Antrittsvorlesung von Kathrin Gies an der Universität Bamberg

Am 15. Juni 2023 hielt Frau Prof. Dr. Kathrin Gies ihre Antrittsvorlesung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Helden und ihre Freunde – eine queere Lektüre der David-Jonatan-Erzählung“ beleuchtete sie die Möglichkeiten einer queeren Interpretation biblischer Texte. Diese Interpretationsansätze wurden bisher oft als unhistorisch kritisiert, da sie vermeintlich fremde Konzepte in die Texte einbringen. Kathrin Gies argumentierte jedoch, dass queer gelesene Bibeltexte zu einer anspruchsvollen Textdeutung gehören, insbesondere angesichts pluraler Lebensentwürfe und -welten.

David und Jonathan umarmen sich. Manuskriptillustration zum Text "La Somme le roy" um 1300 n. Chr. | Add.28162 fol. 6v. | British Library, London
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Im Mittelpunkt ihres Vortrags stand einerseits die David-Jonatan-Erzählung aus der Bibel und das Gilgamesch-Epos aus dem mesopotamischen Raum mit den Protagonisten Gilgamesch und Enkidu, die sie nutzte, um aufzuzeigen, wie durch die Anerkennung historischer und kultureller Unterschiede zwischen Entstehungskontext und gegenwärtigen Kontexten ein Beitrag zur Auflockerung der sozialen Norm von Heterosexualität geleistet werden kann. Dieser Ansatz ermöglicht, Heteronormativität zu destabilisieren.

Kathrin Gies studierte Germanistik und Katholische Theologie an der Universität Würzburg, wo sie sowohl das Erste Staatsexamen als auch ein Diplom in Katholischer Theologie erfolgreich abschloss. Im Anschluss daran wurde sie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg mit einer Dissertation zum Thema „Geburt – ein Übergang. Rituelle Vollzüge, Rollenträger und Geschlechterverhältnisse. Eine alttestamentliche Textstudie“ promoviert. Nach Abschluss ihrer Promotion absolvierte sie von 2009–2011 ihr Referendariat an Gymnasien, das sie mit dem Zweiten Staatsexamen abschloss. Zehn Jahre lang war sie als Studien- bzw. Oberstudienrätin im Hochschuldienst am Institut für Katholische Theologie der Universität Duisburg-Essen tätig. Dabei lag ihr Schwerpunkt vor allem auf der Religionslehrer:innenbildung.

Im Jahr 2020 habilitierte sich Kathrin Gies an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster mit der Arbeit „Strebe nach Schalom! Eine biblisch-ethische Lektüre von Psalm 34“. Während des Habilitationsprojekts wurde sie von Prof. Dr. Johannes Schnocks, Professor für Zeit- und Religionsgeschichte des Alten Testaments am IBET, betreut, der auch als Erstgutachter im Habilitationsverfahren fungierte.

Im November 2021 wurde Prof. Dr. Kathrin Gies als Nachfolgerin von Prof. Dr. Klaus Bieberstein auf den Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaften berufen und zur Professorin ernannt (Interview mit Kathrin Gies anlässlich ihrer Berufung an die Universität Bamberg). Nach Ende der Elternzeit trat sie zum Wintersemester 2022/23 ihren Dienst in Bamberg an.

Zu der Antrittsvorlesung waren zahlreiche Wegbegleiter:innen gekommen. Von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster nahmen Johannes Schnocks und Ludger Hiepel teil.

Prof. Dr. Kathrin Gies (Mitte), Prof. Dr. Johannes Schnocks (links) und Dipl. Theol. Ludger Hiepel M.A. bei der Antrittsvorlesung an der Universität Bamberg
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