• 1. Grundsätzliches

  • 2. Der höfische Reimpaarvers

  • 3. Strophik
  • 3.1 Die Reimpaarstrophe (Reichston)
  • 3.2 Exkurs: Metrik und Zahlen
  • 3.3 Die Reienstrophe (Neidhart SL 3)
  • 3.4 Die Kanzone (Neidhart WL 1)
  • 3.5 Reimformen
  • 3.5.1 Reinheit
  • 3.5.2 Umfang
  • 3.5.3 Stellung
  • 3.6 Daktylische Strophen (Morungen L1)
  • 3.7 Die Kürenbergerstrophe
  • 3.8 Epische Strophen
  • 3.9 Weitere Übungen

  • 4. Der Leich
  • 3.5 Formen des Reims

    Das wohl auffälligste metrische Stilmittel der mittelhochdeutschen Literatur ist der Reim. Er kommt in vielen mhd. Textsorten, wie Reimchroniken und Reimbibeln, aber auch in sonstigen epischen und lyrischen Texten zur Verwendung. Der Reim hilft Texte zu strukturieren und im Zusammenspiel mit der Versmetrik den Inhalt besonders zu fokussieren und hervorzuheben.

    Zurückgehend auf das afrz. Wort „rime“ (Reihe, Zahl, Berechnung, vgl. ahd. „rīm“) findet sich im Mittelhochdeutschen um 1170 der Begriff „rîm“ zur Beschreibung einer Verszeile oder eines Verspaares. Diese Bedeutung des Wortes „Reim“ wurde im 17. Jahrhundert durch die Einführung des Begriffs „Vers" durch Martin Opitz ersetzt.
    Der (End-)Reim bezeichnet heute den Gleichklang zweier Versendungen einschließlich des letzten betonten Vokals der jeweiligen Verse. Er ist ein sprachliches Klangphänomen der Wiederholung und verbindet als Ausdrucksmittel Wörter zu Klang- bzw. Sinneinheiten und dient somit zur Gliederung der Verse und Strophen eines Textes. Über die sprachlichen Funktionen hinaus trägt der Reim eine Schmuckfunktion, hilft Texte zu memorieren und kann sogar als eine Art Symbolträger fungieren, indem er den Texten eine gewisse "Würde" verleiht.

    Reimschemata sind im weitesten Sinne ein Phänomen der Prosodie und hängen mit Überlieferungstraditionen, damit verbundener Gehörschulung und vermitteltem Stilgefühl zusammen. Während für die außereuropäische Dichtung bereits früh (z. B. China; semitische Sprachen) Reime bezeugt sind, waren dagegen für die antike griechische und lateinische Dichtung reimlose Versmaße, wie z.B. der Hexameter, maßgebend. Für die germanische heidnische und die volkssprachliche christliche Dichtung ist bis ins Frühmittelalter zunächst der Stabreim mit alliterierenden Elementen, der soge- nannten Anlautbetonung, typisch. Er wird bereits im Althoch- deutschen, auch über Einwirkungen der christlich-lateinischen Hymnendichtung, durch den Endreim marginalisiert. Als die erste im deutschsprachigen Raum in Endreimen abgefasste Dichtung gilt um 870 die althochdeutsche Evangelienharmonie Otfrids von Weißen- burg. Der vierhebige Endreimvers setzt sich seitdem - in reiner Form besonders seit Ende des 12. Jahrhunderts - als bestimmendes Versschema im europäischen Raum durch. Erst seit dem 18. Jahrhundert verfällt das Interesse am Endreim zusehends und andere - freie - Versmaße ohne Reim werden bestimmend. In jüngerer Zeit, d.h. seit etwa den 1970er Jahren, sind reimende Verse in der HipHop- und Rap-Poetry, aber auch in vielen anderen Sparten der musikalischen Lyrik, wie etwa dem Punkrock, wieder populär geworden.

     

    Wie eingangs angedeutet, ist der Reim ein Phänomen des Gleichklangs oder der Klangähnlichkeit von Phonemen vor allem in Versdichtungen.

    Beschreiben lassen sich Reime durch 1.) die Bestimmung der qualitativen Merkmale, also den phonologischen „Reinheitsgrad“ eines Reims, durch 2.) die quantitative Auswertung der Silbenanzahl der Reimwörter und 3.) anhand der Position bzw. topologischen Verankerung im Text, also nach der Stellung der reimenden Wörter zueinander.

    Weitere Erläuterungen zu diesen Unterscheidungsmöglichkeiten finden Sie in den nächsten drei Abschnitten (Reinheit, Umfang, Stellung); hier können Sie sich die dazugehörigen Übungstexte ausdrucken.






    Lehrer Lämpel
    
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