IfK feiert 100 Jahre Institutsgeschichte

(13.05.2019) Blumen, goldene Luftballons und musikalische Begleitung vom jBM Saxophonquartett – ein echter Geburtstag eben. So fand am Samstag, dem 11. Mai, der Festakt zum 100-jährigen Jubiläum des Instituts für Kommunikationswissenschaft im Schloss zu Münster statt. Gerahmt von einer Posterausstellung zur 100-jährigen Geschichte des Instituts und natürlich einer Party erinnerten sich rund 300 aktuelle und ehemalige Mitglieder des IfK sowie zahlreiche Gäste gemeinsam an den Weg des Instituts.

Zum 100. Geburtstag gratulierte nicht nur der Rektor der Universität, Johannes Wessels, sondern auch Siegfried Weischenberg (Professor 1982-2000, ehemaliger Geschäftsführender Direktor). In seiner Rede mit dem Titel „Die Kommunikationswissenschaft als Kampfsport: Anmerkungen zur Gegenwart und Geschichte des Fachs – aus persönlicher und geographischer Distanz“ analysierte er unter Rekurs auf die Soziologen Max Weber, Niklas Luhmann und Pierre Bourdieu und mit zahlreichen Anekdoten aus der Wissenschaftsgeschichte die Kommunikation von Wissenschaftler*innen und in Universitäten, die manchmal durchaus kritisch, konflikthaft oder gar kämpferisch verläuft. Auch im IfK gab es im Verlauf seiner 100-jährigen Institutsgeschichte Auseinandersetzungen, von denen manche sogar Gegenstand der Presse wurden. Aber auf diese turbulenten Zeiten, so Weischenberg, ließe sich ein Rückblick nicht reduzieren. Denn das IfK sei aus den Krisen gestärkt hervorgegangen, habe seine wissenschaftliche Reputation immer weiter vermehrt und stehe im Ansehen von Fachkolleg*innen und Studierenden heute so gut da wie nie zuvor. Daher lohne es sich immer weiterzukämpfen, so stellte er fest, und beendete seine Rede mit den Worten: „Alles wird gut, wenn auch manchmal erst nach 100 Jahren“.

In der anschließenden Talkrunde mit Winfried Schulz (Professor von 1977–1983), Siegfried J. Schmidt (Professor von 1997–2006, ehemaliger Geschäftsführender Direktor), Marianne Ravenstein (Akademische Direktorin 1989–2012) und Eva Baumann (Akademische Rätin 2007–2010) knüpfte Moderatorin Wiebke Loosen (Hochschulassistentin 1996–2000) an die Festrede an. Dabei berichteten die Teilnehmer*innen aus ihrer eigenen Perspektiven über die ereignisreichen Phasen der Institutsgeschichte und von ihren prägendsten Erinnerungen.

Im Anschluss an den Festakt feierten zahlreiche Gäste auf der Jubiläumsparty den 100. Geburtstag des Instituts im Schlossgarten Café.

100 Jahre Kommunikationswissenschaft an der Universität

Hier finden Sie einen Beitrag aus den Westfälischen Nachrichten zur Jubiläumsfeier des Instituts

Institut für Kommunikationswissenschaft wird 100

Hier finden Sie einen WDR-Beitrag zum 100. Jubiläum des Instituts für Kommunikationswissenschaft Münster

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  •  Zur Institutsgeschichte

    Das Institut ist nach Leipzig das deutschlandweit zweitälteste Institut. Es hat mehrfach seinen Standort gewechselt und wurde mehrfach umbenannt: Am Anfang war es nur ein Zeitungsarchiv, das Aloys Meister 1915 aufbaute. Erst vier Jahre später kann man vom Startpunkt des Instituts sprechen: das Lektorat für Zeitungskunde.

    Lektorat für Zeitungskunde (1919)
    Neugründung als Institut für Zeitungswesen (1927)
    Institut für Zeitungswissenschaft (1935) – Einstellung des Lehr- und Forschungsbetriebs während des Kriegs
    Institut für Publizistik (1949)
    Institut für Kommunikationswissenschaft (1998)
    Die Umbenennungen zeigen die schrittweise Verwissenschaftlichung (Zeitungskunde – Zeitungswesen – Zeitungswissenschaft) sowie die Anpassung an neue Medienentwicklungen (Zeitung – Publizistik – Kommunikation).

    Bekannt und bedeutend wurde das Institut erst in der Nachkriegszeit unter der Leitung des Historikers und Journalisten Walter Hagemann (1946 bis 1959) und dann des Soziologen und Verlegers Hendricus Prakke (1960 bis 1969). Es folgte die lange Ära des Rundfunkhistorikers Winfried B. Lerg (1969 bis 1994) als Institutsleiter. Erst danach wurde die Leitung demokratisch im Vorstand gewählt und auf zwei Jahre beschränkt – beginnend mit Siegfried Weischenberg (1994 bis 1996). 1999 kam mit Miriam Meckel die erste Frau (und damals jüngste Professorin Deutschlands) an die Spitze des Instituts. Heute ist eine geschlechterparitätische Besetzung der Professuren Realität geworden. Das Institut erlebte mehrere Tiefs in seiner Geschichtet: Schon bald nach dem Beginn verwaiste das Lektorat für Zeitungskunde wegen finanziellen Mangels. Während der Nazi-Herrschaft wurde der Lehr- und Forschungsbetrieb in der Kriegszeit komplett eingestellt.

    Ende der 1950er Jahre sollte das Fach Publizistik anderen Fächern zugeschlagen werden, was Lerg und zwei weitere Kommilitonen mit einem Memorandum erfolgreich abwehrten. In den 1970er Jahren wurde das Institut allerdings stetig ausgebaut und ist heute mit etwa 120 Mitarbeiter*innen eines der größten kommunikationswissenschaftlichen Institute im deutschsprachigen Raum. Wissenschaftlich spektakulär war das Funkkolleg Medien und Kommunikation, entwickelt und durchgeführt in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk: Klaus Merten, Siegfried J. Schmidtund Siegfried Weischenberg stießen damit eine intensive Debatte über den Konstruktivismus im Fach an.

    Mit der Bologna-Reform wurde der Magisterstudiengang abgelöst: Seit 2006 kann man Kommunikationswissenschaft im Bachelor, ab 2009 auch im Master studieren. 2011 kam der Masterstudiengang Strategische Kommunikation hinzu. Davon profitieren etwa 750 Studierende. Die Entwicklung des Instituts reagiert auf neue Medienentwicklungen, universitäre Strukturveränderungen und gesellschaftliche Problemlagen. Ausdruck dessen sind die Schaffung von zwei Juniorprofessuren, die Etablierung des DFG-geförderten interdisziplinären Graduiertenkollegs zu „Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt“, die Einrichtung des GameLab für die Durchführung labor-experimenteller Studien oder die Gründung eines „Zentrums zur Erforschung digitalisierter Öffentlichkeiten“.