Zum Tod von Prof. Dr. Karl Hauck


Im Alter von 90 Jahren verstarb am 8. Mai 2007 Karl Hauck, Gründer des Instituts für Fühmittelalterforschung und emeritierter Ordinarius für mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster. Seinem fruchtbaren Wirken ist es ganz wesentlich zu verdanken, daß die Westfälische Wilhelms-Universität zu einem international anerkannten Zentrum der Mittelalterforschung und zu einem Vorbild für interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Geisteswissenschaften geworden ist.

Am 21. Dezember 1916 in Leipzig geboren, begann Karl Hauck sein Studium an der dortigen Universität. Nach schwerer Kriegsverletzung konnte er in Straßburg weiterstudieren, wo er 1942 promoviert wurde und wo er sich 1943 habilitierte. 1950 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Erlangen. 1959 nahm er - gegen einen Ruf nach München - die Berufung auf den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Münster an. Hier lehrte er bis zur Emeritierung im Jahr 1982. Als Forscher und Wissenschaftsorganisator blieb Karl Hauck danach noch viele Jahre im Kreis der Münsteraner Mediävisten aktiv und nahm bis zuletzt Anteil an den Diskussionen seines Fachs.

Nach Arbeiten zur mittelalterlichen Geschichtsschreibung und Geschichtsdichtung sowie über Herrschaftszeichen und Königspfalzen konzentrierten sich die Untersuchungen des Gelehrten ganz auf das Frühmittelalter (ca. 500-800 n. Chr.). Sie richteten sich auf die Zonen des Aufeinandertreffens von mittelmeerisch-antiker und germanisch-archaischer Kultur, von paganer und christlicher Religiosität. Im Vordergrund des Interesses stand die seegermanisch-skandinavische Welt des 5. und 6. Jahrhunderts. Zu ihr erschloß Karl Hauck völlig neue Zugänge durch die systematische Katalogisierung und genaue Interpretation von über 900 goldenen Amulettbildern (Goldbrakteaten) und durch die Erforschung ihres religionsgeschichtlichen, herrschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergrunds im Verbund mit Wissenschaftlern aus vielen Disziplinen.

Für seine Verdienste zeichnete der König von Schweden den Münsteraner Gelehrten als "Kommandeur des königlichen Nordsternordens" aus. Die Göttinger Akademie der Wissenschaften, die Medieval Academy of America und die Accademia mediterranea delle Scienze in Catania nahmen Karl Hauck als Mitglied auf.

Hagen Keller