Intensivmedizin

Musiktherapie in der Intensivmedizin

Hiltrud Metzger

Musiktherapie in der Intensivmedizin

Hiltrud Metzger

Musiktherapeutische Behandlungsweisen bei neurologischem Klientel im intensivmedizinischen Stadtium des Weaning.
Dissertationsprojekt an der Philosophischen Fakultät der Universität Münster
Betreuung: Prof. Dr. Rosemarie Tüpker

I. Dieses Forschungsprojekt findet als Pilotprojekt im klinischen Setting statt und untersucht erstmalig die musiktherapeutische Unterstützung von neurologischem Klientel im „Weaning“. Der englische Begriff der „Entwöhnung von der Mutterbrust“ steht hier für die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine.

Seit 2007 findet auf einer neurologischen Intensivstation mit lebensbedrohlich erkranktem Klientel (Hirn -Läsionen, -Blutungen, Schlaganfälle etc.), die allesamt zunächst kontrolliert oder spontan beatmet werden, die musiktherapeutische Behandlung direkt zu Beginn des Weaning statt, wenn die Patienten noch stark vigilanzgemindert bzw. komatös sind.

In dieser Phase der Frühstrehabilitation (die sog. Phase A der Rehabilitation von schwerst betroffenem neurologischen Klientel) zählt für den späteren erfolgreichen Verlauf der Genesung jeder Tag, den der Patient eher von der Beatmungsmaschine entwöhnt werden konnte.

II. Als Forschungsmethode, die musiktherapeutischen Behandlungsweisen im Weaning zu erfassen und für die musiktherapeutischen Kollegen zum Be- Greifen zu eröffnen und weiterzugeben, dient die „Morphologie",  wie sie von Prof. Dr. Wilhelm Salber  1963- 1993 am Psychologischen Institut in Köln gelehrt wurde.  Diese qualitative Forschungsmethode wurde von Dr. Rosemarie Tüpker sowohl in ihrer Dissertation „Ich singe was ich nicht sagen kann“ als auch in ihrer Praxis und Forschung in den Mittelpunkt gestellt

III. Mittels der morphologischen Untersuchungsmethodik von Beschreibung und Rekonstruktion werden 8 Fallbeispiele aus dem klinischen Alltag des Pilotprojektes  beforscht und ausgewertet: Bei 8 Patienten wird jeweils eine musikalische Improvisation aus dem musiktherapeutischen Behandlungssetting, die aus Gesang und/oder Instrumentalspiel besteht mit einem Aufnahmegerät festgehalten und später im von einer morphologisch/psychologisch geschulten Beschreibungsgruppe qualitativ beschrieben. Aus diesen Beschreibungen wird in einem zweiten Schritt eine Hypothese erstellt, zu der in einem dritten Schritt der medizinische und psycho-logische Behandlungsverlauf und die genaue Analyse der Musik hinzukommt und analogisiert wird. Im vierten, richtungsweisenden Forschungsschritt wird eine Rekonstruktion des Falles erstellt, der sechs morphologische  Gestaltfaktoren zu Hilfe nimmt zum Verständnis des gesamten Falles mit seinem Herkommen und seinen Wachstums- und Entwicklungstendenzen.