Prof. Dr. Monika Bobbert
Modulkurs: Das Proprium christlicher Ethik
Di 13-16 Uhr 17.10.2023 bis 30.01.2014
Die Frage nach dem Proprium christianum, d.h. dem spezifisch Christlichen der theologischen Ethik ist die nach ihrem Selbstverständnis. Die theologische Ethik muss sowohl intradisziplinär als auch interdisziplinär im Dialog mit den Natur- und Geisteswissenschaften darlegen können, inwiefern für ein moralisch verantwortliches Handeln nicht nur empirische Erkenntnisse und philosophische Axiome bedeutsam sind, sondern insbesondere auch der christliche Glaube.
Nachdem in den 1970er und 80er Jahren die Frage nach dem Proprium christianum im deutschsprachigen Raum zu heftigen Debatten über "Autonome Moral im christlichen Kontext" und "Glaubensethik" geführt hatte, wurde es in den darauf folgenden Jahrzehnten eher still. Zum einen bildete sich ein gewisser Konsens heraus, dass eine theologische Ethik mit philosophischen Begriffen und Methoden ausweisbar sein müsse. Zudem widmete man sich angesichts drängender Fragen intensiv anwendungsbezogenen Bereichsethiken wie etwa der Medizin- und Bioethik, Wirtschafts- und Umweltethik.
Jedoch lässt sich die Frage nach dem Selbstverständnis der theologischen Ethik nicht dauerhaft im Rückgriff auf vergangene Debatten beantworten. Vielmehr muss die Frage nach dem christlichen Proprium immer wieder explizit bearbeitet und insbesondere angesichts neuere Ansätze theologischer Ethik verortet werden.
Hauptseminar (Systematische Theologie): Epistemische Ungerechtigkeit: Konzepte und Problemfelder
zusammen mit Julia van der Linde
Mi 12-14 Uhr 11.10.2023 bis 31.01.2024
Bei der Polizei wird einer Person nicht geglaubt, weil sie eine Person of Color ist. Eine andere Person erlebt sexuelle Belästigung, kann ihre Erfahrung jedoch nicht mitteilen, weil sie in einer Kultur lebt, in der es keinen kritischen Begriff der sexuellen Belästigung gibt. Diese Situationen führt Miranda Fricker als Beispiele für epistemische Ungerechtigkeit an.
Der Begriff wurde von der britischen Philosophin Miranda Fricker geprägt und wird dort angewendet, wo Gruppen vom Erwerb von Wissen und Deutungsmitteln ausgeschlossen werden oder ihnen abgesprochen wird, relevantes Wissen zu erlangen und Wahrnehmungen mitzuteilen. Dies führt dazu, dass Menschen eigene Erfahrungen nicht begreifen und deuten und infolgedessen nicht vermitteln können (hermeneutische Ungerechtigkeit), sie nicht gehört werden, weil sie aufgrund von Vorurteilen als unglaubwürdig oder sogar als nicht zuhörenswert gelten, oder sie darauf verzichten, Erfahrungen anzusprechen, weil sie davon ausgehen, dass ihnen aufgrund von Vorurteilen nicht geglaubt wird (testimoniale Ungerechtigkeit). Die damit verbundene Ausblendung von Erfahrungen und Perspektiven spielt etwa in der feministischen Philosophie, postkolonialen Theorien oder der Critical Philosophy of Race eine Rolle und verdeutlicht die Bedeutung von Wissen für die Aushandlung von Machtverhältnissen.
Das Seminar setzt sich mit dem Konzept der Epistemischen Ungerechtigkeit auseinander. Es folgt eine Anwendung auf konkrete Probleme, u.a. sexualisierte Gewalt, spiritueller Missbrauch und Diskriminierung von Menschen mit einer Behinderung oder von Migrant:innen.
Oberseminar: Methodische und inhaltliche Fragen anwendungsbezogener Ethik
zusammen mit Julia van der Linde
Bei vielen Themen anwendungsbezogener Ethik spielen ähnliche methodische Fragen, grundlegende Begriffe und Unterscheidungen eine Rolle. Hinzu treten jedoch auch themenspezifische Besonderheiten und Besonderheiten durch die Heranziehung anderer wissenschaftlicher Disziplinen. Anhand konkreter Projekte werden Konzeptionen und Texte aus methodischer und inhaltlicher Sicht diskutiert.
Für die Anmeldung zum Oberseminar wenden Sie sich bitte an Frau Wiedemeier.