Vorlesung: Nationsbildung in Zentraleuropa 1830-1890: Frankreich, Italien, Deutschland und die Schweiz

Mittwoch, 12-14 Uhr; Raum: F 2; Beginn: 10.04.2013

Die Vorlesung behandelt die Geschichte Zentraleuropas im 19. Jahrhundert in international vergleichender Perspektive. In allen Staaten dieser Region, in Frankreich, im Deutschen Bund, in der Schweiz und in Italien, bedeutete das Jahr 1830 das Ende einer nie erfolgreichen Restauration nach der Napoleonischen Epoche. Danach hatten die Revolutionen des Jahres 1848/49 derart tiefgreifende Folgen, dass die 1850er und 1860er Jahre zu einer wahrhaft revolutionären Transformationsperiode wurden. Die äußeren und inneren Verhältnisse der zentraleuropäischen Staaten wurden grundlegend verändert und die Weichen für die weitere Geschichte bis ins 20. Jahrhundert hinein gestellt. Erst 1867/70 wurde die Transformation durch einen relativ (bis zum Ersten Weltkrieg) stabilen Zustand abgelöst.
In unterschiedlicher Weise war die Entwicklung in den vier europäischen Länder, die im Mittelpunkt stehen werden, und ihren Gesellschaften von den großen Trends des 19. Jahrhunderts geprägt: neben der Industrialisierung, die wie alle wirtschaftsgeschichtlichen Themen nur am Rande betrachtet wird, war dies die Entstehung einer bürgerlichen (Massen)Gesellschaft sowie die Nationsbildung, die den Fokus der Vorlesung bildet.

Einführende Literatur: Dieter Dowe/Heinz-Gerhard Haupt/Dieter Langewiesche (Hg.): Europa 1848. Revolution und Reform. Bonn 1998 (die Aufsätze zum Deutschen Bund, Österreich, der Schweiz und Italien). Christian Jansen/Henning Borggräfe: Nation – Nationalität – Nationalismus. Frankfurt/M.: Campus Verlag 2007. Hagen Schulze: Staat und Nation in der europäischen Geschichte. München 1994 (2004).


Hauptseminar: Staatlichkeit in Italien im 20. Jahrhundert

Mittwoch, 16-18 Uhr; Raum: F 029

Das Seminar geht der Frage nach, warum und in welcher Hinsicht sich in Italien eine spezifische Staatlichkeit entwickelt hat. Mit der Entscheidung für eine zentralistische Staatsstruktur, die kurz nach der Nationalstaatsgründung gefallen war, belastet, versuchte versuchte der Liberale Giovanni Giolitti das Land das parlamentarisch-klientelistische System ohne moderne politische Parteien auf eine breitere Legitimationsbasis zu stellen. Dagegen entstand eine nationalistische Opposition, der die italienische Staatlichkeit als zu schwach nach außen empfand – als „proletarische Nation“ unterdrückt, als kleinbürgerliche „Italietta“ verspottet. Diese Opposition, die zu den Wurzeln des Faschismus gehörte, erwartete vom Krieg eine Erneuerung Italiens. Als diese ausblieb und das Land vor einer sozialistischen Revolution zu stehen schien, entmachtete die liberale Monarchie sich selbst und rief Mussolini als starken Mann, der die Staatsbildung vorantreiben sollte.
Wie er das versuchte und inwiefern es gelungen ist, bildet den ersten Schwerpunkt des Seminars. Der zweite zentrale Aspekt wird die Nachkriegsordnung unter der als Kmopromiss zwischen Christdemokraten und Kommunisten ausgehandelten Verfassung von 1948 sein. Warum überlebten Strukturmerkmale wie Klientelismus, Lokalismus, Familiarismus, kurzlebige Regierungen etc. aus dem 19. Jahrhundert bis zum Ende der Ersten Republik (1993/94)? Warum ließ sich in einigen Regionen das staatliche Gewaltmonopol bis heute nicht durchsetzen? Welche Rolle spielt eine anarchische, staatsfeindliche Mentalität der Bevölkerung?

Literatur: Cotta, Maurizio and Luca Verzichelli, Political Institutions in Italy, Oxford, 2007. Ginsborg, Paul: History of Contemporary Italy. Society and Politics; 1943 – 1988, Penguin Books, London [u.a.] 1990. Jansen, Christian: Italien seit 1945. Vandenhoeck/UTB Göttingen 2007 (kann beim Autor für 8 € erworben werden). McCarthy, Patrick (ed.), Italy Since 1945, Oxford University Press, Oxford-New York 2000. Rörig, Karoline et al. (Hg.): Länderbericht Italien. Bundeszentrale für politische Bildung Bonn 2012 (kann für 4,50 € bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt werden).

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte III (Raum 138) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.


Hauptseminar: Münster in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus

Dienstag, 16-18 Uhr; Raum: F 234

Das Seminar behandelt die Geschichte der Weimarer Republik und des Dritten Reichs aus lokaler Perspektive – am Beispiel der Stadt Münster. Alle Themen der „großen“ Politik lassen sich – konkreter und mit lokalspezifischen Variationen – vor Ort, in Münster vorfinden. Das Seminar wird also die Auswirkungen der Novemberrevolution, das Parteiensystem und die Wahlen der ersten deutschen Republik, deren Untergang (Stichwort „Hindenburg“), die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, den Aufstieg der NSDAP und ihres universitären Ablegers NSDStB sowie das NS-Regime, die Verfolgung der Gewerkschaften, der Opposition, der Juden und anderer sowie schließlich den Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Stadt Münster und ihrer Bewohner untersuchen. Neben solchen politischen Themen können auch die in Münster dominanten Sozialmilieus behandelt werden, die Rolle der katholischen Kirche, das Vereinswesen, Theater, Sport oder die Erinnerungskultur.
Da es sich um ein Sommersemester handelt, sind Ausflüge zu historisch bedeutenden Orten in Münster und Referate an Originalschauplätzen denkbar. Die Seminarleiter sind offen für Ihre Vorschläge und bereit, auf Wünsche nach Behandlung spezifischer lokalhistorischer Themen einzugehen.

Literatur: Geschichte der Stadt Münster, Bd. 2. Hg. von Franz-Josef Jacobi, unter Mitwirkung von Thomas Küster, Münster 1993. Hans Mommsen: Aufstieg und Untergang der Republik
von Weimar. Berlin 2001. Detlef Peukert: Die Weimarer Republik. Krisenjahre der Klassischen Moderne, 11. Aufl. Frankfurt/M. 2006. Hans-Ulrich Thamer: Der Nationalsozialismus. Stuttgart: Reclam 2002. Dietmar Süß/ Winfried Süß (Hg.): Das Dritte Reich, 2. Aufl., München 2008. Jörg Echternkamp (Hg.): Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939-1945, München 2005.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung im Sekretariat der Neueren und Neuesten Geschichte III (Raum 138) vom 14.01.2013 bis zum 01.02.2013 sowie vom 18.03.2013 bis zum 12.04.2013 jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr erforderlich.


Kolloquium: Doktorandenkolloquium


Termin: 27.08.2013; bei Interesse Anmeldung an chjansen@wwu.de