Tagungen der Abteilung Sprachdidaktik


„Zwischen Genus(s) und Kontrolle – Funktionale Aspekte morpho-semantischer Prozesse im Deutschen“

Alexander von Humboldthaus der Westfälischen Wilhelms-Universität, Germanistisches Institut, 20.-22. März  2012

Das Interesse an Fragestellungen zur Entwicklung der morphosyntaktischen Strukturierung des Deutschen hat spätestens mit Beginn der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wieder enorm zugenommen. Gründe für die Renaissance dieser Forschungs- und Diskursaktivitäten sind gleichermaßen in einer Öffnung der grammatiktheoretischen Diskussion und neuen Möglichkeiten der Datengewinnung und -analyse zu suchen. Daneben ist der genannte Bereich dynamischer sprachlicher Strukturierung für Fragen zur kognitiven Verarbeitung, Sprachwandelbetrachtungen, Analysen zum Erst- und Zweitspracherwerb, den Sprachvergleich bzw. kontrastive Forschungen auf diesem Gebiet und für die Vermittlung von Deutsch als Zweit- bzw. Fremdsprache von elementarer Bedeutung.
In der Linguistik existiert mittlerweile eine intensive Diskussion zur Repräsentation sprachlichen (grammatischen) Wissens, das über seine Strukturierung in großem Maße Denken, Reden und Handeln beeinflusst. Schlagwortartig ist die Spannung dieser Auseinandersetzung mit den kontroversen Konzepten konnektionistischer und generativer Forschungsansätze zu fassen.
Mit Hilfe sprachlicher Muster der morphosyntaktischen Kennzeichnung, zu denen z.B. die Schemata der Genuszuweisung/-verwendung zu zählen sind, kategorisieren und ordnen Sprecher sprachliches Handeln. Grammatik fungiert als Signal bzw. Ausdruck menschlicher Gedanken, Ideen und Absichten, sie ist als Perspektivierungsinstrument Grundlage für Bedeutungszuordnung und/oder Interpretation. Grammatisches Wissen liefert Orientierungsmuster für kommunikative und pragmatische Prozesse und hat somit Auswirkungen auf die Textproduktion und Rezeption.
Morpho-semantische Aspekte, das Mit- bzw. Gegeneinander morphologischer und semantischer Aspekte und Merkmale sprachlicher Entitäten, sind grundlegend für die Bestimmung sprachlicher Kategorisierungsprozesse und für die Art der Repräsentation sprachlichen Wissens. Sie bestimmen zudem die Strategien seines Erwerbs und seiner funktionalen Interpretation.
Im Fokus der wissenschaftlichen Tagung steht der funktionale Gehalt der morpho-semantischen Struktur des Deutschen. Zentrale Teilthemen sind bspw. Fragen zu Charakter und Rolle von Flexionssystemen. Welche Funktion erfüllen dabei morpho-semantische Kategorien wie z.B. Genus, Kasus und Numerus und wie wirken sie sich in Prozessen grammatischer und pragmatischer Kongruenz und als Teile textgenerierender Kontrollphänomene aus? Das sind nicht nur für das Deutsche innovative Fragestellungen, auch nicht nur für eine allgemeine grammatische Theoriebildung. Hervorgehoben werden muss die Bedeutung ihrer Beantwortung für den generellen funktionalen und kommunikativen Charakter und die Repräsentationsstruktur von grammatischem Wissen.

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