(D13) Gewalt gegen sich selbst und gegen andere im antiken Judentum

Das antike Judentum repräsentiert eine Epoche in der jüdischen Geschichte, in der auf Grund der verschiedenen Besatzungsmächte in Palästina und den sich daraus ergebenden Konsequenzen das Verhältnis zwischen Religion und Politik neu definiert werden musste und daher die Frage nach der Legitimität von religiös begründeter Gewalt von größter Aktualität war. Von den einzelnen Strömungen innerhalb des antiken Judentums wurde die Frage nach der Legitimität von Gewalt gegen sich selbst und gegen andere, von Gewalt gegen Andersgläubige und gegen die eigenen Glaubensbrüder, von Gewalt gegen Individuen und gegen Kollektive nicht nur erstmals umfassend gestellt, sondern auch unterschiedlich beantwortet. Von besonderer Bedeutung ist unter religions- und kulturgeschichtlicher Perspektive in diesem Zusammenhang die Haltung des rabbinischen Judentums, das für alle späteren Ausprägungen des Judentums das Fundament darstellt.

Diskursanalytisch wird in dem Projekt herausgearbeitet, was in der rabbinischen Literatur unter ‚Gewalt‘ verstanden wird, wie Gewaltanwendung einerseits legitimiert wird und wie andererseits Grenzen für sie festgelegt werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Frage nach der rabbinischen Rezeption biblischer Gewaltkonzepte.

Die 2010 durchgeführte Tagung „Leben oder sterben für Gott? Martyriumsvorstellungen in Auseinandersetzung mit dem Gebot der Lebensbewahrung in Antike und Mittelalter“ untersuchte aus interdisziplinärer Perspektive die Abhängigkeit der jeweiligen antiken Martyriumskonzepte voneinander.

Publikationen:

  • Martyriumsvorstellungen in Antike und Mittelalter. Leben oder sterben für Gott?, hg. von S. Fuhrmann und R. Grundmann, Leiden/Boston 2012 (AJEC 80). (im Druck)
  • „Wer sein Leben für Worte der Tora hingibt, in dessen Namen sagt man keine Halacha.“ Die Heiligkeit des Lebens und das Sterben für Gott aus rabbinischer Sicht, in: Martyriumsvorstellungen in Antike und Mittelalter. Leben oder sterben für Gott?, hg. von S. Fuhrmann und R. Grundmann, Leiden/Boston 2012 (AJEC 80), S. 217-240. (im Druck)
  • „Die Sheol zerfällt, sie aber zerfallen nicht." Das Los von Häretikern in der rabbinischen Literatur. In: Sterben über den Tod hinaus. Politische, soziale und religiöse Ausgrenzung in vormodernen Gesellschaften, hg. von C. Garnier und J. Schnocks, Würzburg 2012, S. 101-116. (im Druck)
  • „JHWH hat mir in seinem Erbarmen geholfen, und ich habe den Frevler getötet“ Judits Tat im Spannungsfeld von Gewaltausübung und Gewaltverhinderung in der Chanukka-Tradition, in: Frauenfiguren in Kunst und Medien, hg. von M. Jucqois-Delpierre, Frankfurt a.M. u.a. 2010, S. 298-313.
  • „Ist nicht an einem solchen Tag der Tod besser als das Leben?“ Gewalt gegen sich selbst und gegen andere aus der Sicht des rabbinischen Judentums und des Sefer Josippon. In: Frankfurter Judaistische Beiträge 35 (2009), S. 65-83.