Historisches Seminar
Prof. Dr. Heike Bungert

Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte
unter besonderer Berücksichtigung der Nordamerikanischen Geschichte

Laufende Forschungsprojekte

  • "Dynamik und Tradition: Deutsche Einwanderer und religiöse Pluralität in den USA im 19. Jahrhundert"

    Teilprojekt C3-8 im Rahmen des Exzellenzclusters 2060 "Religion und Politik. Dynamiken von Tradition und Innovation" (seit 2019)
    Im Rahmen der Debatte um „Flüchtlingskrise" und „Islamisierung" Deutschlands ist es aufschlussreich zu untersuchen, wie Deutsche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten auswanderten, mit der dortigen religiösen Pluralität umgingen. Nicht nur trafen deutsche Einwanderer verstärkt auf Andersgläubige aus ihrem Ursprungsland oder gar „Freidenker", sondern sie begegneten einer großen, für sie verwirrenden Vielzahl insbesondere protestantischer Denominationen.
    Das Forschungsprojekt möchte erkunden, wie deutsche Kirchengemeinden, Synoden bzw. Diözesen in den USA zwischen ca. 1830 und 1900 die für sie neue religiöse Pluralität - innerhalb ihrer ethnischen Gruppe und im Land insgesamt - wahrnahmen, und wie sie darauf reagierten. Der Schwerpunkt liegt auf Katholiken und Lutheranern - die sich wiederum in eine größere Zahl deutschsprachiger evangelischer Synoden teilten aufgrund theologischer Differenzen, regionaler Verteilung, ethnischer Geschlossenheit bzw. Offenheit gegenüber US-amerikanischen Einflüssen - sowie auf deutschen Methodisten.

  • „God Bless America“: Inaugurationen US-amerikanischer Präsidenten

    Buchprojekt.

    Inaugurationen wurden von vielen Amerikanern als wichtige Momente betrachtet, als “one of those great occasions that capture the imagination of all of the American people“, als “peculiarly American”.
    Mit dem Buchprojekt soll die erste wissenschaftliche Geschichte der Amtseinführungen der US-Präsidenten von 1789 bis heute geschrieben werden, mit einem Schwerpunkt auf der Zeit 1929 bis 1993. Dabei sollen zum einen Ablauf und Entwicklung der Hauptelemente dargestellt werden.
    Bedeutsam ist hier bei aller Betonung von Traditionen das Wachstum der Inaugurationen, sowohl in Bezug auf Länge und Umfang der Feierlichkeiten als auch auf die Zahl der Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen, d. h. die allmähliche Einbeziehung von Frauen, ethnischen Minderheiten und religiösen Gruppen, aber auch das Erreichen eines größeren Publikums durch neue Medien. Zum anderen liegt der Fokus auf den zivilreligiösen Elementen, die der friedlichen Machtübertragung, der Legimitierung des neuen Präsidenten, der Identitätsstiftung und Einigung des Landes nach dem Wahlkampf dienen, aber auch zur kritischen Hinterfragung der Rolle der Vereinigten Staaten genutzt wurden.

    © Nixon Library Public Domain
  • The Lager Beer Revolution in the United States: The History of Beer and German-Americans as a Reinvention of Ethnicity, Knowledge, and Consumption

    Habilitationsprojekt von Dr. Jana Weiß.

    Das Projekt analysiert den technologischen und kulturellen Transfer deutscher Brautradition in die USA vom Beginn des 19. Jahrhunderts als untergärige Biere nach deutscher Bauart das erste Mal in den USA gebraut wurden bis zur nationalen Prohibition 1920, als die Produktion, der Verkauf und der Transport von Alkohol über 0,5 Vol.-% verboten wurde. Der Fokus des Projekts liegt auf dem Transfer des Bieres als eine (Neu)Erfindung von Ethnizität, Wissen und Konsum, das heißt als einen differenzierten geographischen wie sozial-kulturellen Austauschprozess ethnischer Brautraditionen. Aufbauend auf (transnationale) Studien im Bereich der (Deutsch-)Amerikanischen Einwanderung, Konsum-, Technik- und Wissensgeschichte, basiert das Projekt auf Fallstudien in drei Region: dem Mittleren Westen (Wisconsin, Missouri, Ohio) sowie der Ost- und Westküste (New York; Kalifornien).

  • History of Intellectual Culture (HIC). International Yearbook of Knowledge and Society (zusammen mit Johan Östling und Charlotte A. Lerg)

    Neues internationales, interdisziplinäres open access Jahrbuch. De Gruyter.

Abgeschlossene Forschungsprojekte

  • Die Indianer. Geschichte der indigenen Nationen in den USA

    Monographie. Erschienen beim Verlag C.H. Beck am 27.08.2020. 2. Auflage 2021.

    Die Geschichte der Indianer beginnt zwar vor rund 16.000 Jahren, doch mit der Ankunft der Weißen im 15. Jahrhundert ändert sich alles für die indigenen Völker auf dem nordamerikanischen Kontinent. Heike Bungert, die zu den führenden deutschen Kennerinnen gehört, hat mit diesem Buch eine kompetente Darstellung auf dem neuesten Stand der Forschung geschrieben, die sich fernhält von romantischen Klischees und stattdessen auch die aktive Rolle der Indigenen in den Blick nimmt.
    Heike Bungert schildert in dieser Gesamtdarstellung die Geschichte der indigenen Kulturen Nordamerikas, die Begegnung der Indianer mit den Euroamerikanern, die Vertreibung und den Versuch der Zerstörung indigener Gesellschaften, aber auch den Widerstand der Indianer. Ein besonderes Augenmerk richtet ihre kenntnisreiche Darstellung auf die bis heute schwierige Koexistenz zwischen dem Staat der USA und den Angehörigen der indigenen Nationen.

  • Festkultur und Gedächtnis: Die Konstruktion einer deutschamerikanischen Ethnizität, 1848-1914

    Monographie. Erschienen beim Verlag Schöningh, 2016.

    Deutsche Migranten in den USA feierten viel und gern. In verschiedenen Festen bildeten sie eine deutsch-amerikanische Ethnizität und ein eigenständiges ethnisches Gedächtnis aus. Mit diesem Buch wird nicht nur die bislang vollständigste Übersicht über die großen deutschamerikanischen Feste vorgelegt – von Sänger-, Turn-, Schützen-, Volks- und Arbeiterfesten über Schillerfeiern bis zu regionalen Jubiläen und »Deutschen Tagen«. Heike Bungert zeigt auch, wie sich das Gedächtnis der Migrantinnen und Migranten im Laufe der Zeit wandelte, wie sie mit der Auffächerung ihrer Interessen umgingen. Zudem werden der Einfluss von Konflikten wie dem amerikanischen Bürgerkrieg und dem Deutsch-Französischen Krieg, aber auch des wachsenden US-Patriotismus und der Wilheminischen »Weltpolitik« untersucht. Schließlich verdeutlicht das Buch, wie sich aus verschiedenen ethnischen »Spezialgedächtnissen« mit der Zeit ein ethnisches Gesamtgedächtnis bildete.

  • Abgeschlossene Drittmittelprojekte

    "Transzendente Gemeinschaftsstiftung in einer multireligiösen Gesellschaft: Die USA 1945-2005" im Rahmen des Exzellenzclusters 212 "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (2012 - 2017)

    Das Projekt untersucht die zivilreligiösen Elemente und ihren Wandel in den Inaugurationen US-amerikanischer Präsidenten und Wahlkämpfen. Insbesondere soll erforscht werden, wie durch Zivilreligion transzendente Gemeinschaftsstiftung erreicht wurde. Chronologische Schwerpunkte sind die Anfänge des Kalten Krieges, die 1960er und frühen 1970er Jahre sowie der Aufstieg der christlichen Rechten; das Projekt endet mit den ersten Auswirkungen des 11. Septembers und der Wiederwahl von George W. Bush.

    Projektleiterin:
    Prof. Dr. Heike Bungert, „Zivilreligion in Inaugurationen US-amerikanischer Präsidenten, 1945-2005“

    Projektmitarbeiterinnen:
    Ulrike Stockhausen, geb. Stedtnitz, M.A., “The Strangers in our Midst“: Evangelicals and Immigration, 1950s–2000s (AT)
    Linda Lieke, Studentische Hilfskraft

    Teilprojekt C9 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Werte in panindianischen Bewegungen“ im SFB 496 „Symbolische Kommunikation und  gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution" (2009 - 2012)

    Das Projekt untersucht die Rolle symbolischer Kommunikation bei der Bildung und Aufrechterhaltung panindianischer Koalitionen und Organisationen auf dem Gebiet der heutigen USA. Ziel ist es zu analysieren, wie ethnische Gruppen mit Hilfe symbolischer Kommunikation über kulturelle und geographische Grenzen hinweg Konsens stifteten und welche gesellschaftlichen Werte die Symbole in Übergangszeiten auf der Schwelle zu einer spannungsvollen, ambivalenten, außereuropäischen Moderne reflektierten.

    Projektleiterin:
    Prof. Dr. Heike Bungert: „Die zivilgesellschaftliche panindianische Organisation Society of American Indians, 1911-1923“

    Projektmitarbeiter:
    Michael Schlütter, M.A.: „Die religiös-militärischen panindianischen Koalitionen, 1760-1815“
    Marcel Filmar, Studentische Hilfskraft

    Projekt B12 „Religion und ‚Civil Religion’ in US-amerikanischen patriotischen Feiertagen, 1945-1990/92“ im Exzellenzcluster „Religion und Politik" (2009 - 2011)

    Das Projekt untersucht die religiösen und politischen Elemente in US-amerikanischen regelmäßig wiederkehrenden Feiertagen und einmaligen Jubiläen, ihren Wandel zwischen 1945 und 1992, ihre Ausprägung in verschiedenen Regionen und mögliche Deutungskämpfe. Dabei soll die Rolle von Civil Religion näher bestimmt und eine für HistorikerInnen geeignete Definition von Civil Religion erarbeitet werden, die Raum lässt für verschiedene Versionen einer Civil Religion und die das Konzept nicht länger normativ-prognostisch, sondern analytisch begreift.

    Projektleiterin:
    Prof. Dr. Heike Bungert, „Religion und ‚Civil Religion’ in US-amerikanischen patriotischen Feiertagen, 1945-1990/92: Die einmaligen Jubiläumsfeiern“

    ProjektmitarbeiterInnen:
    Jana Weiß, „Religion und ‚Civil Religion’ in regelmäßig wiederkehrenden US-amerikanischen patriotischen Feiertagen, 1945-1990/92“
    Tobias Henze, Studentische Hilfskraft