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Das älteste Evangelium und die Entstehung der kanonischen Evangelien - Einladung zum Gastvortrag

Auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät spricht am Freitag, 24. Juni 2016, um 12 Uhr c. t. im Hörsaal KTh I, Johannisstr. 8 - 10, Prof. Dr. Matthias Klinghardt (TU Dresden) zum Thema: "Das älteste Evangelium und die Entstehung der kanonischen Evangelien".

Die literarischen Beziehungen der Evangelien des Neuen Testaments, die unter den Namen von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes bekannt sind, wurden im Lauf der Geschichte beschrieben und diskutiert. Dabei spielt eine Schrift, die nur mehr aus wenigen Zitaten antiker Autoren zusammengestellt werden kann, eine wichtige Rolle: Das Evangelium des Markion, der in der Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Rom kam und nach Auseinandersetzungen mit der römischen Gemeinde als Häretiker in die Kirchengeschichte eingegangen ist. Seit dem neunzehnten Jahrhundert setzte sich – nicht unwidersprochen, aber dennoch mit großer Breitenwirkung – eine Meinung der antiken christlichen Autoren durch, dass Markion das Evangelium des Lukas verfälscht – nämlich gekürzt habe. Dagegen zeigt Matthias Klinghardt, dass die Beziehung diese Texte umgekehrt zu lesen ist. Viele problematische Passagen im Lukasevangelium lassen sich besser damit erklären, dass der Autor des Lukasevangeliums das Evangelium des Markion erweitert hat. Diese durch viele Detailbeobachtungen gestützte These ergänzt Klinghart mit zwei weiteren Thesen. Erstens schlägt er eine minutiös begründete (und in dieser Ausführlichkeit neue) Rekonstruktion des Evangeliums des Markion vor. Zweitens entwirft er auf dieser Basis das Beziehungsnetz zwischen den vier Evangelien des Neuen Testaments neu. Seine Rekonstruktion kommt zum Beispiel ohne die hypothetische Logienquelle "Q" aus. Im angekündigten Vortrag stellt Matthias Klinghardt seine Thesen und die Daten, die sie unterstützen, in ihren Grundzügen vor und steht danach zu einer Diskussion zur Verfügung.

Die Katholisch-Theologische Fakultät Münster lädt alle Interessierten herzlich zur Teilnahme ein.

Zur Person Prof. Dr. Matthias Klinghardt
Prof. Dr. Matthias Klinghardt vertritt das Fach Biblische Theologie am Institut für Evangelische Theologie an der TU Dresden. Nach einer Arbeit über das lukanische Verständnis des Gesetzes (1988) legte er 1996 das heute gültige Standardwerk zu Praxis und Theologie des Mahls im antiken Christentum und seinem Kontext vor (Gemeinschaftsmahl und Mahlgemeinschaft. Soziologie und Liturgie früh­christ­licher Mahl­feiern). Neben Publikationen zu unterschiedlichen Themen und wichtigen Einsitchten (auch zur Mahlkultur) veröffentlichte Matthias Klinghardt 2015 das zweibändige Werk "Das älteste Evangelium und die Entstehung der kanonischen Evangelien", dessen Material, Analysen und Einsichten den Hintergrund für den oben angekündigten Vortrag bildet.

[Seminar für Liturgiewissenschaft]