Vorträge im Rahmen des Astroseminars
- 2021: Jagd nach Geisterteilchen – Neutrino-Astronomie am Südpol
Neutrinos sind die aussergewöhnlichsten Teilchen unter den uns bekannten Elementarteilchen. Sie besitzen eine winzige Masse (einige Millionstel der Elektronenmasse) und keine elektrische Ladung. Die kleinen Teilchen werden zum Beispiel in Kernspaltung und Kernfusion erzeugt. Diese Eigenschaften erlauben es den Neutrinos sogar aus Orten zu entkommen, in denen die Materie so dicht ist, dass Licht absorbiert wird - zum Beispiel aus dem Inneren der Sonne. Somit können Neutrinos einzigartige Informationen liefern, die der klassischen Astronomie verborgen bleiben. Die gleichen Eigenschaften sorgen leider auch dafür, dass Neutrinos enorm schwer nachzuweisen sind. Gigantische Detektoren sind erforderlich um die extrem seltenen Fälle, in denen ein Neutrino einen Atomkern trifft und eine sichtbare Spur hinterlässt, nachzuweisen. Daher wurde das IceCube Neutrino Observatorium im glasklaren Eis des Südpols gebaut. Mit einem instrumentierten Volumen von einem Kubikkilometer (das entspricht ca. 400000 olympischen Schwimmbädern) ist es der grösste Teilchendetektor der Welt. Von besonderem Interesse sind hochenergetische Neutrinos, die in den energiereichsten Prozessen im Universum erzeugt werden, zum Beispiel durch explodierende Sterne oder von aktiven schwarzen Löchern. Dank ihrer einzigartigen Eigenschaften können Neutrinos uns einen Einblick in bisher unverstandene Prozesse im Universum liefern.