EXC 2060 B3-33 - Bürgerkrieg und Amnestie

Link
Forschungsportal
Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Im Teilprojekt B 3-33 sollen die Wesensmerkmale antiker Bürgerkriege erfasst und in einem von der Archaik bis in die Spätantike reichenden diachronen Vergleich ihre Konstanten und ihre Veränderungen beschrieben werden, um sodann – und hierauf soll der eigentliche Fokus der Untersuchungen gerichtet sein – nach den Erscheinungsformen, den legitimatorischen Grundlegungen und der Akzeptabilität und Durchsetzbarkeit von Amnestien als Mittel der Überwindung der in Bürgerkriegen ausgetragenen Konflikte zu fragen. In den politischen Gemeinwesen der griechisch-römischen Welt, in denen Kategorien wie Ehre, Rache und Vergeltung die Wahrnehmung prägten und das Handeln bestimmten und ein Zwang zur Rache, der aus einem Alles bestimmenden Ehrbegriff resultierte, Gewalt allgegenwärtig und unter bestimmten Bedingungen auch notwendig und gerechtfertigt erscheinen ließ, mussten Amnestien als Zumutung empfunden werden. Nicht umsonst ist daher auch die Mehrzahl aller Amnestien in der antiken Staatenwelt letztlich gescheitert. Aber umso aufschlussreicher dürfte sich die Analyse der Faktoren, auf denen die Bürgerkriegsparteien ihre Amnestievereinbarungen wenn schon nicht zur Verhinderung, so doch zur Eindämmung von Gewalt zu gründen versuchten, für die Grundfragen der 3. Phase des Münsteraner Exzellenzclusters erweisen. Die Verankerung von Amnestien erfolgte in einem prekären Spannungsgefüge zwischen religiösen, politischen und rechtlichen Sphären, deren gegenseitige, stetigen graduellen Veränderungen unterlegene Abhängigkeit Antworten auf die zentrale Frage des Clusters bieten wird, auf welche Weise Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren kann und worin ihre dynamische Potenz begründet liegt.
  • Personen

  • Promotionen

    Anna-Sophie Haake

     

    Promotion

    Herrschaft und Image. Untersuchung zur Repräsentationspolitik Pyrrhos’ von Epiros

    Betreuer
    Professor Dr. Peter Funke
    Promotionsfach
    Alte Geschichte
    Angestrebter Abschlussgrad
    Dr. phil. in art.
    Verleihender Fachbereich
    Fachbereich 08 – Geschichte/Philosophie
    Herrschaft und Image. Untersuchung zur Repräsentationspolitik Pyrrhos' von Epiros Den Ausgangspunkt des Dissertationsprojekts bildet die grundsätzliche Frage, auf welche Weise in der noch jungen hellenistischen Monarchie des ausgehenden 4. und frühen 3. Jh.s v.Chr. einzelne Herrscher sakrale Räume besetzten und mythisch-religiöse Argumentationsmuster aufgriffen, um ihre Leistungen zu präsentieren, ihre politische Stellung zu legitimieren und sich im Konkurrenzkampf mit anderen Herrschern zu behaupten. Die daran anschließende Untersuchung meiner Arbeit hat exemplarischen Charakter und konzentriert sich auf die Herrschaft des epirotischen Königs Pyrrhos I. von Epiros und seine repräsentativen Aktivitäten in unterschiedlichen sakralen Kontexten. Eine solche Fokussierung erweist sich vor allem in Bezug auf zwei Aspekte als besonders vielversprechend: Auf der einen Seite kann Pyrrhos in vielerlei Hinsicht geradezu als idealtypischer hellenistischer Herrscher gelten, dessen auf Charisma basierende Herrschaft in einem hohen Maße mit seiner militärischen Sieghaftigkeit in Beziehung stand. Auf der anderen Seite erschloss sich Pyrrhos mit der Eroberung des Westens einen für die frühen hellenistischen Monarchen völlig neuen Aktionsraum, was die Komplexität der kommunikativen Strategien aufgrund der Diversität der Adressaten erheblich erhöhte und seine repräsentativen Aktivitäten zu einem besonders ertragreichen Untersuchungsgegenstand macht. Um ein umfassendes Verständnis für die Funktionsweise, Logik und Effektivität der unterschiedlichen medialen und kommunikativen Strategien und das sich darin manifestierende Zusammenspiel von politischen und sakralen, kultischen und mythischen Aspekten zu gewinnen, greift eine Analyse zu kurz, die sich nur auf das unmittelbare ereignispolitische Umfeld beschränkt. Die Prozesse der medialen Inszenierung lassen sich in ihrer ganzen Tragweite nur fassbar machen, wenn sie in die zeitgenössischen Diskurse und Denkstrukturen eingebunden und in einer regen Wechselwirkung von verschiedensten Fixpunkten der griechischer Repräsentations-, Argumentations- und Erinnerungskultur verortet werden. Der Zugriff kann entsprechend auch nicht über eine biographische Betrachtung, sondern nur über einzelne Fallstudien erfolgen, die jeweils an einem sehr konkreten Bericht, Quellenstück oder Ereignis ansetzen. Davon ausgehend sollen Kontexte, Implikationen, Hintergründe, Modelle und Zusammenhänge mit der oben dargestellten Ziel erschlossen werden, um so die mediale Funktionalität dieser Ausgangspunkte und das in ihnen zum Tragen kommende Wechselspiel von Politischem und Religiösem sowohl auf räumlicher als auch auf inhaltlicher Ebene in ihrer vollen Breite nachvollziehbar zu machen.