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Multitasking Studie: Altersspezifische Unterschiede im Fahrverhalten

Das Fahren eines Autos stellt eine komplexe Aufgabe dar, die verschiedene sensorische, kognitive und motorische Funktionen umfasst. Mit zunehmendem Alter wird die Integration dieser Prozesse anspruchsvoller, da die benötigten neurophysiologischen Ressourcen im Alter kontinuierlich abnehmen. Die Ausführung zusätzlicher Teilaufgaben, wie z. B. Gespräche mit Fahrgästen oder Interaktionen mit fahrzeuginternen Geräten (z. B. Radio oder Navigationsgerät) erfordert zusätzliche neurokognitive Ressourcen, wodurch die Fahrleistung beeinträchtigt werden kann. Aufgrund der abnehmenden physiologischen Ressourcen des Gehirns und neurokognitiver Funktionen weisen ältere Personen häufig eine höhere Hirnaktivierung und größere Leistungsabnahmen als jüngere Erwachsene auf, wenn sie während des Fahrens zusätzliche Teilaufgaben durchführen. Die Altersunterschiede können sich jedoch aufgrund der verschiedenen neurokognitiven Anforderungen der Teilaufgaben unterscheiden, wodurch die Fahrleistung der älteren Erwachsenen durch bestimmte Teilaufgaben besonders beeinträchtigt werden kann. In dieser Studie wurden daher die hirnfunktionellen Korrelate von Altersunterschieden im Fahrverhalten bei gleichzeitiger Ausführung von Teilaufgaben bei jüngeren und älteren Erwachsenen untersucht.
Hierzu wurden 30 jüngere und 30 ältere Probanden rekrutiert, die eine 25- 30-minütige Fahrt im Fahrsimulator absolvierten während sie zusätzliche Teilaufgaben erledigten. Diese Teilaufgaben umfassten das Tippen einer dreistelligen Zahl (TYPE), das Vergleichen von Benzinpreisen und Verkehrsmeldungen (WM – working memory) sowie das Nennen von Argumenten (ARG). Dabei wurde die laterale Fahrzeugposition, die Geschwindigkeit und Sicherheitsabstand zu einem vorderen Fahrzeug als die Standardabweichung zwischen 0 und 15 s nach Beginn der Teilaufgabe berechnet. Die Hirnaktivität wurde mittels funktioneller Nahinfrarotspektroskopie über dem dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) erfasst.
Sowohl jüngere als auch ältere Testpersonen variierten besonders stark in ihrer lateralen Position während TYPE, wobei der Effekt bei älteren Erwachsenen stärker ausgeprägt war. Bei Jüngeren hingegen führte ARG im Vergleich zu TYPE und WM zu einer höheren Variabilität der Geschwindigkeit, während Ältere hier keine aufgabenspezifischen Unterschiede zeigten. Ältere Probanden zeigten außerdem die größte Hirnaktivierung bei TYPE, während die jüngeren Probanden eine sehr deutliche Aktivierung während ARG und eine geringere hirnfunktionelle Aktivierung bei TYPE und WM vorwiesen. Der direkte Zusammenhang zwischen der Hirnaktivität und der Fahrleistung war klein bis mittel, allerdings für keinen der ausgewählten Fahrparameter signifikant.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass sowohl ältere als auch jüngere Erwachsene anfällig für ablenkende Teilaufgaben während des Autofahrens sind. Die Altersunterschiede scheinen jedoch stark von den neurokognitiven Anforderungen der Aufgaben abzuhängen. Ältere sind möglicherweise einem höheren Unfallrisiko ausgesetzt, wenn sie während des Fahrens visuomotorische Teilaufgaben (z.B. das Bedienen eines Navigationssystems) ausführen, während Jüngere im Gespräch mit Fahrgästen möglicherweise (kognitiv) stärker abgelenkt sind.
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