Millionenförderungen

Mathematiker Martin Burger erhält renommierten "Consolidator Grant" des Europäischen Forschungsrates
Martin Burger
© privat

Prof. Dr. Martin Burger vom Institut für Numerische und Angewandte Mathematik hat eine renommierte Förderung des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) erhalten – den "Consolidator Grant". Die Förderung, die für die Ausschreibungsrunde 2013 vergeben wurde, gilt als besonders prestigeträchtig. "Was für Deutschland der Leibniz-Preis, ist auf europäischer Ebene der ERC-Grant - also ein hoch anerkannter Indikator für Spitzenforschung", betont WWU-Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. "Ich freue mich außerordentlich, dass es uns mit diesem Doppelschlag erneut gelungen ist, die Sichtbarkeit der Forschungsleistungen an der Universität Münster auch europaweit zu steigern."

Martin Burger, Projektleiter im Exzellenzcluster "Cells in Motion" (CiM) der WWU, erhält rund eine Million Euro für fünf Jahre. Mit seinem Team entwickelt er mathematische Methoden zur Bildverarbeitung und zur Lösung inverser Probleme. Letzteres bedeutet, mithilfe mathematischer Modelle Rückschlüsse auf die Ursache einer beobachteten Wirkung zu ziehen. Ein Beispiel ist die Computertomografie. Dort berechnet man aus der Abschwächung von Röntgenstrahlen ein Bild des Körperinneren. Bei dem nun geförderten Projekt geht es um die Frage, wie man in der biomedizinischen Bildgebung Daten und beobachtete Prozesse miteinander in Verbindung setzen kann.

Die Förderlinie "Consolidator Grant" richtet sich an Nachwuchswissenschaftler zwischen sieben und zwölf Jahren nach der Promotion. Sie unterstützt den Aufbau oder die Verstetigung eines unabhängigen exzellenten Forschungsteams. Der ERC will durch die Förderung die Kreativität junger, vielversprechender Wissenschaftler unterstützen und helfen, neue Ideen in die Forschung zu tragen.

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Martin Burger und seinem Projekt

"Bildgebung ist in den Lebenswissenschaften von zentraler Bedeutung", betont CiM-Forscher Martin Burger. "In letzter Zeit wird diese Methode insbesondere auch eingesetzt, um Prozesse im Körper und sogar in einzelnen Zellen zu untersuchen." Auf der einen Seite gibt es die Beobachtungen der Natur- und Lebenswissenschaftler. Am anderen Ende der Forschung stehen mathematische Modelle zur Analyse dieser dynamischen Prozesse im Organismus. Der Ansatz des durch den ERC-Grant geförderten Projekts ist es, solche Modelle zur Quantifizierung der Bildgebungsdaten einsetzbar zu machen. Dazu entwickeln die Wissenschaftler um Martin Burger Modelle für inverse Probleme und entsprechende Lösungsansätze. Insbesondere untersuchen die Forscher neue Ansätze zur effizienten mathematischen Behandlung zweier wichtiger Aspekte in lebenden Systemen, nämlich komplexer Formen und verschiedener Arten von Bewegung.

In interdisziplinärer Zusammenarbeit werden diese Methoden im CiM-Exzellenzcluster und im Sonderforschungsbereich 656  "Molekulare kardiovaskuläre Bildgebung" auf reale Daten angewandt, etwa zur Rekonstruktion der elektrischen Aktivität im Herzen. Dabei wird die Bewegung – beispielsweise der Herzschlag – berücksichtigt. Außerdem untersuchen die Forscher die Auswirkungen der Prozesse innerhalb von Zellen auf äußerlich beobachtbare Bewegung der Zellen.

Martin Burger, Jahrgang 1976, hat nach dem Studium der Mathematik an der Johannes-Kepler-Universität Linz in Österreich promoviert. Nach Stationen an der University of California of Los Angeles und dem Radon Institute for Computational and Applied Mathematics kam er 2006 an die Universität Münster. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er 2009 mit dem Calderon-Preis die höchste Auszeichnung seines Fachgebiets "Inverse Probleme".