolpolitik thematisiert, in dem sich die Transformation des militärischen Helden zum Kunstkenner und Mäzen realisiert. Mit dem Ziel eines Gründungs- und Versöhnungsmythos wird der Kaiser dabei in den Mittelpunkt aller symbolischen Handlungen gerückt. (Bearbeiter Hans-Ulrich Thamer)

Unter den Bedingungen einer autoritären Herrschaft beabsichtigte Napoleon, die plurale Substanz revolutionärer Symbolsysteme zu brechen und zugleich ihre legitimierende und identitätsstützende Rolle im Interesse monarchischer Machtausübung zu rekonstruieren. Dabei beruhte die spezifische ‚Modernität' der napoleonischen Inszenierungs- und Machtstrategie auf einer konstruktivistischen Aneignung kulturellen Kapitals, wobei sich der Monarch eklektisch eines Symbolvorrats bediente, der sowohl mittelalterlichen wie absolutistischen oder revolutionären Ursprungs sein konnte und für die Herrschaftsbedürfnisse des Kaisers umgeformt wurde. Mit der Entfaltung und Förderung einer administrativ gesteuerten und multimedialen politischen Propaganda, die auch an die vormoderne Inszenierung von Herrschaft anknüpft, weist die charismatische Herrschaft Napoleon Bonapartes weit in die Moderne und wird zugleich zum Beispiel für den begrenzten Geltungsanspruch symbolischer Kommunikation in der Moderne.

Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten des SFB 496Teilprojekt C 5.

Teilprojekt T: Transferprojekt Ausstellung "Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa 800–1800"

Alle Informationen auf den Internetseiten des SFB 496Teilprojekt T sowie unter http://www.spektakeldermacht.de.