Migrationen sind nicht nur ein politisches und gesellschaftliches Problem der Gegenwart; auch die Geschichte der Vormoderne, namentlich des Mittelalters, war von unterschiedlichen Wanderungsbewegungen geprägt. In der aktuellen Geschichtswissenschaft bilden Migrationen neben der Imperiengeschichte und der Erforschung von Handelsbeziehungen eines der Hauptforschungsgebiete der neuen Globalgeschichte. Vor dem Hintergrund aktueller Diskussion in der Öffentlichkeit ist es bemerkenswert, daß Migrationen im Mittelalter keineswegs als ungewöhnlich angesehen wurden; vielmehr ging man davon aus, daß die meisten „Völker“ im Laufe ihrer Geschichte aus- bzw. eingewandert waren; Migrationen waren also eine Grundkonstante der Erinnerung und der Wahrnehmung. Das Hauptseminar behandelt ausgewählte Fallbeispiele, ausgehend von der sogenannten Völkerwanderung der Spätantike über die Wanderungen und Raubzüge der Wikinger und Normannen, die Entstehung und Entfaltung der jüdischen Diaspora bis hin zu Migrationsphänomenen im Umfeld der frühen islamischen Expansion sowie der Etablierung slawischer Siedlungsformen in Mittel- und Osteuropa.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2017

"bussen, pyle, krut, bedde, laken, husgerat unde cleynode" - diese Gegenstände zählte eine Urkunde des Jahres 1496 zum mobilen Inventar der Wasserburg Beverungen an der Weser. Die kurze Aufzählung verweist mit der Nennung von Büchsen, Pfeilen und Schießpulver auf die Wehrhaftigkeit der Anlage, kennzeichnet sie jedoch zugleich als behagliche Wohnstätte, die Federbetten, Leintücher und Hausrat beherbergte und durch wertvollen Zierrat über den Alltagsbedarf hinaus einen gewissen Luxus bot. Der Blick in die Rechnungsbücher und Inventare des Spätmittelalters fügt diesem Bild eine Unzahl an Details hinzu. Er informiert über Erwerb, Machart, Gebrauch und Verlust von Objekten, aber auch über die Obliegenheiten der Burgbesatzung in Frieden und Fehde. Unfälle, militärische Konfrontationen und festliche Ereignisse werden ebenso ersichtlich wie alltägliche Abläufe und Verrichtungen. Die Übung wird größtenteils aus unedierten Quellenzeugnissen schöpfen und sieht den Besuch der örtlichen Archive vor. Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Bereitschaft, sich auf die teils schwer lesbaren Schriftzeugnisse des Spätmittelalters einzulassen.

Aufgrund der räumlichen Beschränkung in den Archiven ist die Teilnehmerzahl auf 25 begrenzt.

Die Anmeldung erfolgt durch Listeneintrag im Sekretariat (Frau Brücl, Zi. 144) an folgenden Terminen: 30.01-10.02.2017 und 03.-13.04.2017 von 10-12 Uhr

 

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Semester: SoSe 2017

Neben Migrationen und Imperiengeschichte ist Fernhandel eines der Forschungsgebiete der neueren Globalgeschichte. Dabei gilt es zu beachten, daß sich Handelsbeziehungen im Mittelalter überwiegend auf lokaler und regionaler Ebene vollzogen. Gleichwohl war Fernhandel ein für Sozial- und Kulturgeschichte wichtiges Phänomen. Im frühen Mittelalter kam in diesem Zusammenhang dem Mittelmeerhandel eine besondere Bedeutung zu; zu fragen ist dabei danach, welche Güter getauscht wurden und welche Bevölkerungsgruppen Träger dieser Austauschbeziehungen waren. Im hohen und späten Mittelalter waren nicht nur italienische Seestädte, sondern auch katalanische Kaufleute führend im Mittelmeerhandel, was mit der Etablierung maritimer Handelsimperien (Thalassokratien) verbunden war. In Nord- und Osteuropa etablierte die Hanse ein Nord- und Ostsee umspannendes Handelsnetzwerk. Die Beschäftigung mit der Hanse kann Anlaß sein, sich mit politischen Folgen von Fernhandelsbeziehungen auseinanderzusetzen, mit Auswirkungen auf die Verfassungs- und Sozialgeschichte baltischer Städte und mit Implikationen der Austauschbeziehungen für die künstlerische Produktion in den solcherart vernetzten Gebieten.

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Semester: SoSe 2017

Carl Schmitt (1888-1985) gilt als der umstrittenste deutsche Staatsrechtler und politische Theoretiker des 20. Jahrhunderts. Der von vielen als ‚Kronjurist’ des Dritten Reichs angesehene Jurist steht wie kein zweiter für die Kritik von Liberalismus und Parlamentarismus. Bereits in der Weimarer Republik hat seine Kritik am bestehenden politischen System Deutschlands die Geister geschieden, zugleich aber auch die Verteidiger der modernen Demokratie zu einem vertieften Verständnis von Parlamentarismus und Rechtsstaatlichkeit angeregt. Schmitts Erbe wirkte bis in die Gründungsgeschichte der Bundesrepublik fort und hat führende Intellektuelle in Westdeutschland während der 1950er und 1960er Jahre geprägt.

In der Übung sollen zentrale Schriften Schmitts gelesen und kritisch diskutiert werden, auch im Hinblick auf gegenwärtige populistische Angriffe auf Parlamentarismus und Rechtstaatlichkeit.

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