
Origenes im koptischen Ägypten
Der Traktat des Schenute von Atripe gegen die Origenisten
Der Traktat gegen die Origenisten (I Am Amazed / Ich wundere mich), den Schenute von Atripe, der Abt des Weißen Klosters in Oberägypten, wohl um 445 verfasst hat, ist ein für die ägyptische Kirchen- und Theologiegeschichte des 5. Jahrhunderts höchst aufschlussreiches Dokument. Im Rückgriff auf den antiorigenistischen Osterfestbrief des Patriarchen Theophilus von Alexandria aus dem Jahr 401, der in einer lateinischen Übersetzung des Hieronymus überliefert ist (Brief 96 in seinem Briefcorpus), wandte Schenute sich gegen die Verbreitung apokrypher Schriften, mit denen möglicherweise die gnostischen Codices von Nag Hammadi gemeint waren, und gegen verschiedene Häresien, zu seiner Zeit besonders gegen den Nestorianismus. Insbesondere kritisierte er origenistische Vorstellungen in der Christologie, Anthropologie und Eschatologie bezüglich der Seelenlehre und der leiblichen Auferstehung. Sein Traktat ist ein einzigartiges Zeugnis für die Wirkungsgeschichte des Origenes im spätantiken koptischen Ägypten.
Alfons Fürst (Hg.), Origenes im koptischen Ägypten. Der Traktat des Schenute von Atripe gegen die Origenisten (Adamantiana 26), Münster: Aschendorff Verlag, 2022, 275 Seiten, 52€. ISBN 978-3-402-13764-2