Mit dem Frieden von Münster 1648 endete einer der beeindruckendsten Staatsbildungsprozesse im Europa der Frühmoderne: Im sog. Achtzigjährigen Krieg erlangte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen, die heutigen Niederlande, ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone. Spätestens 1568 ließ sich mit dem brutalen Vorgehen des Herzogs von Alba, dem spanischen Statthalter in den Niederlanden, der flächendeckende Widerstand der Provinzialen nicht mehr verhindern. Der folgende lange und zähe militärische und diplomatische Aushandlungsprozess brachte nicht nur die politische Unabhängigkeit, sondern zugleich eine unvergleichliche kulturelle Blütezeit, das berühmte „Goldene Zeitalter” der Niederlande.

In der Lektüreübung wollen wir die (zeitgenössische) lateinische Historiographie über diesen wichtigen Abschnitt der niederländischen Geschichte in den Blick nehmen. Diese Texte sind nicht nur eine nach wie vor wichtige historische Quelle für uns, sondern geben zugleich Aufschluss darüber, wie Geschichtsschreibung Vergangenheit und Identität einer staatlichen Gemeinschaft konstruieren kann, die gerade im Entstehen begriffen ist. Dazu gehören z.B. De initiis tumultuum Belgicorum des Florentius van der Haer (1587), De induciis belli Belgici des Dominicus Baudius (1613), die Origo et historia Belgicorum tumultuum (1619) des François Hotman (?) sowie die Annales et historiae de rebus Belgicis des Hugo Grotius (1657). Da wir uns mit den Texten im Original auseinandersetzen werden, sind ausreichende Lateinkenntnisse für die Teilnahme unabdingbar. Alle Texte zur Veranstaltung werden per learnweb zur Verfügung gestellt.

Kurs im HIS-LSF