„Bin gespannt, wie das didaktische Potenzial der Bittschreiben in Zukunft genutzt wird“

Moritz Menke erhält als Studentische Hilfskraft besondere Einblicke in die handschriftlichen Briefe der im Nationalsozialismus verfolgten Menschen

In seiner Tätigkeit als Studentische Hilfskraft (SHK) erfasst und systematisiert Moritz Menke mit fünf weiteren Studierenden Archivmaterial aus den vatikanischen Archiven, transkribiert Bittschreiben der im Nationalsozialismus verfolgten jüdischen Menschen und führt erste Recherchen zu ihnen durch. Was er an seiner Arbeit am spannendsten findet und was für ihn das Besondere an den Bittschreiben ist, erzählt er im Interview.

Porträt Moritz Menke
Moritz Menke
© SMNKG - Jana Haack

Wie arbeiten Sie als Studentische Hilfskraft im Projekt „Asking the Pope for Help“ mit?

Wir sind super in das Projekt eingebunden. Unsere Arbeit geht weit über die Aufgaben, die man sich eigentlich als SHK vorstellt, hinaus. Wir erhalten Arbeitsaufträge, die Selbstständigkeit, Mitdenken und Eigeninitiative erfordern. Am spannendsten finde ich die Transkription der handschriftlichen Briefe und die Recherchen zu den dahinterstehenden Einzelschicksalen, aber auch das Verfassen kleinerer Texte für die kommende Online-Edition gefällt mir und macht mir Spaß. Aktuell schreibe ich Bittschreiben ab und gebe sie in ein Programm ein, das sie später systematisch in die angestrebte Online-Edition überführt. Durch die teils sehr unterschiedlichen Handschriften der Verfasserinnen und Verfasser wird das nie langweilig.

Was fasziniert Sie an dieser Arbeit am meisten?

Es ist berührend, wie viel Emotionen in wenigen Zeilen transportiert werden können. Das Leid und die Verzweiflung werden in den Bittschreiben greifbar, wodurch diese Quellen auch hohes didaktisches Potenzial beinhalten. Ich bin sehr gespannt, wie das in Zukunft genutzt wird. Durch meine letzte Reise nach Portugal interessiere ich mich zudem sehr für Fluchtrouten über die Iberische Halbinsel und insbesondere für das Leben der Jüdinnen und Juden in Lissabon. Darüber etwas in den Quellen zu erfahren, ist sehr besonders.

Gibt es auch etwas, was Sie an dieser Arbeit mit den Einzelschicksalen frustriert?

Ja, es macht einen traurig, wenn wir Hilfskräfte Recherchen zu verschiedenen Einzelschicksalen beginnen und in der Datenbank von Yad Vashem Hinweise darauf erhalten, dass die jeweilige Person in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet wurden. Auch wenn wir Informationen dazu finden, wie manchen Personen eine Flucht aus Europa gelang, wird einem in diesen Momenten trotzdem klar, dass es sich dabei lediglich um glückliche Ausnahmen handelte.

Was wollten Sie schon immer einmal im Vatikan machen?

Ganz klar: Einmal dort arbeiten!