Rund 80 Teilnehmende hörten interessiert zu und diskutierten auf den 1. Münsteraner Fachgesprächen.
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Erfolgreiche Zusammenführung von Expertise

Rund 80 Teilnehmende bei den 1. Münsteraner Fachgesprächen zur Zukunft des Theologiestudiums
Dr. Zimmermann und Burke begrüßen die Teilnehmenden.
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„Wir werden jetzt die Zugfahrt zurück nach Erfurt nutzen, um Module zu entwerfen. Mein Kopf ist voller Ideen!“ Hochzufrieden verlassen die Dekanatsassistentin der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt Brigitte Kanngießer und Dekan Thomas Bauer die Münsteraner Fachgespräche. Gemeinsam mit rund 80 Personen aus Deutschland und der Schweiz war sie der Einladung von Dr. Barbara Zimmermann (Koordination Hochschuldidaktik) und Andree Burke (Netzwerkbüro Theologie und Beruf) nach Münster gefolgt, um an zwei Tagen (30.6. + 1.7.) über die Zukunft theologischer Studiengänge zu debattieren. Dank einer abwechslungsreichen, auf Kommunikation und Konkretion angelegten Tagungsdidaktik gelang es der Koordinatorin und dem Koordinator, Expert_innen der Curriculumsentwicklung in Münster zu vernetzen und den Dialog mit Vertreter_innen verschiedener Berufsfelder (Gemeinde, Schule, Hochschule und Kultur & Gesellschaft) zu intensivieren.

Pünktlich um 14:00 Uhr begrüßten die Zimmermann und Burke am Freitag die Tagungsgäste im Tagungscafé. In ihrer Eröffnungsrede illustrierten sie anschaulich, wie unterschiedlich beispielsweise Studierende, Fachleiter_innen, Mentor_innen und Professor_innen auf theologische Curricula schauen und wie sehr sich Verantwortliche der Curriculumsentwicklung heute im „Kreuzfeuer d(ies)er Interessen“ (so ein Untertitel der Tagung) sehen. Sie stimmten die Tagungsgruppe darauf ein, in Abgrenzung zum Wettbewerbscharakter des Bologna-Prozesses solidarisch Visionen, die Optionen sind für theologische Studienprogramme zu formulieren.

Tannen und Tiede von der AGT brachten die studentischen Visionen ins Gespräch.
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Dass die Interessen der Studierenden dabei von zentraler Relevanz sind, wurde im 1. Tagungsteil herausgearbeitet. Der Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft Theologiestudierende (AGT) – vertreten durch Johanna Tannen und Florian Tiede - brachte studentische Visionen klar ins Gespräch. Der Organisationspsychologe Prof. Michael Ley (Köln) betonte aus wissenschaftlicher Perspektive die Notwendigkeit von Anknüpfungspunkten zwischen (religiöser) Schüler_innenbiographie und Studium. Im gemeinsamen Gespräch im Plenum wurde deutlich, dass Studierenden- und Subjektorientierung Markenzeichen theologischer Studiengänge sein müssen. Gemeinsam trugen die Tagungsteilnehmenden dazu konkrete Ideen zusammen: So könnten in Zukunft verstärkt Reflexionseinheiten im Curriculum verankert werden (theologisch basierte Reflexion der individuellen Glaubensbiographie, theologisch basierte Reflexion von Berufsleitbildern, Verbindung in der Figur der beruflichen Handlungskompetenz), es könnten Studierende vor und während des Semesters in die thematische Lehrplanung einbezogen sowie noch konsequenter curriculare Strukturen etabliert werden, die individuelle theologische Profilbildung ermöglichen. Durch eine – gemeinsam mit der Fachschaft erarbeitete – Ausstellung mit Zitaten, warum und wozu Studierende heute Katholische Theologie studieren, wurde zudem sichtbar, wie vielfältig und heterogen die Interessen gegenwärtig sind und dass es didaktisch Auftrag, Chance und Herausforderung zugleich ist, diese Motivationen aufzugreifen, um sinnstiftende Bildungsangebote zu ermöglichen.

Prof. Ladenthin konturierte die Relevanz der Theologie aus bildungswissenschaftlicher Perspektive.
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Im zweiten Tagungsabschnitt konturierte Prof. Dr. Volker Ladenthin (Bonn) die Relevanz der Theologie aus bildungswissenschaftlicher Perspektive. Er schärfte mit seinem Vortrag den Blick dafür, Studierende der Theologie zu befähigen, ein theologisches Profil in die Gesellschaft einzuweben und christliche Positionen zur Legitimation von Sinnhaftigkeit zu formulieren. Sein Beitrag wurde auch beim anschließenden Conference-Dinner in der Aula der KSHG viel diskutiert.

Am 2. Tagungstag stand der Dialog mit der Praxis im Vordergrund. In vier Themenräumen wurde ausgelotet, inwiefern Studiengänge schon auf die verschiedenen Tätigkeitsfelder von Theolog_innen vorbereiten können. Dabei wurde raumübergreifend die Relevanz von Praktika bis hin zu Praxissemestern hervorgehoben. Ganz konkret könnte beispielsweise das Modell des Praxissemesters aus der Religionslehrerausbildung auf das theologische Vollstudium übertragen und ein vorgezogenes Gemeindesemester etabliert werden, um die Wechselbeziehung zwischen Theologie und fachwissenschaftlicher Ausbildung auf der einen und beruflicher Praxis auf der anderen Seite zu fördern. Mit Blick auf die Tätigkeitsfelder Hochschule sowie Kultur & Gesellschaft wurde unter anderem die Notwendigkeit individueller Profilbildung herausgestellt; dazu müssten curriculare Strukturen einer individuellen Profilbildung vorgesehen und didaktische Konzepte einer ausgewogenen Mischung aus Förderung und Eigeninitiative etabliert werden. Der Umgang mit Heterogenität wurde im Themenraum Religionsunterricht als eine zentrale Herausforderung markiert. Eine darauf reagierende binnendifferenzierte Didaktik im Religionsunterricht müsse schon im Studium stärker angebahnt werden. Neben dem Wissen um heterogene Schulklassen, Optionen einer reflektierten Klassifizierung und Kategorisierung sei – so wurde visionär formuliert – auch eine binnendifferenzierte Hochschuldidaktik begrüßenswert. Es gelte, eine Hochschuldidaktik zu fördern, bei der der Heterogenität der Studierenden Rechnung getragen werde. Zugleich wurde auf Arbeitgeberseite diskutiert, inwiefern solche Heterogenität sich als Charismenvielfalt dechiffrieren lässt.

Zum Ende der Tagung formulierten Burke und Zimmermann ganz praxisnah und exemplarisch, welche curricularen Handlungsoptionen aus den Münsteraner Fachgesprächen erwachsen können. Sie entließen ihre Tagungsgäste mit dem Impuls, konkrete Konsequenzen für die eigenen Standorte zu bedenken, um die Qualität theologischer Studienprogramme insgesamt zu fördern.

Alle Visionen, Tagungsdokumentation und -nachbereitung unter www.muensteraner-fachgespraeche.de

[Münsteraner Fachgespräche]

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