Textsorte: Sach- und Gebrauchstext

Zeitungsartikel, Kochrezepte oder Werbeanzeigen – Sach- und Gebrauchstexte sind in der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern omnipräsent (vgl. Böing 2012: 2-3). Vor allem für Fremdsprachenlernende sind sie deshalb von großer Bedeutung, da sie einen Zugang zu den Kulturen des jeweiligen Zielsprachenlandes ermöglichen, einen Beitrag zur Urteils- und Meinungsbildung leisten können, das Wissen der Lernenden erweitern und aufgrund ihrer Alltagsrelevanz eine Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs ermöglichen (vgl. Grünewald 2017: 203; Böing 2012: 2).

Im Zentrum des Fachprojekts Französisch/Spanisch steht der strategiebasierte Umgang mit diesen Texten, wobei eine Eingrenzung auf kontinuierliche Sach- und Gebrauchstexte im Sinne des engen Textbegriffs (vgl. Grünewald 2017: 200) vorgenommen wird. Eingesetzt werden ausschließlich authentische Texte, die also „in de[n] Zielsprache[n] für einen außerschulischen Zweck verfasst“ (Koch 2020: 170) worden sind. Im Rahmen des Praxisprojekts werden vor allem informierende Sach- und Gebrauchstexte, z. B. Zeitungsartikel oder Blogeinträge, verwendet. Die Themen und das sprachliche Niveau der Texte richten sich nach dem Lernstand der jeweiligen Lerngruppe. 

 

Sach- und Gebrauchstexte vs. literarische Texte

Grundsätzlich wird für den Fremdsprachenunterricht zwischen Sach- und Gebrauchstexten und literarischen Texten unterschieden (vgl. Koch 2020: 171). Literarische Texte, wie Gedichte oder Romane, zeichnen sich durch Fiktionalität und (Auto-)Referenzialität aus, d. h. sie stellen nicht unbedingt eine Verbindung zur realen Welt her, sondern verweisen auf ihre eigene Wirklichkeit (vgl. ebd.: 172; Hallet 2015: 13-14; Grünewald 2017: 206) und lassen Raum für verschiedene Deutungen (vgl. Koch 2020: 172).

Sach- und Gebrauchstexte hingegen streben eher nach „Eindeutigkeit und Klarheit“ (Surkamp 2012: 80), fungieren als Träger kulturspezifischer Bedeutungsmerkmale, Konzepte oder Wissensstrukturen (vgl. ebd.: 4) und verknüpfen allgemein-, fach- und bildungssprachliche Wendungen (vgl. Böing 2012: 4). Je nach kommunikativer Grundfunktion lassen sich fünf Typen von Sach- und Gebrauchstexten (vgl. Böing 2012: 5; Nieweler 2017: 217-218) unterschieden:

  • Informationstexte (z. B. Zeitungsartikel, Reiseblogs und Fahrpläne),
  • Appelltexte (z. B. Horoskope und Werbeanzeigen),
  • Obligationstexte (z. B. Mietverträge und Garantiescheine),
  • Deklarationstexte (z. B. Urkunden und Zeugnisse) und
  • Kontakttexte (z. B. Briefe und E-Mails),

wobei häufig Mischformen auftreten, wenn ein Reiseblog z. B. gleichzeitig eine informierende und appellierende Funktion aufweist.

Da Sach- und Gebrauchstexte auf der einen und literarische Texte auf der anderen Seite „einen jeweils spezifischen didaktischen Ansatz“ (Grünewald 2017: 202) erfordern, ist eine Differenzierung notwendig.

Im Praxisprojekt Französisch/Spanisch wurde ein didaktischer Ansatz zum Umgang mit Sach- und Gebrauchstexten entwickelt.