Eine Ära geht zu Ende: Letzte Lehrveranstaltung im alten Arzneipflanzengarten in der Hittorfstraße

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Am 10. Juli 2017 wurde im alten Arzneipflanzengarten des IPBP die letzte praktische Lehrveranstaltung abgehalten: 25 Studierende der Lebensmittelchemie (M.Sc.-Modul „Biologie der Nutzpflanzen und Bioaktivität“) trafen sich mit Dr. Matthias Lechtenberg zum letzten Mal, um sich vor Ort botanische Grundkenntnisse am Beispiel von Nutz- und Gewürzpflanzen zu erarbeiten.

Rückblick: Im Jahr 2013 wurden die drei Einzelstandorte der Pharmazeutischen Institute der Universität Münster zugunsten eines gemeinsamen Neubaus aufgegeben. Nach dem Umzug in das Gebäude an der Corrensstraße 48 ist nun die Lehreinheit Pharmazie der Universität Münster unter einem Dach, dem PharmaCampus, vereint.

Etwas zeitverzögert werden zum Ende dieser Vegetationsperiode nun auch die wichtigsten Pflanzen des etwa 2,5 Hektar großen alten Arzneipflanzengartens an der Hittorfstraße auf das neue (deutlich kleinere) Areal an der Corrensstraße „umziehen“. Dazu waren umfangreiche Vorarbeiten (u.a. die Errichtung eines neuen Gewächshauses und die komplette Neugestaltung der Gartenanlage) notwendig. Diese sind nun weitgehend abgeschlossen und dem Transfer steht nichts mehr im Wege.

Im alten Arzneipflanzengarten hatten Generationen von Studierenden der Pharmazie, Lebensmittelchemie und Biologie praktische Erfahrungen und Kenntnisse im Bereich der Systematik und Anwendung von Arznei- und Nutzpflanzen sammeln können. „Forschend-Lernen“ ist kein Schlagwort geblieben, sondern wurde seit den 1960er-Jahren praktisch umgesetzt. Die Verknüpfung von theoretischen Lehrinhalten mit praktischen Beispielen konnte auf diesem Gelände der WWU immer sehr gut praktiziert werden. Zusätzlich wurde die Gartenanlage für Forschungsprojekte genutzt, insbesondere zur Anzucht von Pflanzenmaterial für weiterführende phytochemische und pharmakologische Untersuchungen. Seit vielen Jahren wurde der Arzneipflanzengarten ebenfalls von Fachpublikum aus dem pharmazeutischen Sektor und im Rahmen öffentlicher Führungen und Sonderaktionen (Kindertage, Kongresse, explorado-abenteuer-campus etc.) genutzt.

Zahllose Besucher bewunderten diese alte, gut eingewachsene Parklandschaft mitten in einem urbanen Zentrum. Insbesondere die WWU-Studierenden wussten dies zu schätzen, was in den positiven Evaluierungen der praktischen Lehrveranstaltungen zum Ausdruck kam.

Mit mehr als 300 verschiedenen (teils sehr ungewöhnlichen) Pflanzenarten und einer reichhaltigen Fauna, die dieses spezielle Areal als Rückzugsraum innerhalb des Stadtbereiches angenommen hat, war die nun aufzugebende Anlage eine der größten und einmaligsten ihrer Art in Deutschland.

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Institutes verlassen diese großartige Gartenfläche mit einem sehr wehmütigen Gefühl und hoffen, dass dieses wundervolle Gelände auch weiterhin der Stadt Münster oder der Universität als Grünanlage erhalten bleibt.

Ein großer Dank an die Gärtnerinnen und Gärtner des Institutes, die jahrzehntelang mit viel professionellem und persönlichem Einsatz die Gartenanlage gestaltet und geprägt haben.

Prof. Dr. Andreas Hensel

Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IPBP