Herbert Vorgrimler

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Westf. Wilhelms-Universität Münster trauert um ihren Angehörigen, den emeritierten Universitätsprofessor für Dogmatik und Dogmengeschichte,

Dr. Herbert Vorgrimler,

geboren am 4. Januar 1929 in Freiburg i. Br.,

verstorben am 12. September 2014 in Münster im Alter von 85 Jahren.

 

Herbert Vorgrimler promovierte 1950 im Anschluss an seine Studien der Theologie und Philosophie in seiner Heimatstadt und in Innsbruck dort im Fach Dogmatik. 1953 wurde er zum Priester geweiht. 1968 folgte er dem Ruf auf den Lehrstuhl für Dogmatik an der Theologischen Fakultät in Luzern. 1972 übernahm er den Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmen­geschichte an der Universität Münster, den er bis zu seiner Emeritierung 1994 innehatte. In dieser Zeit war er auch für einige Jahre Geschäftsführender Direktor der Theologischen Seminare und Dekan der Fakultät.

Vorgrimler, einer der engsten Vertrauten und Freunde von Karl Rahner, erlangte inter­nationale Bekanntheit durch seine Arbeit als hauptamtlicher Redakteur der zweiten Auflage des „Lexikons für Theologie und Kirche“, bei dem er die Sparten Dogmatik, Dogmengeschichte, Fundamentaltheologie, Philosophie, Biblische Theologie, Moral- und Pastoraltheologie, Ökumene sowie Psychologie und Tiefen­psychologie betreute. Als Schriftleiter hatte er zudem die Verantwortung für die Herausgabe des dreibändigen Kommentars zu den Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils in den Ergänzungsbänden zum „Lexikon für Theologie und Kirche“.

Von 1968 bis 1974 war er Berater des Päpstlichen Sekretariates für die Nichtglaubenden; zusammen mit Karl Rahner gab er die „Internationale Dialog-Zeitschrift“ heraus. Eines seiner Herzensanliegen war das jüdisch-christliche Gespräch.

Seit seiner Emeritierung war Herbert Vorgrimler neben seiner weiteren wissenschaftlichen Arbeit und einer internationalen Vortragstätigkeit verstärkt pastoral tätig. 1995 wurde er ehrenamtlicher Leiter der Seelsorge und Rektor der Klinikkirche des Clemenshospitals in Münster. In dieser  Zeit widmete er sich intensiv den Grenzfragen zwischen Theologie und Medizinethik.


Prof. Dr. Herbert Vorgrimler hat sich konsequent um ein lebendiges Gedächtnis der nicht nur für die deutsche katholische Kirche bedeutsamen Theologie Karl Rahners bemüht und war einer der Herausgeber der kritischen Edition der „Sämtlichen Werke“ von Rahner. Vorgrimler stand für eine kirchlich rückgebundene Theologie ein, die die Lehren des II. Vatikanischen Konzils mit den Herausforderungen der Gegenwart verbindet, und für eine dialogfähige, lernbereite und erneuerungswillige Kirche. Seine Bereitschaft zum Widerspruch gegen von ihm empfundenes Unrecht hat manche Freundschaft auf eine Probe gestellt.

Viele seiner Werke sind theologische Standardliteratur geworden, so das „Kleine theologische Wörterbuch“, das „Kleine Konzilskompendium“, der Band über die Sakramente der Buße und Krankensalbung im „Handbuch der Dogmengeschichte“, seine Bücher zur Gotteslehre, Sakramententheologie sowie zur Geschichte der Höllenvorstellungen und zur Theologie des Himmels.

Die Katholisch-Theologische Fakultät verliert mit Prof. Dr. Herbert Vorgrimler einen begabten und pastoral sensiblen Lehrer, der mit seiner gesamten Lebenskraft für eine Theologie eintrat, die konsequent von der Suche des Menschen nach Gott ausgehend jede Frage bedenkt.