Ernst Hellmut Vits-Preis an Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan H.E. Kaufmann verliehen

Universitätsgesellschaft Münster ehrt Infektionsbiologen für sein Lebenswerk
Der Vorstandsvorsitzende der Universitätsgesellschaft, Dr. Paul-Josef Patt (l.), und WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (r.) gratulierten dem Preisträger Prof. Dr. Stefan Hugo Ernst Kaufmann
© UG_Michael Möller

Für sein Lebenswerk hat der international angesehene Infektionsbiologe Stefan Hugo Ernst Kaufmann, Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin am 08. November den mit 20.000 Euro dotierten Ernst Hellmut Vits-Preis 2022 der Universitätsgesellschaft Münster erhalten.

Stefan Hugo Ernst Kaufmann nahm die Auszeichnung bei einer Feierstunde im münsterschen Schloss entgegen. Seine Wissenschaftskarriere widmet der Infektionsbiologe der Erforschung von übertragbaren Krankheiten. Die Arbeiten reichen dabei von der Grundlagenforschung bis zur biomedizinischen Anwendung. Einen besonderen Schwerpunkt setzt er dabei auf Tuberkulose. 2020 erkrankten 10 Millionen Menschen weltweit daran, rund 1,5 Millionen verstarben. Damit ist Tuberkulose eine der weltweit tödlichsten Infektionskrankheiten. Besonders in Ländern mit niedrigem Einkommen tritt sie häufig auf.

Der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), Prof. Dr. Johannes Wessels und Dr. Paul-Josef Patt, Vorstandsvorsitzender der Universitätsgesellschaft Münster, begrüßten die Gäste und würdigten den Preisträger. „Mit Herrn Prof. Dr. Kaufmann ehren wir einen Wissenschaftler, dessen Forschung es möglich macht, einen neuen Impfstoffkandidaten gegen Tuberkulose zu entwickeln. Aber mit der Entwicklung eines zu erwartenden verbesserten Schutzes gegen eine Erkrankung, die insbesondere in Regionen des Globalen Südens kaum in den Griff zu bekommen ist, nicht genug: Prof. Kaufmann hat sich als wissenschaftlicher Koordinator und Mitglied des Kuratoriums der Lindau Nobelpreisträgerstiftung dafür eingesetzt, Kontakte zwischen Jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt und Nobelpreisträgerinnen und -preisträgern zu intensivieren. Dieses Engagement beeindruckt mich ganz besonders,“ betont der Rektor der WWU. „Seit 1968 würdigt die Universitätsgesellschaft Münster hervorragende wissenschaftliche Beiträge, die zur geistigen und materiellen Verbesserung des Lebens beitragen, mit dem Ernst Hellmut Vits-Preis. In diesem Jahr durften wir mit Prof. Dr. Stefan Kaufmann einen herausragenden Wissenschaftler für sein bisheriges Lebenswerk auszeichnen, dessen Engagement und bahnbrechende Forschungen die Basis für weitergehende Entwicklungsarbeiten zur Therapie gegen Infektionskrankheiten darstellt. Wir sind sehr stolz, dass Stefan Kaufmann diese Auszeichnung angenommen hat und die Liste der namhaften Preisträger bereichert“, unterstrich Dr. Patt. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Ulrich Schaible, Direktor des Forschungszentrums Borstel – Leibniz Lungenzentrum und Leiter der Forschungsgruppe für Zelluläre Mikrobiologie im Programmbereich Infektionen des Forschungszentrums Borstel – Leibniz Lungenzentrum, welche sich insbesondere mit Tuberkulose beschäftigt.

Für die musikalische Begleitung sorgte ein Duett von Studierenden der Musikhochschule der WWU Münster bestehend aus Chan Ching-Yi am Klavier und Berfin Karagüzel am Cello.

Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan H. E. Kaufmann hat der wissenschaftlichen Gemeinde bahnbrechende Erkenntnisse zu T-Zell Reaktionen bei der Immunität gegen intrazelluläre Bakterien, zur Funktion der angeborenen Immunantwort und zur Biologie der Tuberkulose geschenkt. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Forschung stellt die Immunantwort gegen Tuberkulose (TB) und die darauf aufbauende erfolgreiche Entwicklung von Impfstoffen dar. Er zählt zu den weltweit meistzitierten Wissenschaftlern. Seine Publikationen sind die Basis für tiefer gehende Entwicklungsarbeiten zur Therapie gegen Infektionskrankheiten. Zudem initiierte Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan H. E. Kaufmann ein interdisziplinäres internationales Konsortium in Afrika, das zentrale Erkenntnisse zum Verlauf der Tuberkulose gewonnen und wesentlich die Ausbildung afrikanischer Studierender gefördert hat. Der Preisträger setzt sich intensiv für eine gerechtere globale Impfstoffverteilung ein. Auch dieses außerordentliche soziale Engagement wird mit dieser Auszeichnung gewürdigt.

Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan H. E. Kaufmann – Lebenslauf:

Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan H. E. Kaufmann (geb. 1948) studierte Biologie an der Universität in Mainz, promovierte dort 1977 und habilitierte sich vier Jahre später an der Freien Universität Berlin. Danach forschte er von 1982-1987 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg, und wurde 1987 Professor für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie an die Universität Ulm. Dort hatte er bis 1998 als Ordinarius den Lehrstuhl für Immunologie inne. 1993 kehrte er zur Max-Planck-Gesellschaft zurück mit dem Auftrag, das MPI für Infektionsbiologie in Berlin zu gründen. Dort leitete er bis zu seiner Emeritierung 2019 die Abteilung Immunologie und ist weiter als Emeritus-Direktor am Berliner Institut und am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie wissenschaftlich aktiv. Seit 1998 ist er Honorarprofessor an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er ist darüber hinaus Gastprofessor an der Tongji University, School of Medicine, Shanghai, China (seit 2011), Honorarprofessor an der Universidad Peruana Cayetano Heredia, Lima, Peru (seit 2012), Gastprofessor an der Peking Union Medical College, Beijing, China (seit 2014).

Stefan Kaufmman erhielt von der Universität Marseille (Frankreich) die Ehrendoktorwürde und ist Fellow des Royal College of Physicians of Edinburgh. 

Ernst Hellmut Vits-Preis

Der Ernst Hellmut Vits-Preis ist mit 20.000 Euro die höchstdotierte Auszeichnung der Universitätsgesellschaft Münster. Benannt ist er nach Ernst Hellmut Vits, dem langjährigen Vorsitzenden der Universitätsgesellschaft Münster e.V. (vormals Gesellschaft zur Förderung der WWU e.V.). Er wird in zweijährigem Turnus verliehen. Im Wechsel wird ein Beitrag aus dem Bereich der Naturwissenschaften und Medizin sowie aus den Geisteswissenschaften gewählt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, jeder Fachbereich der Universität Münster sowie der Vorstand und das Kuratorium der Universitätsgesellschaft Münster sind berechtigt, preiswürdige Beiträge vorzuschlagen. Preisträger waren bisher unter anderem Martin Hellwig, François Diederich, Dietmar Willoweit, Stefan W. Hell, Renate Mayntz, Wolf Singer, Günther Patzig, Otto D. Creutzfeld, Carl Friederich von Weizsäcker und Alfred Müller-Armack.

Zur Pressemitteilung der WWU

Das Kurzportrait von Prof. Dr. Dr. h.c. Kaufmann finden Sie hier

Weitere Informationen zum Ernst Hellmut Vits-Preis

Die Liste der Früheren Preisträger*innen finden Sie hier