EXC 2060 C3-20 - Belohnungen, Prüfungen und Strafen Gottes. Religiöse Kategorien der Welt- und Geschichtsdeutung im frühen Mittelalter

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Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Im Mittelalter herrschte die allgemeine Auffassung, dass Gott und seine Heiligen helfend und belohnend, aber auch prüfend und strafend in das menschliche Leben eingriffen. Dieser Eindruck wird zumindest durch die Überlieferung des Mittelalters vielfältig vermittelt, die aber größtenteils von Klerikern verfasst ist. Diese so unterstellte Mentalität mittelalterlicher Kleriker und Menschen beeinflusste mit einiger Sicherheit vor allem alle Wahrnehmungen, die als Eingriffe Gottes und seiner Heiligen in weltliche Angelegenheiten aufgefasst werden konnten: verlorene Schlachten, plötzliche Todesfälle, Seuchen und Epidemien und anderes mehr. Man fragte nach den konkreten Ursachen dieser Katastrophen und suchte nach den Schuldigen, die dafür verantwortlich waren, dass Gott die alten Plagen der Ägypter zu wiederholen schien. Das anvisierte Projekt fußt auf einer Sammlung einschlägiger Geschichten, die vor allem der Historiographie des Früh- und Hochmittelalters entnommen wurden. Diese sollen unter der Leitfrage analysiert werden, inwieweit die genannten Vorstellungen die Darstellungen dominieren oder ob sie, tendenziös eingesetzt, von anderen Faktoren beeinflusst werden. Die bisherigen Untersuchungen ergaben nämlich den Eindruck, dass zwar bei Feinden und Gegnern einschlägige Vorkommnisse gnadenlos als Eingriffe höherer Mächte präsentiert und zur Diffamierung und Beschuldigung genutzt wurden. Traf jedoch das Unglück eigene Leute, thematisierte man ein mögliches Eingreifen höherer Mächte entweder gar nicht oder suchte sogar nach Erklärungen, die explizit verneinten, dass man hier von Strafen Gottes reden könne. Es ist das Ziel des Projektes zu klären, welche Faktoren die Auffassung vom Eingreifen Gottes und höherer Mächte beeinflussen oder sogar in den Hintergrund drängen können. Die Rolle der Kirche als selbständiger, unbestechlicher und unbequemer Mahner der Menschen, die im klerikalen Selbstverständnis des Mittelalters eine große Rolle spielt, lässt sich so an ganz konkreten Argumentationen überprüfen. Das Ausmaß der Abhängigkeit klerikaler Wirkmöglichkeiten von Macht- und Herrschaftsstrukturen verspricht aus dieser Perspektive ebenfalls sichtbar zu werden. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse in Form einer Monographie ist fest geplant.
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