
Irene Husser: Elfriede Jelineks Theater des (Post-)Politischen. Agonistik der Gegenwartsliteratur. Berlin: De Gruyter 2023.
Nachdem die literarische Öffentlichkeit Anfang der 1990er Jahre das Leitbild der engagierten Nachkriegsliteratur verabschiedet und literarische Zeitgenossenschaft als Gesinnungsästhetik diffamiert hatte, erlebt das literarische Feld seit der Jahrtausendwende eine Rückkehr der politischen Literatur. Diese schließt jedoch nicht umstandslos an abgebrochene Traditionslinien politischen Schreibens an, sondern führt sie
unter den zeitgenössischen Bedingungen weiter oder sucht mitunter den Bruch mit traditionellen Modellen des literarischen Engagements.
In der Studie werden die Kontexte und Problemlagen des politischen Schreibens in der Gegenwart in einer feld- und diskursgeschichtlich orientierten Analyse rekonstruiert, um ausgehend davon das Theaterwerk von Elfriede Jelinek auf seine politischen Implikationen zu befragen. Damit schafft die Arbeit nicht nur eine Grundlage für politische Lektüren des Werks der Autorin im Spannungsfeld von postpolitischer Konfliktlosigkeit und Bemühungen um die Rückgewinnung einer demokratischen Kultur des Agons, sondern liefert auch Impulse zur Systematisierung und Historisierung politischer Gegenwartsliteratur.
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