Das plastische Denken im Werk von Joseph Beuys hat bis heute nicht an Aktualität verloren. Die Gleichsetzung von Natur- und Gesellschaftsprozessen, die Beuys schon in den 1960er Jahren als Leitmotiv seines kreativen Schaffens reklamierte, zeugt von der Radikalität seines erweiterten Kunstbegriffs, der in der gedanklichen Figur der »Sozialen Plastik« eine Entsprechung fand. Materialien wie Filz und Fett stehen als Metaphern für diese Auffassung von Kunst als Arbeit am sozialen Organismus. Die Vorstellung von Kunst als »Wärmeplastik« sollte dort wirksam werden, wo „die Entfremdung zwischen den Menschen sitzt“ (Zitat Beuys). Beuys öffnete den Begriff des Skulpturalen in den sozialen und globalen Raum hinein, indem er auch die Kommunikationsmedien, die Presse und das Fernsehen für die Proklamation seines revolutionären Kunstbegriffs nutzte. Er gründete politische Organisationen, initiierte ökologisch motivierte Aktionen wie „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ 1972 auf der documenta 7 und setzte das öffentliche Sprechen als Akt der künstlerischen Agitation ein. Diese gedanklich-theoretischen wie praktisch-kreativen »Parallelprozesse«, die für die plastischen Richtkräfte im Werk von Joseph Beuys sinnstiftend sind, stehen im Zentrum der Beiträge unseres Studientags. Dieser nimmt den 100. Geburtstag des Künstlers in diesem Jahr zum Anlass, um einen virtuellen Rundgang durch einige aktuelle Ausstellungen in diesem Jubiläumsjahr zu unternehmen, Einblicke in neue Publikationen zu seiner umstrittenen Künstlerfigur zu geben und Gespräche mit Expertinnen und Experten über die gesellschaftliche Relevanz der künstlerischen Utopie von Joseph Beuys zu führen. Die Entstehung des Werkes „Unschlitt/Tallow“, das 1977 anlässlich der Skulptur Projekte in Münster gegossen wurde, wird ebenso beleuchtet wie der Umgang mit den Werken heute, weshalb auch restauratorische Fragestellungen eine Rolle spielen werden. Der Kinofilm „Beuys“ von Andreas Veiel (2017) rundet den Studientag aus einem dokumentarischen Blickwinkel ab.

Semester: SoSe 2021

Obligatorische Veranstaltung für den O-Bereich und für alle neu eingeschriebenen Studierenden, auch in höheren Semestern. Die erste Sitzung findet sicher in ZOOM statt. Weitere Treffen finden je nach Lage in ZOOM oder in der Akademie statt. Überblick über die westliche Kunstgeschichte und Einblick in „große Erzählungen“ über die Kunst (Mythos, Torah/Bibel, Vasari, Winckelmann, Greenberg ...). Kein „Gänsemarsch der Stile“ wird vorgeführt, sondern prägende Werke und Diskurse werden eindringlich analysiert. Wie haben sich die Vorstellungen von Kunst, Künstler*in, Kunstwerk gewandelt. Wie die Institutionender Kritik? Und wie beziehen sich zeitgenössische Künstler*innen auf die vorgestellten Werke der Vergangenheit? Es können auch TN und LN im Teilgebiet „Methoden“ erworben werden. Live-Vorlesung, je nach Lage per Zoom oder live: Mittwochs ab 16:15 Uhr – über die Zoom-Funktion des Learnweb-Auftritts des Seminars, einloggbar ab 16:00 Uhr (oder evtl. im Hörsaal). Folien kommen ins Learnweb, aber kein Video. TeilnehmerInnen, die nicht im O-Bereich sind, werden verbindlich um Anmeldung bei meiner Tutorin Pia Voss gebeten: p_voss06@uni-muenster.de TN: Heft oder PDF mit Notizen, Zeichnungen, Diagrammen zu jeder Sitzung LN: zusätzliches Essay (Näheres in der Vorlesung)

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In jeder Sitzung analysieren wir ein einziges der bedeutenden Kunstwerke und Bauten aus Münster - erstaunlich aktueller - Vormoderne. Möglichst vor Ort oder aber ausgehend von einer Bildpräsentation, die Sie für ein Objekt erstellen. Sie bereiten außerdem ein knappes Handout mit Faktencheck, Hinweisen zur Entstehung, kurzer Beschreibung, Thesen der Forschung, Fazit und Lit.verz. vor und sind innerhalb unseres Gesprächskreises jeweils Expert*in für eine Seminarstunde. TN: regelmäßige Teilnahme LN: zusätzlich (überarbeitetes) Handout und ppt

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Giorgio Vasari begann als Maler, gilt als Begründer der Kunstgeschichtsschreibung und prägte als Architekt der Uffizien und als Urbanist das Stadtbild des „Florenz der Renaissance“ bis heute. Seine beiden Wohnhäuser schmückte er mit Malerei über Malerei und schuf einen Bildzyklus über die Geschichte der Toskana und der Medici. Als Hofkünstler war er an der Gründung der ersten Kunstakademie Europas, der Accademia del disegno in Florenz im Jahr 1563 maßgeblich beteiligt. Als Autor begründete er nicht nur die Fokussierung der neuzeitlichen Fortschrittsgeschichte der Kunst auf Florenz und Rom, sondern auch den modernen Begriff des genialen Künstlers und des Meisterwerks. Als Gesprächspartner und Briefschreiber trat er in engen Austausch mit Intellektuellen und Künstlern seiner Zeit, u.a. mit Tizian und Michelangelo, dessen unvollendete Bauten er fertigzustellen half. Bücher, Bauten und Bilder realisierte er zumeist mit einem Team von Mitarbeitern. Selbst sein berühmtes Selbstporträt der Uffizien (1572-3) malte er wohl nicht selbst. Im Mittelpunkt steht der Maler, Architekt und Poet und der Übergang von der Renaissance in die Kunst der „Maniera“. Es können auch TN und LN im Teilgebiet „Methoden“ erworben werden.

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