Elisa Franz

Student of the Graduate School Empirical and Applied Linguistics from WiSe 2010/11 to SoSe 2016

Now working as a freelance communications trainer: www.elisa-franz.com

Dissertation

Eine gattungsanalytische Untersuchung kommunikativer Verfahren in Speeddatinggesprächen

Bei dem Promotionsprojekt geht es um die interaktionsanalytische Untersuchung von Erstkontakt-Gesprächen zwischen Partnersuchenden im Rahmen von Speeddatings. Beim Speeddating handelt es sich um eine institutionell organisierte und reglementierte Form des Datens bzw. des Kennenlernens mehrerer potenzieller PartnerInnen, bei der eine gleich große Anzahl von Frauen wie Männern jeweils für wenige Minuten Zeit hat, sich gegenseitig kennen zu lernen. Die TeilnehmerInnen können sich im Anschluss an die Gespräche entscheiden, welche Dating-PartnerInnen sie wiedertreffen wollen. Diese Entscheidungen werden an die Veranstaltungsleitung gegeben, die für die Weitergabe der Kontaktdaten und somit auch für die Weitervermittlung der „Folge-Dates“ verantwortlich ist.

Für das Projekt wurden über hundert Dating-Gespräche dreier authentischer Speeddating-Veranstaltungen aufgenommen und in Auswahl verschriftlicht (nach GAT 2-Konventionen).
Anhand der aufgezeichneten Daten werden kommunikative Verfahren und sprachliche Strategien in der Partnerwerbung zwischen Frauen und Männern untersucht. Des Weiteren wird analysiert, inwieweit die Erstkontaktgespräche mit Emotionalisierungen in der Sprache und Flirtkommunikation einhergehen.
Theoretischer Rahmen dieser Arbeit ist die Konversationsanalyse, der methodologische Hintergrund sind die Interaktionale Linguistik sowie die Gattungsanalyse. Im Sinne der Gattungsanalyse stehen zwei Fragen im Mittelpunkt:

  1. Wie stellen die TeilnehmerInnen das Speeddating und damit eine nicht alltägliche Gesprächsgattung her?
  2. Wie lösen die TeilnehmerInnen interaktiv das Problem, sich in den kurzen, zeitbegrenzten Gesprächen für oder gegen die/den DatingpartnerInnen zu entscheiden?

Diese beiden übergeordneten Fragen können für die Analyse in folgende Einzelfragen weiter spezifiziert werden:

  1. Wie sieht der Aufbau von Speeddating-Gesprächen aus? Welche Themen kommen vor? Wie gestaltet sich die „typische“ sequentielle Ordnung von Speeddating-Gesprächen?
  2. Inwiefern zeigen sich typische/spezielle Kommunikationsmerkmale und inwiefern lässt sich auf dieser Basis das Speeddating als institutionelle Gesprächsform und kommunikative Gattung bezeichnen? Welche (rhetorisch-stilistischen, prosodischen, lexiko-semantischen etc.) Merkmale institutioneller Kommunikation finden sich in den Gesprächen wieder? Welche Auswirkung hat die Rotation der TeilnehmerInnen von Tisch zu Tisch und somit die Wiederholung der Gesprächsform auf die Kommunikation im Speeddating – ändern sich durch die Routinisierung die Gespräche im Verlauf des Speeddatings?
  3. Mit welchen kommunikativen Verfahren wird die wechselseitige Passung im Sinne einer Passungsprüfung eruiert? Gibt es sprachlich-rhetorische Strategien und Verfahren der TeilnehmerInnen, mit denen sie die Passungsprüfung optimieren?

Diese Fragen lassen sich durch Sequenzanalysen auf der Ebene der lokalen Gesprächsorganisation und durch die Analyse von konventionalisierten, rekurrenten sprachlichen Elementen und Mustern in den Speeddating-Gesprächen im situativen Kontext des Speeddatings beantworten.

In ersten Analysen zeigt sich, dass in den Speeddating-Interaktionen vor allen Dingen Strategien des Typisierens und des Bewertens, die Verwendung von formelhafter Sprache und das Herstellen von „Common Ground“ von Bedeutung sind. Neben einem Abgleichen von Bewertungskriterien und dem Herausfinden von Gemeinsamkeiten stehen Inszenierungen bezüglich der Selbstdarstellung bzw. Aufzählung von Interessen im Mittelpunkt der Gespräche. Es finden sich im Verlauf der Gespräche, die ein/e TeilnehmerIn mit unterschiedlichen KandidatInnen führt, Verfestigungen in der Selbstdarstellung sowie eine Standardisierung und Professionalisierung im Gesprächsablauf, die dem institutionellen Rahmen der Veranstaltung geschuldet sind.