Unter großer Beteiligung hielt Privatdozent Dr. Joachim Negel seine Antrittsvorlesung. Er hatte sich im Sommer an unserer Fakultät im Fach Fundamentaltheologie habilitiert. In seinem Vortrag spannte er einen weiten theologiegeschichtlichen Bogen, um eine existentielle Theologie der Gnade zu entwickeln.

Negel versuchte, die "Höhenpsychologie" von Viktor Frankl, quasi ein Gegenstück zur Freuds "Tiefenpsychologie" für die Gnadenlehre fruchtbar zu machen. Dazu bezog er sich auf eine phänomenologische Verortung des Menschen, wie Elmar Salmann (der am 30. Januar die ökumenische Gastvorlesung halten wird) sie mit Bild der Doppelparabel zeichnet: der Mensch, ausgespannt zwischen Herkunft und Zukunft, zwischen Höhe und Erdung. Gnade besteht letztlich darin, alle Aspekte in einem gelungenen Leben zu vereinen.

Joachim Negel (Jahrgang 1962) ist zur Zeit Dozent für Fundamentaltheologie und Religionsphilosophie am Katholisch-Theologischen Seminar der Philipps-Universität Marburg. Nach Studien in Würzburg, Paderborn und Paris wurde er 2002 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn mit einer Arbeit zur Erlösungslehre promoviert. Er war von 1998 bis 2004 Studentenpfarrer an der Universität Dortmund, von 2004-2009 Dekan des Theologischen Studienjahres Jerusalem (Dormition Abbey) und hat seit dem 1. Oktober 2009 die Stelle eines Akademischen Rates am Katholisch-Theologischen Seminar der Universität Marburg inne.

An unserer Fakultät hat er sich im Sommersemester 2011 im Fach Fundamental­theologie habilitiert. Schwerpunkte seiner dogmatischen Interessen liegen in der Soteriologie und der Sakramentenlehre. Im Bereich Fundamentaltheologie arbeitet er an einer "Hermeneutik der Offenbarung", zu deren Erschließung er sich auf Autoren der französischen Phänomenologie sowie auf Vertreter der "Neuen Phänomenologie" stützt.

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