Die Rolle von Vertrauen in virtuellen Teams

Psychologin Dr. Christina Breuer hat erforscht, wie Vertrauen in virtuellen Teams entsteht, wie es wirkt und wodurch es gestärkt werden kann

Virtuelle Teams arbeiten effektiver, wenn das Teamvertrauen groß ist - das ist ein zentrales Ergebnis der Dissertation von Christina Breuer. Welche Einflüsse stärken dieses Vertrauen? Und was impliziert das für eingesetzte Technologien in der Teamzusammenarbeit? Diese Fragen hat Christina Breuer, ehemalige Kollegiaten am DFG-Graduiertenkolleg "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt", im Rahmen ihrer mit summa cum laude bewerteten Promotion untersucht.

Virtuelle Teams arbeiten häufig ohne direkten Sichtkontakt über Standorte, Zeitzonen oder kulturelle Grenzen hinaus zusammen. Für das Teamvertrauen ist diese Form der Zusammenarbeit eine besondere Herausforderung, denn Teamvertrauen entsteht zum einen aus der persönlichen Vertrauensneigung der Teammitglieder, zum anderen aus der wahrgenommenen Vertrauenswürdigkeit im Team. Wie vertrauenswürdig ein Team generell wahrgenommen wird, hängt davon ab, wie Fähigkeiten, Wohlwollen und Integrität der anderen Teammitglieder eingeschätzt werden und wie transparent ein Team arbeitet. „Ist das Teamvertrauen hoch, hat das positiven Einfluss auf das Risikoverhalten im Team“, erklärt Christina Breuer. „Teammitglieder teilen dann beispielsweise eher Informationen, sie fragen nach Hilfe und Feedback, sie engagieren sich stärker und sind offener für gemeinsame Freizeitaktivitäten.“

Christina Breuer konnte nachweisen, dass Teamvertrauen positiv mit der Effektivität im Team zusammenhängt. Dieser Zusammenhang ist in virtuellen Teams stärker als in face-to-face Teams. Für die Zukunft digitaler Zusammenarbeit hat Christina Breuers in ihrer Dissertation daher auch praktische Empfehlungen formuliert. In Groupware-Lösungen, d.h. in computergestützten Systemen für die Teamzusammenarbeit, sollten Technologien integriert werden, die das Teamvertrauen fördern. Gefragt sind Lösungen, die eine gute gegenseitige Wahrnehmung stärken. Ein Beispiel für die bessere Wahrnehmung von Fähigkeiten sind aussagekräftige Online-Profile der Teammitglieder. Wie wohlwollend und integer ein Teammitglied ist, lässt sich über informative Statusmeldungen, regelmäßig genutzte Chats zum persönlichen und aufgabenbezogenen Support sowie gemeinsame virtuelle Kaffeepausen leichter wahrnehmen. Auch kontinuierliches Online-Feedback kann das gemeinsame Lernen, die Motivation sowie die Wahrnehmung der Vertrauenswürdigkeit fördern.

Thema der Dissertation: Maximierung von Vertrauen in virtuellen Teams durch innovative Groupware-Lösungen

Note: summa cum laude

Betreuer der Arbeit: Prof. Dr. Guido Hertel (Doktorvater), Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Becker und Prof. Dr. Joachim Hüffmeier

Über das Graduiertenkolleg 1712/2Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit seiner Gründung 2012 geförderte Graduiertenkolleg erforscht, wie unter den Bedingungen neuer Formen medial vermittelter Kommunikation Vertrauen entwickelt und aufrechterhalten werden kann. In dem interdisziplinär angelegten Kolleg kooperieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft und der Sportwissenschaft. Die Betreuung der Kollegiatinnen und Kollegiaten erfolgt in der Regel durch ein fächerübergreifendes Betreuungsteam. Im Fokus des Kollegs stehen Vertrauensprobleme in den Untersuchungsbereichen Medien, Wirtschaft, Wissenschaft und Sport; die von den Kollegiatinnen/Kollegiaten bearbeiteten Projekte können auf den Analyseebenen von Individuen, Organisationen und Öffentlichkeit angelegt sein. Ziel des Kollegs ist es, neben empirischen Befunden auch neue methodische Einsichten zu gewinnen und die Vertrauensforschung theoretisch zu fundieren. www.uni-muenster.de/GK-Vertrauen-Kommunikation/

Dr. Christina Breuer nach erfolgreicher Disputation gemeinsam mit den Betreuern ihrer Arbeit (v.l.): Prof. Dr. Joachim Hüffmeier (TU Dortmund), Prof. Dr Guido Hertel und Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Becker (beide WWU).
© Meinald Thielsch